Arnsberg. Warum eigentlich reicht neues Kursbecken des Nass nicht aus? FDP-Ratsfraktion begrüßt Beanstandung des Ratsbeschluss zu Lehrschwimmbecken.

Die FDP-Ratsfraktion in Arnsberg begrüßt einer Erklärung zufolge „ausdrücklich die Beanstandung des Ratsbeschlusses“ nach einem Antrag von CDU/Bündnis 90 Grüne zu den Lehrschwimmbecken in Arnsberg durch die SPD-Ratsfraktion und zwei weiteren Einzelratsmitgliedern. „Die letzte Ratssitzung, insbesondere die Annahme des Beschlusses der CDU-Fraktion und der Fraktion B´90/Die Grünen zu den Lehrschwimmbecken in Arnsberg, hat uns irritiert und zunächst sprachlos gegenüber der Entscheidung zurückgelassen“, schreibt die FDP.

Bäderstreit: So könnte es weitergehen

Die CDU betont ausdrücklich in Gesprächen mit dieser Zeitung, dass sie allen Bäder-Maßnahmen vor der Umsetzung einer verantwortungsvollen Kostenprüfung unterziehen wolle. Gespräche mit Bürgermeister Ralf Bittner würden dazu von CDU und auch Grünen gesucht.

Die Verwaltung will den umstrittenen Ratsbeschluss „sofort“ extern von einer Kanzlei auf vertretbare Wirtschaftlichkeit prüfen lassen. Bei Anhaltspunkten müsse die Verwaltung den Beschluss beanstanden.

Dieser müsste dann noch einmal in den Rat gehen. Würde er erneut in dieser Form gefasst, müsste die Kommunalaufsicht prüfen und eventuell noch einmal in den Rat. In allerletzter Instanz würde ein Gericht entscheiden.

Im Rahmen allgemeiner Bäder-Verunsicherung fragen sich nun auch viele, warum das neue Becken im Freizeitbad Nass nicht als Lehrschwimmbecken genutzt werden kann. Die Antwort gibt Nass-Geschäftsführer Bernd Löhr schnell: „Das Bad ist ausgelastet für den eigenen Bedarf des Nass“, sagt er.

Das war die Einweihung des Kursbeckens im Nass>>>

Das Freizeitbad feierte im Dezember den Abschluss der Bauarbeiten eines wichtigen Projekts mit großem Nutzwert für den Gesundheits- und Rehasport und eine allgemeine Aufwertung des Bäder-Standortes: Ab da konnten zielgruppenorientierte Angebote in einem 12,50 mal 10,00 Meter großen und 1,35 Meter tiefen neuen Kursbecken stattfinden. Damit endete die Baumaßnahme der barrierefreien und energieeffizienten neuen Wasserfläche vier Monate vor dem eigentlichen Plan. Investiert wurden rund 2,85 Millionen Euro in das Projekt Kursbecken.

Rehasport im Wasser spielt eine immer größere Rolle>>>

Eigener Bedarf - das heißt die Nutzung durch Rehasport- und Kursangebote. „Wir hatten hierfür schon Wartelisten mit dreistelliger Interessentenzahl“, erklärt Bernd Löhr. Das Becken sei als Kursbecken gebaut worden und ist wochentags von morgens bis abends auch als solches in Nutzung. Lediglich eine „Babyschwimmgruppe“ nutzt noch das Nichtschwimmerbecken im öffentlichen Bäderbereich. Samstags trainiert nun auch der SV Neptun Neheim-Hüsten dort. „Wir wollen das Becken nun am Wochenende auch Vereinen, die bisher nur im Sportbecken waren, zur Verfügung stellen“, so Bernd Löhr.

