Sundern/Venlo. Eigentlich hatte Niklas Thiemann seinen geliebten Camper nach dem Diebstahl schon aufgegeben. Dann erreichte sein Facebook-Post einen Holländer…

„Nach dem Camper ist vor dem Camper.“ Das schreibt Niklas Thiemann auf Facebook, nachdem sein Bürstner Campeo in Venlo am helligten Tage geklaut wird. Und das soziale Netzwerk zeigt einmal richtig, wie sozial und solidarisch es sein kann.

Und ein Holländer findet den „Dicken“, wie Thiemann ihn nennt. Eine Story, die staunen lässt.

2,3 Tausend auf Facebook mal geteilt

Eigentlich klingt die Geschichte von Niklas Thiemann wie aus einem Werbespot für Facebook. In dem sozialen Medium postet der 48-Jährige ein Bild von seinem gestohlenen Camper und bittet um Hilfe.

2,3 Tausend mal wird der Beitrag geteilt. Und der Camper wird gefunden – obwohl Thiemann ihn eigentlich schon aufgegeben hat.

Sunderner nutzt Camper für seinen Beruf

Doch fangen wir ganz vorne an und drehen die Uhr sieben Tage zurück. Thiemann ist Berufsfotograf. Seinen Camper nutzt er nicht nur fürs „Privatvergnügen“, er ist sein Shootingfahrzeug. „Als Werbefotograf bin ich viel unterwegs. So spare ich mir die Hotelkosten“, erklärt der 48-Jährige.

Die Arbeit am Laptop kann er in dem Fahrzeug auch machen – perfekt. „Er ist mir also wirklich sehr wichtig, beruflich eben.“

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Und wenn in Wochenende spontan mal frei ist, dann liegt ein Kurztrip mit den Kindern und der Freundin auch nahe. So auch am vergangenen Freitag. „In vier Stunden ist man am Strand von Holland. Das haben wir echt zu schätzen gelernt“, so Thiemann.

Anderthalb Jahre besitzt er den Camper, zuvor erkundete er die Welt mit einem VW Bulli.

Vertrauenswürdiger Parkstreifen in Venlo

Diesmal geht’s nach Venlo.

„Auf dem Weg haben wir ein paar Antiquitäten geholt.“ Er liebe solches Zeug, sagt er, gerade aus den 60er- bis 70er-Jahren. Angekommen in Venlo sucht die Familie mit einer App nach einem Platz für ihren Wagen. Schnell werden sie fündig.

„Das war ein Parkstreifen mitten im Wohngebiet und an der Maas, sah sehr vertrauenswürdig aus“, erinnert der Fotograf sich zurück. Den Camper abgestellt. Mit dem Funkschlüssel abgeschlossen. Und ab in die Stadt. Halb fünf zeigt die Uhr.

Camper für immer weg?

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Vier Stunden später, um 20.30 Uhr kommen die Spontanurlauber zurück zum Parkstreifen. „Und der war leer. Nichts mehr da. Ein Lücke, wo unser Camper stand. Ich dacht, ich guck nicht richtig!“ Der Schock sitzt tief in den Knochen. „Und dann standen wir da. In T-Shirts und kurzen Hosen.“

Portemonnaies und Handys hatten sie glücklicherweise bei sich. Der Rückweg würde möglich.

„Wir haben dann die Polizei gerufen. Aber weil in Venlo eine Großveranstaltung war, mussten sie einen Streifenwagen aus der Nachbarstadt schicken. Eine Stunde später kam er.“

Nachdem sie den Diebstahl aufgenommen hatten, war für die Polizei sofort klar: „Den sehen Sie nie wieder.“ Für Thiemann war das erstmal noch kein so großes Drama. Schließlich sei er gut versichert.

Preissteigerung und ewige Lieferzeiten

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Im Streifenwagen ging es für die Familie zum Bahnhof und über Düsseldorf nach Hause. „Es war schon traurig. Da waren viele private Sachen drin, Fotoausrüstung. Man hat auch viel erlebt“, sagt Thiemann. Doch die gute Versicherung macht ihm Hoffnung. Bis er im Netz nach einem neuen Camper sucht.

Statt früher 72 Tausend, sollte das gleiche Modell nun 85 Tausend Euro kosten. „Mit der gleichen Ausstattung! Und die Lieferzeit betrug anderthalb Jahre.“

Der Schock sitzt. „Da war ich dann wirklich traurig.“ Er brauche so einen Wagen schließlich, und noch dazu bereite ein Camper ihm großen Spaß.

Facebook-Post erreicht Holländer

Daher schließlich der Facebook-Post. Die Hoffnung hat der 48-Jährige schon fast verloren. Doch dann geschieht etwas, das einem Wunder ähnelt. „Das hat eine Eigendynamik bekommen.“ 2,3 Tausend mal wurde der Post geteilt.

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Montagabends erreichte Thiemann dann gegen 20:15 Uhr die Nachricht. Mit einem Foto. Von nichts Geringerem als seinem Camper. „In Tegelen wurde er gesehen“, sagt Thiemann.

Der Finder: ein junger Holländer namens Mike. In einer Gruppe auf Facebook hatte er den Beitrag von Thiemann gesehen, auf dem Nachhauseweg von der Arbeit wieder erkannt. „Ich bin so unfassbar dankbar. So schön. Ohne Facebook hätte ich ihn nie wieder gesehen!“, so Thiemann.

In einer Facebook-Gruppe wird ein Holländer auf Niklas Thiemanns Hilferuf aufmerksam. Auf dem Nachhauseweg entdeck er montags den Camper, schreibt direkt in die Gruppe.
In einer Facebook-Gruppe wird ein Holländer auf Niklas Thiemanns Hilferuf aufmerksam. Auf dem Nachhauseweg entdeck er montags den Camper, schreibt direkt in die Gruppe. © WP | Niklas Thiemann

Noch fehlt der Name

„Das Foto leitete ich an die Polizei Venlo, die direkt einen Streifenwagen in der Nähe hinschickte, um den Camper sicherzustellen“, berichtet der Fotograf. Dienstag holte er den Wagen ab. Und traf sich auch mit Mike. „Der war total nett“, freut Thiemann sich.

Glücklich mache ihn auch, dass der Camper noch heile war. Alles Wertvolle ist zwar weg, aber seine Antiquitäten sind noch da. Und am wichtigsten: Dank Facebook hat Thiemann seinen Camper zurück. „Ich bin super happy! Und jetzt kriegt er auch endlich einen Namen. Den hat er sich verdient!“