Arnsberg. Für Allergiker aus Arnsberg stehen harte Zeiten bevor. Die Intensität des Pollenfluges verstärkt sich. Ein Facharzt klärt auf und liefert Tipps.

Die Nase kribbelt und läuft, die Augen jucken und teilweise machen sich Atembeschwerden bemerkbar: Für Allergiker brechen mit dem anstehenden Frühling wieder harte Zeiten an. „Wir stellen wieder vermehrten Pollen fest“, betont Dr. Bernd Lackner im Gespräch mit dieser Redaktion.

Er ist Facharzt der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, ausgebildeter Allergologe und bietet unter anderem im eigenen Labor Leistungen im Bereich der Allergiediagnostik und dessen Behandlung an.

Seit zwei Wochen seien vor allem die Frühblüher der Hasel-Pollen im Raum Arnsberg sehr aktiv. Auch Pollen der Erle sind bereits in der Luft. Der Deutsche Wetterdienst sagt bei beiden in seinem „Pollenflug-Gefahrenindex“ eine mittlere Belastungsintensität für die kommenden Tage voraus.

Pollenflug in Arnsberg: Was die Symptome konkret bedeuten

Bleibt das Wetter also mild, trocken und windig, können sich Allergiker auf einen starken Pollenflug und damit einhergehende Beschwerden vorbereiten. Was es konkret bedeuten kann, wenn man Symptome wie tränende Augen und Niesreiz verspürt, erklärt Dr. Bernd Lackner.

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Eine Allergie sei eine starke Reaktion des Körpers auf einen „banalen Reiz“, meint der HNO-Facharzt. Das eigene Immunsystem identifiziert den Pollenstaub als eine Gefahr und setzt sich zu wehr. Aber je höher die Belastung wird, desto stärker sensibilisiert sich das Immunsystem dafür und die Leiden können steigen. Im Extremfall sind sogar Asthmabeschwerden bei den Betroffenen möglich.

Deshalb rät Dr. Bernd Lackner ihnen, einen Arzt aufzusuchen und sich behandeln zu lassen, um einer Allergie vorzubeugen. Zunächst müsse diese aber beim Patienten diagnostiziert werden. Dafür werden im Regelfall zwei Verfahren angewandt: Zum einen der sogenannte Pricktest. Das ist ein häufig genutzter Hauttest, um allergische Sofortreaktionen auf getestete Allergene (z.B. Birke) in Form von Quaddelbildungen nachzuweisen.

Der Pollenflugkalender zeigt die Blüte-Zeiten der jeweiligen Pollenarten.
Der Pollenflugkalender zeigt die Blüte-Zeiten der jeweiligen Pollenarten. © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Zum anderen der sogenannte Radio-Allergo-Sorbent-Test – auch als Rast-Test beschrieben. Mit diesem Bluttest können Antikörper (IgE) nachgewiesen werden. Der Vorteil liegt in der hohen Aussagekraft, Zuverlässigkeit und im breiten Spektrum der angebotenen Allergene.

Die Testungen zeigen jedoch lediglich eine Sensibilisierung mit Bezug auf eine Allergie auf, meint Dr. Bernd Lackner. Zur Ermittlung der klinischen Relevanz einer Allergie empfiehlt der Arnsberger Arzt zudem noch den sogenannten Provokationstest. Bei einem positiven Ergebnis sei die nachgewiesene Allergie meistens behandlungsbedürftig.

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In diesem Fall befürwortet Dr. Bernd Lackner eine sogenannte Hyposensibilisierung. Dabei soll es durch eine steigernde Dosierung von Allergenen zu einem Gewöhnungseffekt bei dem Patienten kommen. Eine Überreaktion des Immunsystems auf das Allergen soll durch dieses Verfahren reduziert werden. Die klassische Behandlung sieht dafür eine Therapie mit Spritzen in regelmäßigen Abständen vor.

Mittlerweile sei jedoch bei einer alternativen oralen Therapiemöglichkeit mit „Impftabletten“ eine ähnliche Wirksamkeit festgestellt worden, so der HNO-Facharzt. Er stützt sich dabei auf eine Liste verkehrsfähiger Therapie-Allergene (TAV), die vom Paul-Ehrlich-Institut herausgegeben wird. Beide Methoden müssen über einen Zeitraum von mindestens drei Jahren angewendet werden.

45 Messstationen bereiten Pollenflug-Vorhersagen auf

Der Deutsche Wetterdienst erhält von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst Messdaten des Pollenflugs von ca. 45 Stationen in Deutschland, welche zu den wichtigsten Grundlagen für die Vorhersagen des Pollenflug-Gefahrenindex gehören.

Das Helmholtz Zentrum München hat mit Unterstützung des Bundesgesundheitsministeriums im Rahmen eines Forschungsvorhabens einen Allergieinformationsdienst als Angebot für Allergiker aufgebaut. Mehr Infos unter allergieinformationsdienst.de.

Früher wurde dafür die Zeit nach der regulären Blüte-Saison im Herbst bevorzugt, mittlerweile sei vor allem bei Frühblühern aus der Familie der Birkenpollen ein Therapiebeginn in der Blüte-Zeit bei angepasster Dosierung möglich, so der Arnsberger Arzt weiter.

Diese Tipps helfen bei akuten Beschwerden bei Pollenflug in Arnsberg

Für Menschen, die jedoch akute Hilfe für ihre Beschwerden bei Pollenflug brauchen, hat Dr. Bernd Lackner auch einige Tipps parat. Wer viel draußen unterwegs sei, sollte abends möglichst duschen und die Kleidung regelmäßig wechseln. Außerdem sollten Pollenallergiker ihre Nasenschleimhäute freihalten. Das können sie beispielsweise mit einer Nasendusche und warmen Salzwasser präventiv machen.

Hilfreich gegen eine laufende und juckende Nase kann ein Cortison-Nasenspray sein. Pollenallergiker, die jedoch starke Beschwerden verspüren, könnten ebenfalls auf rezeptfreie Medikamente zurückgreifen. Hier empfiehlt Dr. Bernd Lackner maximal zwei Tabletten am Tag.

Dennoch müssen die Betroffenen in den kommenden Wochen und Monaten standhaft bleiben. Die Höhepunkte der Blütezeit für die Birke im April und Mai sowie für Gräser im Juni und Juli stehen erst noch bevor. Aufgrund des Klimawandels und den milderen Temperaturen vor allem im Frühjahr bleibt der Pollenflug über einen längeren Zeitraum im Jahr verteilt. Allergiker sollten also vorsorglich aktiv werden.