Arnsberg. Der Arnsberger Dirk Lohrmann arbeitet als Haushaltsauflöser. In den Wohnungen von kürzlich Verstorbenen findet er nicht nur Gerümpel. Ein Besuch.

Sentimental darf Dirk Lohrmann nicht sein. Der 55 Jahre alte Arnsberger wühlt als selbstständiger Haushaltsauflöser in den Habseligkeiten von kürzlich Verstorbenen. Zwei bis drei Tage dauert es, bis „50 Jahre eines Lebens“ weggeworfen sind. Der Geheimtipp eines Pragmatikers? „Ich habe keine emotionale Bindung zu den Gegenständen“, betont er im Gespräch, „ich öffne einfach die Schubladen und schmeiße es in den Müllcontainer“.

Da sprechen die fast 14 Jahre Erfahrung aus dem Haushaltsauflöser. Seit 2008 bietet Dirk Lohrmann den Service im Raum Arnsberg und Umgebung an. Angefangen hat es damals mit einem kleinen Garagentrödelmarkt vor dem Haus an der Hellefelder Straße in Arnsberg. Seine Mieterin hatte die Idee.

Haushaltsauflösung in Arnsberg: Viele entscheiden sich für externe Entrümplung

Der „Krimskrams“ faszinierte den 55 Jahre alten Arnsberger, und er witterte ein neues Geschäftsmodell. Zuvor arbeitete der gelernte Maurer und Fliesenleger für verschiedene Handwerksfachbetriebe. Er war aber auch schon als Polier auf Baustellen in China oder der Schweiz aktiv. Und seit 14 Jahren betreibt er also Haushaltsauflösung. „Angefangen habe ich mit einem Audi A 6 und einem Anhänger“, blickt Dirk Lohrmann zurück.

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2009 eröffnete Dirk Lohrmann einen kleinen Verkaufsladen in der Rumbecker Straße. Später expandierte er und eröffnete ein 800 Quadratmeter großes Geschäft gegenüber des Arnsberger Bahnhofs. Nach dem Abriss des Gebäudes zog der Haushaltsauflöser mit seinem Lager nach Oeventrop um. Mittlerweile bearbeitet er jährlich bis zu 60 Aufträge und besitzt zwei Transporter. Beim Entrümpeln helfen ihm ein fest angestellter Mitarbeiter und die Familie. Werbung schaltet er nicht, man kennt ihn. Und der Trend spricht für Dirk Lohrmann.

Bundesverband in Köln

Der Bundesverband der Entrümpler und Haushaltsauflöser (BVEH) hat seinen Sitz in Köln. Ziel des Verbandes sei es, einen einheitlichen, qualitativ nachhaltig ökologischen Ansatz für die Branche zu schaffen.

Für Kunden soll es dadurch einfacher werden, die angebotenen Leistungen zu überblicken. Mehr Informationen auf www.bve-h-de.

Viele Erben oder andere Angehörige möchten auf den Stress einer Haushaltsauflösung gerne verzichten. Nachdem die wertvollsten Erinnerungsstücke mitgenommen wurden, wird der Profi engagiert.

Wer Dirk Lohrmann bucht, schließt mit ihm einen Pauschalpreis für Arbeitsaufwand und Entsorgung ab. „Nach der Schlüsselübergabe gehöre alles ihm, sagt er. „Egal ob Müll oder 100.000 Euro, die ich noch in der Bettritze finde.“ Viele Wohnungen beständen aber zu 99,9 Prozent aus Müll.

Miniatur-Modell eines Dienstwagens der Arnsberger Firma
Miniatur-Modell eines Dienstwagens der Arnsberger Firma "Teledienst Piwinski". © Westfalenpost | Nicolas Stange

Zuletzt musste er aus einer Arnsberger Wohnung mit 60 Quadratmetern Fläche rund 40 Kubikmeter Abfall entsorgen. „Viele Senioren sind irgendwann mit der Hausarbeit überfordert“, sagt er. Es gibt aber auch Wohnungen wie die eines ehemaligen Bundeswehrsoldaten. „Da waren sogar die Socken gefaltet“ erzählt er.

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Doch nicht alles ist Gerümpel, was Dirk Lohrmann in den Wohnungen oder Häusern findet: Ein limitiertes Exemplar von „Sumo“, ein Buch des Fotografen Helmut Newton, habe er vor einigen Jahren in einem Kölner Bordell aufgestöbert.

Ein alter Spielautomat im Lager des Arnsberger Haushaltsauflöser Dirk Lohrmann.
Ein alter Spielautomat im Lager des Arnsberger Haushaltsauflöser Dirk Lohrmann. © Westfalenpost | Nicolas Stange

Von dem Werk mit mehr als 400 Bildern des Mode-Fotografen sollen 1999 lediglich 10.000 Exemplare mit Originalunterschrift gedruckt und mit einem Stückpreis von 15.000 Dollar verkauft worden sein. Statt es sich selbst ins Bücherregal zu stellen, verkaufte es Dirk Lohrmann einfach. „Was soll ich damit?“, fragt er lapidar. Der 55-Jährige möchte sich selbst nicht die Wohnung zumüllen – und muss deshalb rigoros aussortieren.

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Ansonsten hätte sich in den vergangenen 14 Jahren, in denen Dirk Lohrmann als Haushaltsauflöser aktiv ist, viel Ballast angesammelt. Früher habe er häufig noch Gegenstände aus den Wohnungen mitgenommen. Spannbettlaken, Töpfe und Suppenschüsseln oder auch mal eine komplette Kücheneinrichtung. Doch mittlerweile sei seine Frau genervt: „Entweder der Krempel fliegt aus dem Haus oder ich“, so Dirk Lohrmann mit einem Augenzwinkern.

Gemälde des Künstlers Hermann Springborn, der lange Zeit seines Lebens in Oeventrop gelebt hat und dort 1964 verstorben ist.
Gemälde des Künstlers Hermann Springborn, der lange Zeit seines Lebens in Oeventrop gelebt hat und dort 1964 verstorben ist. © Westfalenpost | Nicolas Stange

Was einen Wert hat und er nicht entsorgen möchte, landet im Lager des Haushaltsauflösers in Oeventrop. Es ist ein Paradies für Antiquitäten-Sammler und Trödel-Fanatiker. Hier finden sie alles, was ihr Herz höher schlagen lässt: Ein Miniaturmodell eines alten Dienstwagens der Arnsberger Firma „Teledienst Piwinski“, ein Gemälde des Oeventroper Künstlers Hermann Springborn, einen alten Spielautomaten – und, und, und.

Arnsberger Haushaltsauflöser Lohrmann betreibt Lager in Oeventrop

Derzeit lässt er das Lokal Corona bedingt geschlossen, bald möchte er hier wieder seine Kundinnen und Kunden begrüßen – oder selbst wieder auf Trödelmärkten in der Region einen Stand aufbauen. Aktuell verkauft er viele Gegenstände über die bekannten Internetbörsen.

Denn auch in seinem Lager ist der Platz begrenzt. Ziel sei es nun, „von ganz viel auf ganz wenig zu kommen“, sagt er. Und der erfahrene Haushaltsauflöser weiß, wovon er spricht: „Ein Bett, eine vernünftige Küche mit Kaffeemaschine, ein Sofa und ein Fernseher“, meint Dirk Lohrmann, „mehr braucht man nicht zum Leben“.