Arnsberg. Der Ortsbeauftragte Matthias Hollmann sieht den Ortsverband, der schon bei vielen Hochwassern im Einsatz war, gut aufgestellt und gut trainiert.

Und plötzlich ist der Keller überflutet, „schwimmt“ das geparkte Auto in den Straßengraben. Derartige Ereignisse wie Überflutungen im Zusammenhang mit Starkregenereignissen werden mit dem fortschreitenden Klimawandel - wird nicht effektiv gegengesteuert - unweigerlich zum Alltagsgeschehen werden. Ohne Helferinnen und Helfer von zum Beispiel Feuerwehr oder Technischem Hilfswerk geht dann nichts mehr. Dazu ein Gespräch mit Matthias Hollmann, Ortsbeauftragter des THW-Ortsverbandes Arnsberg.

Die Starkregenereignisse mit Überflutungen nehmen zu. Ist die THW-Ortsgruppe für derartige Einsätze entsprechend ausgerüstet?

Das THW in Arnsberg verfügt über mehrere Einheiten, die bei Hochwasserlagen unterstützen können. Die Bergungsgruppe sowie die Fachgruppe N (Notversorgung und Notinstandsetzung) verfügen über Elektrotauchpumpen, um zum Beispiel Keller von Gebäuden auspumpen zu können.

Des Weiteren kann mit den Fahrzeugen dieser Einheiten auch der Transport von Sandsäcken sichergestellt - das THW in Arnsberg hält für etwaige Fälle mehrere tausend ungefüllte Sandsäcke vor - sowie die notwendige Stromversorgung für die Pumpen hergestellt werden

Die Fachgruppe WP (Wasserschaden/Pumpen) verfügt über mehrere Hochleistungspumpen, die große Wassermengen auch über größere Strecken fördern können. Im Ortsverband Arnsberg steht somit insgesamt eine Pumpkapazität von rund 30.000 l/min zu Verfügung.

Für Arbeiten am und im Wasser steht ebenfalls geeignete Ausstattung - u. a. Schlauchboote und ein Mehrzweckboot mit 50 PS Außenborder - zur Verfügung. Durch den bundesweiten einheitlichen und modularen Aufbau können auch kurzfristig weitere THW-Einheiten / Fachgruppen aus anderen Ortsverbänden alarmiert und eingesetzt werden.

Und das Personal? Gibt es für diese Einsätze spezielle Übungseinheiten?

Das Thema Hochwasserschutz und Deichverteidigung wird bereits als Unterrichtseinheit in der Grundausbildung vermittelt. In der Fachausbildung der jeweiligen Einheiten werden dann speziell auf die Ausstattung bezogene sowie allgemeine Ausbildungen zu den Themen Hochwasserschutz und Deichverteidigung vermittelt.

Als Knowhow-Träger für interne und externe Fragen um den Hochwasserschutz sowie die Deichverteidigung stehen die beiden Arnsberger Technischen Berater „Deich“ zur Verfügung. Ergänzend kann je nach Schadenslage auch der Baufachberater aus Arnsberg hinzugezogen werden. Auf internationaler Ebene engagieren sich Arnsberger Einsatzkräfte im HCP-Modul (High Capacity Pumping Modules) und werden hier speziell für den Auslandseinsatz trainiert und fortgebildet.

Auch beim dramatischen Hochwasser 2007 - hier an der Marienbrücke in Arnsberg - war das THW Arnsberg im Einsatz.
Auch beim dramatischen Hochwasser 2007 - hier an der Marienbrücke in Arnsberg - war das THW Arnsberg im Einsatz. © WP | Ted Jones

Sind in Sachen Starkregenereignisse in der Vergangenheit bereits Unterstützungsanfragen an die Ortsgruppe ergangen?

Das THW aus Arnsberg konnte in den vergangenen Jahrzehnten bei einer Vielzahl von Hochwassereinsätzen mit der genannten Ausstattung unterstützen. Hierzu zählen Hochwasserlagen in Köln, an der Elbe, in Frankfurt / Oder und international das Hochwasser in der Stadt Arles in Südfrankreich. Auch beim Hochwasser 2007 in der Stadt Arnsberg und dem jüngsten Hochwasser in unserer Region am 5/6. Juli in Fröndenberg / Ruhr unterstützte das THW Arnsberg mit seiner Fachgruppe WP.

Wie schnell ist die Ortsgruppe im Fall der Fälle einsatzbereit?

Generell ist das THW in Arnsberg 365 Tage im Jahr einsatzbereit. Die ersten Einheiten können bereits nach ca. 15 bis 20 Minuten ausrücken. Im Fall von überregionalen Hochwasserlagen unter dem Einsatzstichwort „mehrtägiger Hochwassereinsatz“ sind die notwendigen Einsatzvorbereitungen umfangreicher. Hierzu werden neben der benötigten persönlichen Ausstattung auch Materialien für eine Feldmäßige Unterbringung verlastet.

Hochwasser 2009 in  Arnsberg: Das THW hat einen Notarzt über die überflutete Straßen ach Niedereimer gebracht und fährt zum nächsten Einsatzort. Der Notarztwagen war nicht durchgekommen.
Hochwasser 2009 in Arnsberg: Das THW hat einen Notarzt über die überflutete Straßen ach Niedereimer gebracht und fährt zum nächsten Einsatzort. Der Notarztwagen war nicht durchgekommen. © WP | Wolfgang Becker

Die ehrenamtlichen THW-Helfer müssen für Einsätze oft freigestellt werden. Wie ist da die Haltung der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber?

Generell ist die Zusammenarbeit von THW und den Arbeitgebern unserer Einsatzkräfte gut. Die Einsatzkräfte werden für Einsätze, aber auch für notwendige Aus- und Fortbildungsmaßnahmen freigestellt. Und der Arbeitgeber erhält neben der Erstattung des Verdienstausfalles einen motivierten und engagierten Mitarbeiter zurück.

Wie ist es beim THW vor Ort in Arnsberg um den Nachwuchs bestellt?

Wir blicken mit Zuversicht in die Zukunft. Aufgrund der Corona-Pandemie konnte eine Vielzahl von Fort- und Ausbildungsthemen nur digital bestritten werden. Umso mehr freut es uns, dass jetzt, wo der Dienst wieder in Präsenz stattfinden kann, unsere Jugendgruppe mit ihren 15 Kindern und Jugendlichen den Dienstbetrieb aufnehmen konnte. Eine sehr starke Grundausbildungsgruppe mit 12 Helferanwärterinnen und -anwärtern trifft sich ebenfalls regelmäßig, um noch in 2021 die Grundausbildungsprüfung absolvieren zu können.

Wie ist die Zusammenarbeit mit anderen Hilfsorganisationen? Wird das trainiert?

THW intern finden - sowohl regional als auch überregional - regelmäßig Übungen und Ausbildungen zusammen mit anderen Einheiten aus der ganzen Bundesrepublik statt. Auf Kreisebene laufen die durch den HSK organisierten Kreisübungen.

Wenn Sie einen Wunsch für die Ortsgruppe Arnsberg äußern dürften, was wäre das?

Wir wünschen uns, dass es auch in Zukunft Bürgerinnen und Bürger gibt, die sich im Bereich des Feuer- und Katastrophenschutzes engagieren, um somit Menschen, Tieren und Sachgütern im Fall der Fälle zu helfen.