Arnsberg. In Arnsberg öffnen die Bäder. Doch viele Kinder können nicht schwimmen und die Wartelisten für Unterricht sind lang. Das plant die DLRG jetzt.
Wegen der Corona-Pandemie konnte in Arnsberg wenig bis gar kein Schwimmunterricht stattfinden. Pünktlich zum Start der Badesaison, verbunden mit den neuen Corona-Lockerungen in NRW und den Öffnungen der Schwimm- und Freibäder, sind die Wartelisten für Unterrichtsstunden voll.
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Jenny Kullmann, Ausbildungsleiterin für Nicht- und Rettungsschwimmer beim DLRG Ortsverband Arnsberg, erklärt im Interview, wie Sie mit der hohen Nachfrage umgeht, was Sie sich von der Stadt Arnsberg wegen der Lehrschwimmbecken wünscht und warum die Arbeit als Lebensretterin nicht selbstverständlich ist.
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Frau Kullmann, wie haben Sie das vergangene Jahr mit Blick auf die Ausbildungssituation erlebt?
Jenny Kullmann: Wir haben in diesem Jahr kein Schwimmtraining gemacht. Ich habe nun alle Vereine angeschrieben, die eine Schwimmausbildung machen, und ich habe auch mit der Stadt Arnsberg verhandelt, damit diese das Lehrschwimmbecken an der Sauerstraße wieder öffnet. Jetzt bieten wir hier seit Ende Mai wieder Schwimmkurse in einem kleinen Rahmen mit einer Obergrenze an Kindern an. Die Situation verändert sich aber stetig. In Kooperation mit dem Freizeitbad „Nass“, dem Stadtsportverband und Vereinen wie dem SV Neptun Neheim-Hüsten gibt es in den Sommerferien eine Aktion mit drei neuen Schwimmkursen im Lehrschwimmbecken und einem weiterführenden Schwimmkurs im „Nass“. Dann sind wir aber mit dem Personal auch ausgelastet.
Hohe Nachfrage für Schwimmkurse in Arnsberg
Es gibt weniger Schwimmkurse, die Zahl der Teilnehmer wurde verringert und das Personal ist ausgelastet. Was sind die Herausforderungen in der Corona-Pandemie?
Die Nachwuchsförderung ist schwieriger geworden, wobei sie schon vorher aufgrund der demografischen Entwicklung schwierig war. Gleichzeitig sehen wir auch, dass es eine hohe Nachfrage für Schwimmkurse gibt. Wir haben eine Warteliste, die wir gefühlt nicht abarbeiten können. Die größte Herausforderung ist, ein Bad zu finden, das für uns öffnet. Ich rate deswegen allen Eltern, die wegen Schwimmkursen bei uns anrufen, dass sie sich überall anmelden sollten. Auch die Ausbildung der Rettungsschwimmer konnte nicht stattfinden. Bei einem Notfall stehen sie aber an unserer Rettungswache an der Sorpe und müssen den Menschen, die einen Badeunfall hatten, das Leben retten.
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Sie sagen, dass die Nachfrage groß und die Warteliste lang ist. In den vergangenen Tagen gab es mehrere tragische Meldungen über Badeunfälle in NRW. Was sind Ihre Sorgen vor der anstehenden Badesaison?
Weil einigen Menschen die Grundausbildung beim Schwimmen fehlt, befürchte ich auch in diesem Sommer wieder Badeunfälle. Die Zahl der Unglücke ist vor allem an Flüssen und an ungesicherten Badestellen gestiegen. Im Schwimmbad sowie an bewachten Stränden sind die Zahlen jedoch gesunken. Das verdeutlicht: Man darf auf keinen Fall an einer ungesicherten Badestelle schwimmen gehen. Denn klar ist auch: Wenn ein Kind das Abzeichen „Seepferdchen“ hat, bedeutet das nicht, dass es sicher schwimmen kann. Das gilt erst ab dem Schwimmabzeichen „Bronze“.
Und was mache ich, wenn ich als Privatperson einen Badeunfall beobachte?
Wenn sie ein Badeunglück beobachten, dann müssen sie sofort den Notruf unter 112 anrufen. Über die Leitstelle, zum Beispiel vom Hochsauerlandkreis, werden diese Notrufe an die DLRG-Wache vor Ort weitergeleitet. Das funktioniert aber nur, wenn es eine bewachte Stelle ist. Bei einer unbewachten Stelle niemals alleine einen Rettungsversuch probieren, sondern nur mit mehreren, gut ausgebildeten Schwimmern. Dass sie Menschen beim Ertrinken beobachten, ist jedoch selten, weil es ein stiller Prozess ist. Es ist nicht so wie im Fernsehen, dass die mit den Armen winken und nach Hilfe schreien.
DLRG-Arnsberg: Ehrenamtliche Arbeit wertschätzen
An bewachten Badestellen sinkt das Risiko von Unfällen, sie sprechen aber auch von Schwierigkeiten bei der Nachwuchsförderung. So konnte das Freibad Storchennest eine ausgeschriebene Stelle eines Rettungsschwimmers erst kurzfristig besetzen. Wie ist die Lage vor Ort?
Rettungsschwimmer sind gefragte Leute. Wir sind für das Storchennest nicht direkt verantwortlich, aber auch das Freibad braucht Rettungsschwimmer, die nach DLRG-Standards ausgebildet wurden. Weil sie ein eigenständiger Kneippverein sind, bekommt das Storchennest von der Stadt Arnsberg keinen Rettungsschwimmer gestellt. Und auch das „Nass“ sucht ebenfalls nach Nachwuchs in diesem Bereich. Die Arbeit als Rettungsschwimmer ist mit einer großen Verantwortung verbunden und wir engagieren uns alle ehrenamtlich beim DLRG. Wir sind froh über die Leute, die wir jetzt haben und die ihre Freizeit opfern, um Menschen in Not zu helfen.
Wie kann das auch in Zukunft gesichert werden?
Das Hauptproblem ist, dass die Schwimmbäder geschlossen sind. Wie zum Beispiel das Lehrschwimmbecken in Herdringen. Wir brauchen aber dringend mehr Wasserflächen. Deswegen müssen die beiden Lehrschwimmbecken, die es noch gibt, auch unbedingt erhalten bleiben. Da führt kein Weg dran vorbei. Sonst haben wir im Regelbetrieb in der Woche nur eine Stunde Schwimmunterricht für Kinder und eine Stunde für Erwachsene.