Hüsten. Die Realschule Hüsten meistert die Herausforderungen der Corona-Schulschließungen. Trotzdem sehnt sich die Schulgemeinde nach dem Sozialleben.
Die Schulen in Arnsberg und Sundern gehen in die Woche drei des Ausnahmezustandes. In der Zeit lernen nicht nur Schüler, sondern das ganze System Schule. „Die Corona-Krise hat zu einer abrupten Umstellung des Lebensalltags geführt“, sagt Roger Kummer, stellvertretender Leiter der Realschule in Hüsten, „auf einmal sind digitale Medien und der Austausch über diese mehr denn je nachgefragt, was in vielen Fällen zu beinah Zusammenbrüchen entsprechender Server geführt hat“. Die Realschule geht dennoch davon aus, alle Schüler zu erreichen.
Selbstlernkontrollen
Die Zehntklässler der Realschule Hüsten sind bereits vor der Corona-Krise im Unterricht durch entsprechende parallele Unterrichtsreihen und Klassenarbeiten in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch auf die bevorstehende ZP10 vorbereitet worden.
Zudem arbeitet die Schule mit einem Arbeitsheft, das auch Selbstlernkontrollen zulässt.
Die restliche Zeit bis zu den Osterferien und eventuell darüber hinaus sollte aber für neue Themenreihen oder Wiederholungen genutzt werden. Dies findet nun in anderer Unterrichtsform statt.
Technische Schwierigkeiten gab es zunächst auch in Hüsten. „Durch kurzzeitige Schulung der Fünft- und Sechstklässler mit dem „lo-net“ sowie des Lehrerkollegiums kann die Schule davon ausgehen, dass die meisten Schülerinnen und Schüler über das digitale Klassenbuch und oder das „lo-net“ mit der Schule in Verbindung stehen. Frühere Vorarbeit zahlt sich aus: Schon seit über 15 Jahren hat die Städtische Realschule Hüsten in den Jahrgangsstufen 7 und 8 Erfahrungen mit dem „lo-net“ im Bereich des Informatik-Unterrichts.
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Schnell umgestellt
Mit Verkündung der Schulschließung musste dennoch alles ganz schnell gehen: In der vergangenen Woche bemühten sich alle Klassenleitungen um telefonische oder via Mail um Rückmeldungen von den Eltern ihrer Klasse. „Damit können Schwierigkeiten einzelner mit dem lo-net bzw. dem digitalen Klassenbuch begegnet werden“, so Roger Kummer. Die Schule stellt allen Schülerinnen sowohl über die Datenaustauschplattform „lo-net“ als auch über das digitale Klassenbuch Aufgaben zur Verfügung. Das Unterrichtsmaterial, das noch in den Klassen verblieben war, konnte ebenso in der letzten Woche in der Schule durch Besuch einzelner Schüler abgeholt werden.
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Und doch ist alles anders als sonst: „Nach zwei Wochen schulfreier Zeit, jedoch nicht unterrichtsfreier Zeit, stehen die Schülerinnen und Schüler nun der Herausforderung gegenüber, relativ selbstständig die Aufgaben und Arbeitsblätter der Lehrerinnen und Lehrer zu bearbeiten“, beschreibt Roger Kummer die Situation. Allerdings zeige sich jetzt auch, dass längst nicht alle Haushalte über einen Drucker, einen Laptop oder PC verfügen. Hier muss dann das Smartphone helfen, was aber nur bedingt für unterrichtliche Zwecke ausreiche. Verherrlichen will Roger Kummer die Situation nicht: „Nicht bei allen kommt die digitale Kommunikation gut an, da hier die direkte Rückmeldung aus dem Unterricht fehlt“.
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Einige Schüler verunsichert
Und auch Schüler sind immer wieder verunsichert. „Hier sind die Hausaufgaben, die ich eigentlich schicken sollte. Wenn ich alles richtig gemacht habe, müssten sie sich im Anhang befinden“, schreibt eine Achtklässlerin an ihren Lehrer. Es werde zwar nicht wie in der Unterrichtszeit in der Schule die Arbeitsphase kontrolliert, aber genau darin liegt aus Sicht von Roger Kummer die Herausforderung. „Eltern müssen hier wieder verstärkter die Kontrolle übernehmen“, weiß er. Auch das „lo net“ kann nicht immer sofort die nötige Rückmeldung geben, zumal ja auch Arbeiten der Schüler erst von den Lehrern kontrolliert und rezensiert werden müssten.
Für einzelne Klassen funktioniert das an der Realschule auch gut. „Aber eine ausführliche Kontrolle von mindestens sieben Klassen mal 30 Schülern bei einer Vollzeitlehrkraft ist so nicht durchführbar“, erklärt Roger Kummer.
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Und die Schüler? „Man hat zuhause Ruhe. Man kann sich aussuchen, wann man was macht. Das Lernen fällt aber nicht unbedingt leichter, weil die Erklärungen fehlen und das Vergleichen der Ergebnisse“, schreibt ein Zehntklässler der Realschule Hüsten, der nun eigentlich seinen Abschluss machen möchte. „Eine Freischaltung via Skype-Klassenzimmer hätte da sicherlich Vorteile, ist aber aus Kostengründen und aufgrund mangelnder Breitbandeinbindung nicht wirklich umsetzbar“, so Roger Kummer. Das „lo-net“ hatte den Server ja bereits überlastet.
Neue Unterrichtsformen, auch Video-Tutorials als Youtube-Videos sind grundsätzlich recht spannend und werden von den Schülern begrüßt. Einige Schüler finden es cool, mit den Lehrern online zu kommunizieren.
Soziales Lernen fehlt
Und doch fehlt etwas. „Das soziale Lernen in der Schule ist auch wichtig“, teilt ein Fünftklässler der Schule am Telefon mit.
„Ein Austausch in der Schule, sich direkt treffen und verabreden zu können, andere zu ärgern, den einen oder anderen Scherz zu machen, all dies wird von vielen vermisst“, so Roger Kummer. WhatsApp-Kontakte können das nicht ersetzen. „Alle hoffen auf eine Normalisierung des Alltags“, so Kummer.