Hochsauerlandkreis. Bauen mit Blick in die Zukunft: Energieberater Carsten Peters erklärt Vorteile des Energieeffizienzhauses und worauf bei der Sanierung zu achten ist.

Klimaschonendes und energiesparendes Wohnen gewinnt immer mehr an Bedeutung. Dafür stehen vielfältige Förderungsmöglichkeiten zur Verfügung, um ein Wohngebäude zukunftsorientiert und nachhaltig zu gestalten. Carsten Peters ist Energieberater der Verbraucherzentrale Arnsberg. Er kennt sich bestens mit den Förderungsmodellen aus und erklärt im Gespräch mit dieser Zeitung, worauf zu achten ist.

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Der Neubau

Wer ein Haus neu baut, muss gewisse Mindeststandards beim Energieverbrauch und CO2-Ausstoß einhalten, die im Gebäudeenergiegesetz festgelegt sind. Ein Einfamilienhaus darf beispielsweise zwischen 45 und 60 Kilowattstunden Primärenergie pro Quadratmeter im Jahr verbrauchen. Es lohne sich jedoch oft der Bau nach strengeren KfW-Energiestandards, erklärt Carsten Peters. Der Mehraufwand werde abgefangen durch attraktive Zuschüsse und Förderungen der Förderbank KfW, der Neubau entspreche klimaperspektivischen Zielen und der Wohnkomfort werde deutlich erhöht, so Peters.

Unterschieden wird hier zwischen den Effizienzhaus-Stufen 40 Plus, 40 und 55. Das Effizienzhaus wird als energetischer Standard für Wohngebäude definiert, das sich aus den zwei Kriterien Gesamtenergiebedarf und Wärmedämmung des Gebäudes zusammensetzt. Die Zahlen 40 und 55 geben an, wie energieeffizient das Gebäude ist – je niedriger der Wert desto höher die Energieeffizienz. „Die seit dem 1. Juli 2021 neu bestehenden Zuschüsse belaufen sich auf bis zu 25 Prozent Tilgungszuschuss und bis zu 150.000 Euro zinsgünstiges Darlehen“, erklärt Carsten Peters. Neben einer Photovoltaikanlage, einer Wärmepumpe und einer möglichen E-Auto-Ladestation bietet sich im Effizienzhaus eine Lüftungsanlage an. „Das Gebäude ist sehr dicht. Um sicherer feuchtwarme Luft raus zu lassen, empfehle ich eine Lüftung“.

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Wer nachhaltig bauen möchte, kann zudem auf die Holzbauweise setzten. „Auch so ist ein Effizienzhaus möglich und es wird CO2 im Holz gebunden“, so Peters. Außerdem bietet sich ein Gründach an. „Das hat Vorteile bei der Dämmung. Das Dach kühlt von oben ab durch Verdunstung von Wasser, es entsteht ein Minibiotop und CO2 wird gebunden“, erklärt der Energieberater. Eine solche Begrünung ist nicht nur bei Flachdächern, sondern auch bei Schrägdächern möglich. „Letztendlich sind es viele kleine Details, die zur Klimavorsorge eingeplant werden können.

Der Bestandsbau

Rund 70 Prozent der Wohngebäude im Hochsauerlandkreis seien vor 1979 gebaut und entsprechen damit nicht den heutigen Mindeststandards, so der Energieberater. Bei diesen Objekten lohne es sich über eine energetische Sanierung nachzudenken. „Die Frage ist dann ‘Wo fängt man an?’. Wichtig ist, nicht sofort auf eigene Faust losziehen, die Handwerker verrückt zu machen, sondern die Beratung zu nutzen und sich verschiedene Meinungen einholen“, sagt Carsten Peters. Er rät, einen Sanierungsplan zu erstellen, der genau aufführt, was bereits getan und was individuell möglich ist und welche Ziele es bei der Sanierung gibt. Dabei müsse nicht alles auf einmal gemacht werden, meint der Experte. Es lassen sich einzelne Maßnahmen wie eine Fassadendämmung, eine Dachdämmung, ein Austausch der Heizung oder der Fenster, eine Installation einer Photovoltaikanlage umsetzen oder das komplette Haus in ein Effizienzhaus verwandeln.

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„Es sind Fördermittel mit Zuschüssen zwischen 20 bis 55 Prozent sowie ein zinsgünstiges Darlehen bis zu 60.000 je Wohneinheit möglich, je nachdem was gemacht wird“, sagt Carsten Peters. Besonders das Thema Heizungstechnik spielt bei der energetischen Sanierung eine große Rolle, da ab 2026 keine neuen Ölheizungen mehr eingebaut werden dürfen. „Allein auf Gas zu setzten, ist nicht zu empfehlen. Auch ein Umstieg von Öl auf Gas bei einer Sanierung nicht“, erläutert Carsten Peters. Um energiesparend zu heizen, können vor allem die Wärmepumpe, Hybridmodelle oder auch Pelletheizungen inFrage kommen.

Für die Verbesserung der Dämmung bieten sich verschiedene ökologisch-nachhaltige Materialien wie Holzweichfaser oder Schafswolle an. „Die Dämmung wird meist von außen verbessert, das ist unkritischer in der Bauphysik. Beim dämmen von innen kann man viel falsch machen“, sagt der Energieberater und erklärt, dass sich dann Feuchtigkeit zwischen alter und neuer Dämmung bilden könne. In der Regel werden zwölf bis 16 Zentimeter bei der Dämmung drauf gesetzt, mit Förderung können noch mal vier bis sechs Zentimeter hinzukommen. Ähnlich wie beim Neubau sind bei der Sanierung weitere Maßnahmen möglich, um das Haus klimaschonend und zukunftssicher zu machen. „Vor vier Jahren war es noch deutlich schwerer erneuerbare Energien einzusetzen. Jetzt sind die Förderungen gut und die Bereitschaft, in Heizung und Strom zu investieren, ist im HSK immens gestiegen“, meint der Fachmann.