Alte Idee ohne Gegenliebe

Zur Erinnerung: als das jetzt neue Kursbecken vor Jahren noch unter dem damaligen Bürgermeister Hans-Josef Vogel auf den Weg gebracht worden war, gab es auf Basis eines noch früher erstellten und nicht umstrittenen Altenburg-Gutachtens auch die Idee, neben einem Kurs auch ein Lehrschwimmbecken ans Nass anzubauen. Schon damals war es um einen möglichen Ersatzbau für marode Lehrschwimmbecken gegangen. Die Überlegung stieß aber auf den Dörfern auf wenig Gegenliebe. Spätestens mit einem politischen Beschluss in 2018, der sich für dezentrale Bäderstruktur aussprach, war klar, dass es am Nass nur das Lehrschwimmbecken geben würde.

Die politische Diskussion also ist nicht neu - und es hat auch schon manch Wendungen gegeben, die bestehende Ratsbeschlüsse irgendwann konterkariert. Nun steht der am Donnerstag in geheimer Abstimmung mit Mehrheit vor allem der CDU und Bündnis 90/Grüne verabschiedete Beschluss für die „sofortige Sanierung“ des Lehrschwimmbeckens Herdringen, der folgenden Sanierung/Erneuerung des Bades in Voßwinkel und die Prüfung der Realisierung eines 25m-Beckens mit integriertem Lehrschwimmbecken am Standort Alt-Arnsberg im Raum. Ein Kompromiss, der alle Optionen - Lehrschwimmbecken in Herdringen, Voßwinkel, 25m-Bad am Berliner Platz oder auch in Arnsberg - bei voranschreitender Planung und Kostenanalyse offengehalten hätte, war nicht zu Stande gekommen.

Dafür machen vor allem Bürgermeister Bittner und die SPD die CDU und Bündnis 90/Grüne verantwortlich. Und auch die FDP schließt sich an und warnt vor Unwirtschaftlichkeit:

Das steckt hinter der Beanstandung>>>

Angezweifelt würden nicht, das betont die Fraktion, demokratischen Prozesse. „Eine Mehrheit ist eben eine Mehrheit. Wir müssen jedoch ablehnen, Entscheidungen zu akzeptieren, wenn Geldverschwendung, ökologischer Unsinn und keine Denkweise zugunsten der Gesamtstadt hingenommen werden müssen“, heißt es weiter. Die Entscheidung sei wider die Vernunft und zu Ungunsten schneller, praktikabler Lösungen“ getroffen worden. Dabei müsse es doch darum gehen, dass die Kinder unserer Stadt schnellstmöglich wieder mehr Wasserflächen zum Schwimmenlernen zur Verfügung hätten und Schwimmvereine ihre wertvolle und wichtige Arbeit ausüben könnten.

Standpunkt: Politik kann Glaubwürdigkeit verspielen>>>

Die FDP hätte sich gewünscht, dass es zu einem Kompromissvorschlag mit Prüfung aller Optionen für die Lehrschwimmbecken in Herdringen und Voßwinkel und auch eines neues 25m-Bades auf Basis valider Zahlen gekommen wäre. „Davon sind wir jetzt leider weit entfernt“, so die FDP. Unabhängig davon, dass zum jetzigen Zeitpunkt nicht feststeht und abzuschätzen ist, ob eine Sanierung des LSB in Herdringen Sinn mache, müsse jetzt nach einer Baufläche in Alt-Arnsberg als Alternative zum von der Verwaltung vorgeschlagenen aber von CDU/Grüne abgelehnten Standort Berliner Platz gesucht werden. „Damit sind wir weit entfernt von einem 25m-Becken, welches den Vereinen und Schulen schnellstmöglich zur Verfügung steht“, sagt die FDP und schließt sich damit der Argumentation der SPD an.

Das war der Ratsbeschluss>>>

Es sei bedauerlich, dass mit der gebotenen Beanstandung des Ratsbeschlusses nun weiter Unsicherheit herrsche, was den Bedürfnissen der Kinder nicht gerecht würde. „Gleichzeitig ist es uns Verpflichtung, dass die Ratsbeschlüsse auch enkeltauglich sind, gesamtstädtisch sinnvoll so wie finanziell solide und in jeder Hinsicht nachhaltig“, so die FDP. Unterzeichnet wurde das Schreiben von den FDP-Ratsmitgliedern/-innen Daniel Wagner, Christina Baganz, Christine Becker und Florian Bordiec.