Arnsberg/Sundern. Starten Pfingsten die Lokale in Arnsberg und Sundern? Experte Dietmar Wosberg kann die Skepsis der Wirte verstehen – und hofft auf Euphorie.
Die wichtigste Frage im Zusammenhang mit dem wohl zu Pfingsten bevorstehenden Neustart der Restaurants, Kneipen und Cafés ist für Dehoga-Präsident Dietmar Wosberg: „Steht der Staat weiter zu seiner Unterstützung?“ Die Überbrückungsgelder hätten der Gastronomie zwar über den Berg geholfen, aber davon sei nichts zum Leben übriggeblieben. „Viele Kolleginnen und Kollegen haben daher ihre Reserven in Form von Ersparnissen oder Lebensversicherungen aufgebraucht. Das alles muss nun für das weitere staatliche Handeln auf den Tisch kommen.“
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Ganz entscheidend sei für Neustart und nahe Zukunft auch: „Was haben wir überhaupt noch an Personal?“ Denn viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten in der Pandemie der stillgelegten Gastronomie den Rücken gekehrt, um in sich in anderweitig zu verdingen. „Die müssen wir nun wiedergewinnen. Zudem fehlt praktisch ein kompletter Ausbildungsjahrgang.“
Wann die Gastronomie in Arnsberg und Sundern wieder bei 100 Prozent ist
Zunächst einmal, sagt Wosberg, stehe die Gastronomie trotz der großen Euphorie in der Bevölkerung - was auch der Corona-Check unserer Zeitung zeige -, vor einem nicht einfachen Neustart. „Denn da für längere Zeit als Reaktion auf die erforderlichen Schutzverordnungen nur begrenzter Platz in den Gaststätten vorhanden sein werde, „sind zunächst nur Umsätze von etwa 30 Prozent in Bezug auf die Zeit vor der Pandemie zu erwarten. Daher werden für uns auch Tischreservierungen das wichtigste Instrument überhaupt werden.“
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„Dennoch bin ich absolut optimistisch.“ Der Hotel- und Gaststättenverband gehe davon aus, dass die Gastronomie Mitte 2022 wieder auf 100 Prozent Umsatz sei. Also da, wo sie vor der Pandemie gestanden habe. „Ich persönlich aber rechne damit, dass dies schon im Frühjahr des kommenden Jahres sein wird.“ Natürlich sei das eine gewagte Prognose, die nur eintreten könne, „wenn ausreichend Impfstoff und Impfwillige vorhanden sind.“
Große Zuversicht also bei Dehoga-Präsident Dietmar Wosberg, auch wenn die überbordende Bürokratie vieles - nicht nur in der Gastronomie - erschwert, gar „kaputt gemacht hat“. Aber die Gastronomie werde ihre Lehren aus der Pandemie ziehen: „Wir werden noch engagierter sein. Und es macht Hoffnung, dass in diesen Zeiten in Familienbetrieben wie dem Hotel Menge in Arnsberg oder dem Landgasthof Hoffmann in Rumbeck der Nachwuchs einsteigt. Weil er fest an unsere Zukunft glaubt.“
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Doch dringend Lehren ziehen müssten auch die politisch Verantwortlichen. „Es sind viele Rädchen, die in solch einer Situation ineinandergreifen müssen. Aber jetzt erkennt man genau, wo Fehler gemacht wurden.“
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So hätten seiner Ansicht nach, sagt der begeisterte Gastronom, bereits mit Abflauen der ersten Corona-Welle im Frühsommer 2020 und dem Wissen um das Bevorstehen einer zweiten Welle im vergangenen Herbst von der Politik sofort ein Plan A und ein Plan B für die Gastronomie entwickelt werden müssen. „Doch passiert ist leider nichts, obwohl wir immer wieder unsere logistische Unterstützung angeboten haben.“
Um künftig grundsätzlich besser auf Krisenlagen reagieren zu können, müsse vor allem die Bürokratie flott gemacht werden, damit Hilfsprozesse auch wirklich zügig umgesetzt und nicht unnötig verzögert würden. „Es muss schnell, unbürokratisch und transparent sein. Und genau da müssen wir hin.“