Endorf. Die Dorfgemeinschaft und Volksbank Sauerland spendeten in spontaner Aktion zusammen knapp 14.000 Euro.

Ein Dorf steht zusammen. Für Endorf eine Selbstverständlichkeit - im Guten wie im Schlechten. So hat eine im Ort initiierte Spendenaktion für die Betroffenen der Starkregenflut, die am Abend des 4. Juni über Endorf hereinbrach, unterstützt von der Volksbank Sauerland insgesamt knapp 14.000 Euro erbracht. Hinzu kommen Sachspenden – und natürlich händische Hilfe.

Doch nun ist am Mittwoch,14. Juli, eine weitere Flutwelle in Folge von Starkregen über den Ort gerollt. Weit verheerender als die vom 4. Juni. Die Menschen sind verzweifelt.

Reiner Tillmann: „Die Röhr fließt nun seit 24 Stunden durch unseren Ort“

„Die Röhr,“ sagt am Donnerstag, 15. Juli, ein konsternierter Ortsvorsteher Reiner Tillmann, „fließt nun seit 24 Stunden durch unseren Ort. Der Wasserstand der Röhr ist derzeit fünfmal höher als üblich.“ Er selbst habe mit den anderen Einwohnern zusammen bis tief in der Nacht zum gestrigen Donnerstag versucht, die Fluten einzudämmen. Meist vergeblich. „Denn nun sind auch Endorfer betroffen, die beim letzten Mal noch Glück gehabt hatten.“

Fast schlimmer noch: Viele bereits erfolgte Reparaturen nach dem Juni-Hochwasser seien erneut zerstört worden. „Das ist entsetzlich.“ Besonders übel habe es das unterhalb von Endorf liegende Recklinghausen getroffen.

Der Ortsvorsteher: „Die Nachbarschaftshilfe greift bei uns immer“

Und auch in dieser jüngsten Katastrophe haben die Endorferinnen und Endorfer zusammengestanden. „Denn Nachbarschaftshilfe greift bei uns immer“, ist Ortsvorsteher Reiner Tillmann stolz auf das fantastische Miteinander.

So wurde auch schon kurz nach dem ersten Hochwasser am 4. Juni spontan aus der tragischen Situation heraus die Spendenaktion „Endorfer helfen Endorfern“ ins Leben gerufen. Initiatoren waren Hubert Cordes, Stefan Lucas, Franz-Josef Rademacher und Ortsvorsteher Reiner Tillmann.

„Da wussten wir aber überhaupt noch nicht genau,“ so Hubert Cordes, „was überhaupt alles passiert war.“ Deshalb hatte das engagierte Team, nachdem halbwegs wieder Normalität in das Dorf eingekehrt war, alle Häuser abgeklappert, um zu erfassen, wer durch die Wassermassen geschädigt worden war - um konkrete Hilfe leisten zu können.

Nicht alle Dorfbewohnerinnen und -bewohner hatten eine Elementarversicherung

So sah es nach dem Starkregenereignis vom 4. Juni 2021 in einem Endorfer Hinterhof aus.
So sah es nach dem Starkregenereignis vom 4. Juni 2021 in einem Endorfer Hinterhof aus. © Privat | Privat

Vom Hochwasser betroffen, erklärt der Ortsvorsteher das Ergebnis der Spurensuche, „waren sehr viele Bewohnerinnen und Bewohner. Manche mehr, manche weniger. Zum Glück aber waren die meisten entsprechend versichert, aber leider hatten nicht alle eine Elementarversicherung.“

Nur die greift bei derartigen Schadens­fällen. So sei schnell klar gewesen, wo Unterstützung zu leisten war.

