Arnsberg/Sundern. Sturmtief Bernd hat Arnsberg und Sundern in ein Chaos gestürzt. Die Aufräumarbeiten laufen auf Hochtouren. Ein Blick auf die Ereignisse.

  • Starkregen trifft Arnsberg und Sundern stark. Ein Überblick über die Lage am Freitag.
  • „Die Lage in Sundern hat sich deutlich entspannt“, sagt Feuerwehrsprecher Jürgen Voss am Donnerstag.
  • Möhnetalsperre droht überzulaufen. Die Füllmenge sei fast erreicht, so der Ruhrverband.
  • Straße Altes Feld in Arnsberg weiterhin gesperrt. Hellefelder Bach läuft über.

Das Sturmtief Bernd hat die Region um Arnsberg und Sundern ins Chaos gestürzt. Starkregen am Mittwoch hat die beiden Städte besonders hart getroffen. Am Mittwochabend hatte der Landrat des HSK den Katastrophenalarm ausgerufen.

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In Arnsberg musste die Feuerwehr zu insgesamt 132 Einsätzen ausrücken – mehrere Keller waren voll gelaufen und Bäume umgestürzt. Auch einige Straßen mussten kurzfristig gesperrt werden. Insgesamt waren bis jetzt 290 Feuerwehrkräfte im Einsatz.

In Sundern war die Lage über den Tag dramatischer: Am späten Nachmittag warnte die örtliche Feuerwehr die Bürgerinnen und Bürger davor, das Haus wenn möglich nicht zu verlassen und die Innenstadt zu meiden. Die Röhr war zu dem Zeitpunkt übergelaufen. Die Polizei sperrte auch alle Brückenübergänge. Vom Röhrhochwasser sind auch die Firmen Wepa und Cronenberg stark betroffen. Insgesamt waren am Mittwoch etwa 175 Feuerwehrleute bei mehr als 350 Einsätzen.

Und wie sieht am Tag danach aus? Wie liefern einen Überblick:

Freitag, 16. Juli, 10 Uhr: Die Feuerwehr Arnsberg hat die witterungsbedingten Einsätze am Donnerstagabend, 22 Uhr, eingestellt. In Oeventrop sollen im Laufe des Freitags Keller in der Glösinger Straße abgepumpt werden – unabhängig vom Pegelstand. Auch in Sundern beruhigt sich die Lage weiter. Die Feuerwehr Sundern hat ihren Einsatz am Donnerstagabend um 21 Uhr zunächst beendet. Es sei laut Feuerwehrsprecher Jürgen Voss eine ruhige Nacht gewesen. Am Freitag laufen die Aufräumarbeiten – vor allem in der Fußgängerzone – laufen weiter.

Donnerstag, 15. Juli, 18 Uhr: Im Müscheder Röhrtal waren die Wepa und das Firmengelände Cronenberg (Sophienhammer) vom Hochwasser besonders betroffen. Am Mittwochabend ab etwa 18.30 Uhr wurde der Gleiskörper der Röhrtalbahn, der in den vergangenen Jahren wie ein kleiner Hochwasserschutzdamm diente, überspült. „Dadurch drangen in drei Werkshallen, in denen für Croso, Athmer-Fingerschutz und Athmer-Türdichtungen produziert wird, erhebliche Wassermengen ein“, berichtet Carlo Cronenberg auf Anfrage unserer Zeitung.

Großreinemachen nach der Überschwemmung in einer Cronenberg-Werkshalle in Müschede.
Großreinemachen nach der Überschwemmung in einer Cronenberg-Werkshalle in Müschede. © Privat | Privat

Das Wasser stand bis zu 40 Zentimeter hoch in den Werkshallen. Braune Brühe breitete sich aber auch im Athmer-Bürogebäude aus. Die Unternehmensleitung alarmierte die Baufirmen Feldhaus und Gordes, die Sanddämme aufschütteten und mit Folie überzogen. „Ein wichtiges Ziel war es, dass die Turbine unserer Wasserkraftanlage keinen Schaden nimmt. Dies gelang auch“, so Cronenberg. Auch Feuerwehrleute waren auf dem weitläufigen Firmenareal im Einsatz. Zum Glück stieg in der Nacht das Hochwasser nicht noch dramatischer an, so dass am Donnerstagmorgen, 16. Juli, das meiste Wasser schon abgeflossen war.

Das Röhr-Hochwasser führte auch zu Überflutungen auf den Arealen der Müscheder Unternehmen Wepa (oben im Bild) und Cronenberg (unten im Bild).
Das Röhr-Hochwasser führte auch zu Überflutungen auf den Arealen der Müscheder Unternehmen Wepa (oben im Bild) und Cronenberg (unten im Bild). © Privat | Privat

„Über die Höhe des Sachschadens kann ich überhaupt noch keine Angaben machen“, meint Unternehmensgruppen-Mitinhaber Carlo Cronenberg. Viele Maschinen und Fußböden seien erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden. Mitarbeiter der im Sophienhammer ansässigen Cronenberg-Betriebe halfen am Donnerstag kräftig beim Aufräumen und Reinigen der Hallen und des Bürogebäudes. Produktionseinschränkungen waren am Donnerstag unvermeidlich, eine Prognose, wann wieder Normalbetrieb im Sophiehammer herrschen könnte, war nicht möglich.

