Neheim. Schulleiter Andreas Schauerte von der Sekundarschule in Neheim fürchtet Bildungsungerechtigkeit beim digitalen Unterricht in Coronazeiten.
Mahnende Worte eines Schulleiters: Auch wenn Abschlussschüler aktuell unter Einhaltung strenger Hygieneregeln und großem organisatorischen Aufwand der Schulen wieder die weiterführenden Schulen besuchen dürfen, spielt das „Home-Learning“ in Coronazeiten am familieneigenen Laptop oder PC die tragende Rolle. Schulleiter Andreas Schauerte von der Agnes-Wenke-Sekundarschule in Neheim warnt aber, dass bei aller Begeisterung für die Digitalisierung des Lernens der Blick auf die Verlierer in dieser neuen Bildungslandschaft nicht verloren gehen darf.
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Keine Chancengleichheit
„Die digitale Entwicklung, die aktuell deutlich beschleunigt in Arnsberger Schulen stattfindet, darf die Augen nicht verschließen vor der Vielfalt unserer Gesellschaft und den dadurch bedingt unterschiedlichen Bildungschancen von Schülerinnen und Schülern“, sagt der Neheimer Schulleiter in einer schon früh nach den Schulschließungen verfassten Stellungnahme Er fürchtet um die Bildungsgerechtigkeit.
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Ausstattung für alle Schüler
Es reiche nicht, „eine privilegierte Anzahl von Schülerinnen und Schülern mit Hardware auszustatten, Kinder, die das Glück haben in Elternhäusern aufzuwachsen, für die die Anschaffung oder Finanzierung von Computern kein Problem darstellt“. Hier seien schnellstmöglich politische Lösungen gefordert. „Jede Schülerin und jeder Schüler sollte mittelfristig mit einem Tablet ausgestattet werden“, so Schauerte. Jeder andere Ansatz führe „zu weniger Bildungsgerechtigkeit und langfristig zu einer Spaltung in digitale Gewinner und andere, die den Anschluss an diese Entwicklung unverschuldet verpassen“.
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Nicht alle werden erreicht
Der Schulleiter macht sich Sorgen – nicht nur um „seine“ Kinder, sondern um Betroffene an vielen Schulen. „Unsere Gesellschaft kann es sich nicht erlauben, dass man Gefahr läuft Schülerinnen und Schüler in Ausnahmesituationen nicht zu erreichen“, so Schauerte. Schulen in Arnsberg hätten gezeigt, dass schnelle und effiziente Entwicklungsschritte möglich sind. Zukünftige Herausforderungen sollten daher vorausschauend und umfassend vorbereitet werden.
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Herausforderung für Eltern
Die Coronakrise wirke tief: Sowohl Lehrkräfte müssen umdenken als auch Eltern, die plötzlich zu Hause in die Rolle des Lernbegleiters schlüpfen müssen. „Die Lernbegleitung der eigenen Kinder ist vielfach eine sehr herausfordernde Arbeit“, weiß der Schulleiter. Die Herausforderungen des digitalen Lernens von Schülern bedürfen konsequente Tagesstrukturen. Alles Voraussetzungen, die nicht in allen Elternhäusern gleich sind.
Bedenken formulieren
Obwohl „gerade in der Arnsberger Bildungslandschaft schnell und letztendlich nachhaltig an Lösungen gearbeitet wurde (wie einem digitalen Klassenzimmer, Chat-Rooms zur Klärung offener Fragen und Beseitigung von Lernhindernissen, Video-Chats von Lehrern und Schülern, Video-Konferenzen von Kolleginnen und Kollegen und digitale Elternsprechtage), müssten auch die Bedenken erlaubt sein.
„Digitale Lernangebote und -begleitung sind eine tolle Lösung für Zeiten, in denen Lernen nicht in der Schule stattfinden kann. Dieses Lernen kann herausfordernd und motivierend sein und eine gewisse Zeit des Unterrichtausfalls zielgerichtet überbrücken“, weiß Schauerte. Es fehle aber soziale Interaktion, Miteinander im Klassenverband, normale Unterrichtssituation.
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Wie erfährt Schule von Mängeln?
Für Andreas Schauerte eine noch wichtigere Frage in diesen Zeiten: „Wie erfährt das System Schule von Schülerinnen und Schülern, die unsere digitalen Lernangebote nicht erreichen, weil die Hardware zuhause fehlt, weil dort kein geeigneter Arbeitsplatz zur Verfügung steht, weil das Datenvolumen verbraucht ist?“ Auch das sei ein Grund, warum er sich so schnell wie möglich und vertretbar die Rückkehr zum Regelunterricht wünscht.