Privatpersonen und auch Kegelclubs aus Endorf spenden

Die Spendenaktion selbst, erklärt Tillmann, sei im Ort sehr positiv aufgenommen worden und daher auch zügig angelaufen. „Privatpersonen und beispielsweise Kegelclubs haben sich mit Beträgen zwischen 5 und 300 Euro daran beteiligt.“ Und fast alle seien mit von der Partie gewesen. „Das zeigt das gute Miteinander in Endorf. Darüber freue ich mich ganz besonders.“

Zu Recht: Innerhalb von kurzer Zeit kam viel Geld zusammen; außerdem Sachspenden, zu der die Initiative „Endorfer helfen Endorfern“ ebenfalls aufgerufen hatte. „Da ist so mancher Kühlschrank durch den Ort gewandert. Und allen Beteiligten ging es dabei allein um das Wohl ihrer Nachbarn und um das Wohl des Dorfes.“

Volksbank Sauerland reagiert mit spontaner Aktion auf den Spendenaufruf

Am Tag danach: ein Wirtschaftsweg bei Endorf.
Am Tag danach: ein Wirtschaftsweg bei Endorf. © WP Sundern | Privat

Das verheerende Juni-Starkregenereignis und dessen Auswirkungen auf Endorf hatte auch die Herzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Volksbank Sauerland berührt. „Wir haben den Spendenaufruf der Initiative im Netz gesehen,“ so Personalleiter Dominik Pieper. Daraufhin habe er gemeinsam mit Jörg Werdite, dem Leiter der Öffentlichkeitsarbeit, die Bank-Belegschaft auf deren Spendenbereitschaft angesprochen.

Und die entpuppte sich als unerwartet groß. So kamen satte 5800 Euro für Endorf zusammen. „Über 30 Personen stellten nämlich den Geldwert ihrer Überstunden für diesen guten Zweck zur Verfügung. Und zwar zwischen einer und bis zu 30 Stunden,“ sagt Jörg Werdite.

„Diese überraschende Unterstützung der Volksbank war für uns ein Glücksfall“

Auch die Keller dieser Endorfer Häuser wurden überflutet.
Auch die Keller dieser Endorfer Häuser wurden überflutet. © Privat | Privat

Und diese Geste kommt in Endorf hervorragend an: „Die überraschende Unterstützung der Volksbank war für uns ein Glücksfall. Denn diese enorme Spendensumme hat noch einmal sehr dazu beigetragen, die Not der Betroffenen zu lindern,“ würdigt Ortsvorsteher Tillmann das Engagement des Bankhauses.

Das Spendengeld ist bereits zum Großteil an die Betroffenen verteilt worden. „Allerdings halten wir noch etwas Geld zurück, falls ein Schaden nicht von der Versicherung beglichen werden sollte oder noch ein neu entdeckter Schaden nachgemeldet wird.“

Über die Anschaffung von Pumpen reden

Das hatte Tillmann noch am vergangenen Montag gesagt. Doch nun ist die Situation durch das neuerliche Starkregenereignis eine völlig andere:

„Ich denke, dass wir jetzt darüber reden werden, ob wir von diesem Geld nicht Pumpen und Sandsäcke für die Dorfgemeinschaft anschaffen sollten. Denn Mittwoch hieß es immer wieder: Wer hat eine Pumpe? Und da wir mit derartigen Vorkommnissen jetzt wohl häufiger rechnen müssen, hätten wir dann wenigsten sofort Hilfsmittel zur Verfügung.“

Zwei Familien sind jetzt zunächst extern untergebracht

Aber auch das sollte nicht unerwähnt bleiben: Der Initiative „Endorfer helfen Endorfern“ ist es beim Juni-Hochwasser „ sogar gelungen,“ sagt Hubert Cordes, „zwei Familien, deren Häuser durch die Flutfolgen derzeit nicht mehr bewohnbar sind, in Ferienwohnungen in Endorf und Allendorf unterzubringen.“

Eine örtliche begrenzte Gewitterzelle stand am 4. Juni über dem Raum Endorf

Blick zurück: Am Freitag, 4. Juni, etwa ab 17.30 Uhr stand eine örtlich begrenzte Gewitterzelle über dem Raum Endorf und der daraus resultierende Starkregen ließ die Röhr, die auch starken Wasserzulauf durch verschiedene einmündende Bäche erhielt, über die Ufer treten. So ergoss sich eine Flutwelle talabwärts.

Bis in den Samstagmorgen hinein mussten die eingesetzten Feuerwehreinheiten im Stadtgebiet mehr als 60 Keller auspumpen – von Wohnhäusern und Gewerbeimmobilien. Der Schwerpunkt der Einsätze lag dabei im Raum Endorf / Recklinghausen.