Donnerstag, 15. Juli, 18 Uhr: Nach 26 Stunden hat die Feuerwehr Arnsberg die Einsatzleitstelle eingestellt. Jetzt übernimmt wieder die Leitstelle Meschede und koordiniert die letzten beiden Einsätze an der Röhr in Müschede, die noch etwa zwei Stunden andauern.

Donnerstag, 15. Juli, 16.45: Die Straße Altes Feld in Arnsberg ist wieder gesperrt. Der Hellefelder Bach läuft weiter über das Ufer und flutetet Wiesen und den LKW-Parkplatz R.D.M.

Donnerstag, 15. Juli, 16 Uhr: Der Hochsauerlandkreis hat den Katastrophenalarm wieder beendet.

Donnerstag, 15. Juli, 14.30 Uhr: Die Feuerwehr Sundern hat eine erste Bilanz zum Unwetter am Mittwoch mitgeteilt. Bis Stand 13 Uhr am Donnerstag zählte sie insgesamt 350 Einsätze im Stadtgebiet. Am brisantesten war die Lage zwischen 16 und 23 Uhr. Da habe das Telefon wegen Notrufe nicht mehr stillgestanden, teilte Feuerwehrsprecher Jürgen Voss mit. Die Bürgerinnen und Bürger kann er am Donnerstag aber etwas beruhigen. „Die Lage in Sundern hat sich deutlich entspannt“, so Jürgen Voss weiter.

Donnerstag, 15. Juli, 14 Uhr: Die Möhnetalsperre droht am Donnerstag überzulaufen. Laut Ruhrverband liegt der Pegelstand kurz vor dem Vollstau – bei 213,68 Kubikmeter Wasser über Normalnull (Stand 13 Uhr). Das Limit der Möhnetalsperre liegt bei 213,74 NN-Höhen. „Wir sind nah dran an einen Vollstau“, sagt Markus Rüdel, Sprecher des Ruhrverbands, auf Nachfrage dieser Redaktion. „Es kann sein, dass sie überschwappt.“

Derzeit gibt die Möhnetalsperre 18 Kubikmeter pro Sekunde ab, bei einem Zufluss von 34 Kubikmeter pro Sekunde. Die Sorpetalsperre in Sundern ist laut Ruhrverbandssprecher Markus Rüdel am Mittwoch in Folge des Unwetters nicht übergelaufen. Derzeit seien dort noch fünf Prozent an Kapazitäten der Füllmenge verfügbar. Ob die Sorpetalsperre am Donnerstag überlaufe, sei „schwer vorherzusagen“, so der Sprecher.

Pegelstände Ruhr und Röhr fallen – viel mehr als bei einem „mittleren Hochwasser“

Die Lage an den Flüssen in Arnsberg und Sundern hat sich nach Angaben des Ruhverbands im Laufe des Donnerstags beruhigt. Die Pegelstände der Ruhr und Röhr fallen. „Das Maximum liegt hinter uns“, sagt Sprecher Markus Rüdel, „wenn es nicht weiter regnet“. Zwischenzeitlich lag der Pegelstand der Ruhr in Oeventrop bei 212 Kubikmeter pro Sekunde. Zur Einordnung: Der „mittlere Durchfluss“ an der Messstelle liegt bei 15 Kubikmeter pro Sekunde, bei einem „mittleren Hochwasser“ sind es 133 Kubikmeter. Markus Rüdel vermutet, dass es noch bis zu anderthalb Wochen dauern könnte, bis die Ruhr an dieser Stelle wieder ihren regulären Pegelstand erreiche.

Donnerstag, 15. Juli, 13 Uhr: Die Polizei HSK hat die Straßensperrung der Bundesstraße 229 durch Hachen aufgehoben. Die Reparaturarbeiten an einer betroffenen Gasleitung an der Straße laufen weiter, wie die Polizei auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte.

Donnerstag, 15. Juli, 12.30 Uhr: Die Stadt Arnsberg hat eine erste Bilanz der Feuerwehreinsätze am Mittwoch gezogen: Einsatzschwerpunkte im Stadtgebiet konzentrierten sich auf Müschede, Hüsten und Oeventrop. Dort mussten am Mittwochabend mehrere Häuser an der Glösinger Straße evakuiert werden. Aufgrund des hohen Pegelstandes der Ruhr könnten die Keller der Ruhr derzeit noch nicht ausgepumpt werden, heißt es von Verwaltungssprecherin Ramona Eifert. Dennoch konnten einige Bewohnerinnen und Bewohner in ihre Häuser zurückkehren.

Unwetter in Arnsberg: Oeventrop, Müschede und Hüsten stark betroffen

In Oeventrop sicherten Einsatzkräfte vorsorglich die Schützenhalle gegen den steigenden Pegelstand der Ruhr ab, indem mit schwerem Gerät ein Wall errichtet und Sandsäcke angehäuft wurden. Zuvor evakuierten sie ein Ferienlager mit 80 Kindern in der Halle.

