Arnsberg. Sehr warm und sehr trocken - so bilanziert Arnsbergs Wetterexperte Dieter Fiebag den Sommer 2019 in Arnsberg.

Anfangs sonnig und hochsommerlich heiß, dann auch trüb und herbstlich frisch – große Gegensätze bestimmten das Wetterbild schon vor dem kalendarischen Herbstanfang am 23. September. Während der Sommer Ende August in Arnsberg mit bis zu 33° Celsius nochmals zur Höchstform auflief, fielen die Temperaturen im ersten Septemberdrittel bereits bis 4°C ab. Im Hochsauerland gab es am 10. September den ersten Frost.Rückschauend betrachtet bescherte der zu Ende gegangene Sommer neue Klimarekorde.

Der Juni schaltet den Turbo ein

Schon der Juni schaltete den Turbo ein. Mit beeindruckenden 19 Sommertagen (normal sind fünf Sommertage), also Tagen mit maximal 25°C oder mehr, davon sieben Tropentagen mit mindestens 30°C, war der Juni in Arnsberg der wärmste seit Beginn der regelmäßigen Aufzeichnungen im Jahre 1867. Bei klarem Himmel und hoch stehender Sonne wurden an der Wetterstation in der Lasmecke sehr hohe UV-Index-Werte von bis zu 7,1 gemessen, die besondere Schutzmaßnahmen zur Vermeidung eines Sonnenbrandes erforderlich machten. Mit durchschnittlich 19,6°C war der Juni um beachtliche 4,8 Kelvin (gleich Grad) zu warm und setzte der Vegetation stark zu. Mit 35,2°C wurde am 25. des Monats die höchste Tagestemperatur gemessen, nach 1947 und 2002 der dritthöchste Juniwert seit Aufzeichnungsbeginn vor über 150 Jahren.Beachtlich war auch die große Trockenheit. Mit 42,7 Liter Niederschlag pro Quadratmeter fiel gerade mal rund 40 Prozent der üblichen Junisumme. In der heißesten Phase im letzten Monatsdrittel blieb es dagegen völlig trocken.

Zu wenig Niederschlag

Der Sommer gönnte nur in der ersten Julihälfte eine kurze Atempause. Im letzten Monatsdrittel lief er mit einer neuen Serie heißer Tage bis 38,4°C (25. Juli) zur Hochform auf – ein neuer Rekord! Spitzenreiter war Lingen im Emsland mit 42,6°C und damit einem neuen deutschen Allzeitrekord.

Selbst am Kahlen Asten war es mit maximal 31,9°C ungewöhnlich heiß. - Mit 18,6°C lag das Temperaturmittel im Juli in Arnsberg um erhebliche 2,4 K über dem Normalwert.

Auch der Juli war viel zu trocken. Lediglich die Gewitterniederschläge am 12. des Monats bescherten 32 Liter Starkregen pro Quadratmeter, der größtenteils oberflächig abfloss und der gestressten Natur kaum etwas brachte. Mit 59,1 Liter Regen gegenüber sonst 101 Liter pro Quadratmeter war es um 42 Prozent zu trocken. Nach der Hitze und Dürre der Vormonate und einer eher trüben, aber erholsamen kühleren Witterungsphase setzte der Sommer im letzten Augustdrittel zum Schlussspurt an. Entgegen den Erwartungen gab es zwischen dem 24.und 31. August nochmals sechs tropische Tage mit Maxima bis 33,6°C (26. des Monats). –Mit 16 Sommertagen und damit noch vier mehr als im Juli erwies sich der August als echter Sommermonat.

Durchschnittlich 18,6 Grad im August in Arnsberg

Bei durchschnittlich 18,6°C lag der August diesmal mit dem Juli zwar gleichauf, schloss aber mit einem Temperaturüberschuss von 2,9 K ab. Wie die Vormonate war auch der August zu trocken. An 21 Tagen fiel nur unbedeutender (weniger als ein Liter pro Quadratmeter) oder sogar kein Niederschlag. Mit knapp 46 Liter Regen pro Quadratmeter wurde das Niederschlagssoll nur zu 55 Prozent erfüllt.In der Gesamtschau war der Sommer 2019 (Juni, Juli und August) zwar sonnenscheinreich, aber bei überwiegendem Hochdruckeinfluss und der Zufuhr heißer mediterraner Luftmassen erheblich zu warm. Mit durchschnittlich 18,9°C ging dieser Sommer als drittwärmster seit Messbeginn im Jahre 1867 in die Arnsberger Klimahistorie ein. Nur die Sommer 2003 (19,1°C) und 2018 (19,3°C) waren bisher wärmer.

Klimawandel wird sichtbar

Der zu Ende gegangene Sommer wies mit nur 148 gegenüber normalerweise 287 Liter Regen pro Quadratmeter ein Defizit von knapp 50 Prozent auf, welches die seit dem Frühjahr andauernde Dürre verschärfte. Der Klimawandel ist nicht nur spürbar, jetzt aber auch sichtbar geworden. Die wärmsten 20 Jahre lagen in den letzten 22 Jahren. Die Trockenheit, unterbrochen durch lokale Starkregen, die meist oberirdisch abflossen und der Vegetation nur wenig brachten, macht jetzt den Land- und Forstwirten besonders zu schaffen. Das ist zuletzt bei den sterbenden Fichten in unseren Wäldern deutlich sichtbar geworden

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