Die Ortsteile Glösingen/Dinschede sind weiterhin erreichbar, die Brücke Wildshausen werde für den Straßen- und Fußgängerverkehr frei gehalten. Bis auf die Dinscheder Brücke sind alle Fahrbahnen im Stadtgebiet frei befahrbar. Auch das Freibad „Storchennest“ konnte die Feuerwehr Arnsberg vor Überschwemmung retten.

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Seit Donnerstagmorgen rücken nun die Stadtteile vermehrt Neheim und Alt-Arnsberg in den Fokus der Einsatzkräfte, heißt es von der Stadtverwaltung. Seit 7.30 Uhr nehme das Einsatzaufkommen wieder auf.

Hochwasser im Alten Feld in Arnsberg

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    Am Vormittag wurde in Hüsten das Gewerbegebiet „Wagenbergstraße“ unter Mithilfe der Technischen Dienste gesichert und und ein etwa 100 Meter langer Damm errichtet. In Neheim wurde das Gebiet Binnerfeld gegen direkten Zulauf der Ruhr gesichert.

    Donnerstag, 15. Juli, 12 Uhr: Auch Neheim ist nicht vom Unwetter verschont geblieben. Unter anderem der Keller des Kinder- und Jugendzentrums in Binnerfeld steht unter Wasser. „Bis gestern Abend um 19 Uhr war hier noch nichts“, meint Kerstin Arndt, Leiterin der Einrichtung. Das Grundwasser unter dem Gebäude sei durch die Fugen geraten.

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    Es ist nicht das erste Mal, dass die Einrichtung mit Hochwasserproblemen kämpfen muss. Hoffnungen hatte die Einrichtungsleiterin Kerstin Arndt auf die Renaturierungsmaßnahmen der Stadt Arnsberg im Jahr 2007 gesetzt. Doch auch nach diesem Unwetter ist es zu Überschwemmungen gekommen.

    Starkregen hat den Keller des Kinder- und Jugendzentrums in Neheim überschwemmt.
    Starkregen hat den Keller des Kinder- und Jugendzentrums in Neheim überschwemmt. © Westfalenpost | Melisa Babacic

    Viele Eltern und Kinder hätten bereits Hilfe zugesagt, so Arndt. Im kommenden Jahr plant das KiJu einen Umzug in die Goethestraße – auch als Reaktion auf dieses und frühere Hochwasser. Wie es mit dem Ferienprogramm nun weitergeht, sei noch unklar, sagt die Einrichtungsleiterin. Derzeit pumpe die Feuerwehr die Wassermengen aus dem Keller.

    Donnerstag, 15. Juli, 11.30 Uhr: Straßen NRW hat die Dinscheder Brücke am Donnerstagmorgen wieder für Fußgänger freigegeben. Bis Anfang der Woche bleibt der Übergang jedoch für den Straßenverkehr weiter gesperrt.

    Donnerstag, 15. Juli, 10.52 Uhr: Die B229 ist in der Ortsdurchfahrt Hachen seit etwa 10 Uhr wieder gesperrt. Es gibt Hinweise auf eine defekte Gasleitung an der Röhr. Einige Anwohner wurden vorsorglich evakuiert, die Dauer der Sperrung ist noch offen.

    Donnerstag, 15. Juli, 10.01 Uhr: Experten der zuständigen Landesbehörde Straßen.NRW sind an der Dinscheder Brücke in Oeventrop im Einsatz, die am Mittwoch von der Feuerwehr vorsorglich gesperrt worden war, weil im Wasser treibende Baumstämme immer wieder gegen die Brückenpfeiler prallten.

    Die Dinscheder Brücke am Tag danach. Da der hohe Wasserstand keine Untersuchung auf Schäden zulässt, bleibt die Brücke weiterhin für den Verkehr gesperrt.
    Die Dinscheder Brücke am Tag danach. Da der hohe Wasserstand keine Untersuchung auf Schäden zulässt, bleibt die Brücke weiterhin für den Verkehr gesperrt. © Wolfgang Becker | Wolfgang Becker

    Doch eine Untersuchung auf Schäden erwies sich aufgrund der Hochwasser führenden Ruhr als unmöglich. „Deshalb bleibt die Brücke weiterhin für den Verkehr gesperrt,“ so Straßen.NRW-Sprecher Oscar Santos auf Anfrage unserer Zeitung. Geprüft wird allerdings, ob wenigsten für die angeschlossene Fußgängerbrücke eine Freigabe erteilt werden kann. Wenn nicht, bleibt Oeventrop weiter zweigeteilt.

    Donnerstag, 15. Juli, 9.15 Uhr: Die Polizei HSK hat zwei Straßen bei Sundern teilweise gesperrt. So ist die Landstraße 687 zwischen Wildwiese und Finnentrop-Rönkhausen nur halbseitig befahrbar. Die Kreisstraße 24 zwischen der Landstraße 839 bei Sundern-Hellefeld und Linnefeld ist wegen Überflutung derzeit komplett gesperrt.

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