Willingen. . Borussen-Fan Uwe Ziemann setzt in Willingen ein Zeichen. Er hat seine BVB-Fahne an der größten Sprungschanze der Welt gehisst. Diese Aktion soll Glück bringen für das Finale in der Fußball-Champions-League gegen den FC Bayern und gleichzeitig ein Gruß an Ziemanns Freund Norbert Dickel sein. Der Hotelier kennt den Dortmunder Stadionsprecher seit sieben Jahren.
Die Liebe zum BVB blüht seit seiner Ausbildungszeit an der Dortmunder Hotelfachschule. Das war Mitte der 80er Jahre als sich die Borussia von nationalen Titeln und europäischem Ruhm weit entfernt hatte. Erst mit dem Pokalsieg 1989 in Berlin (4:1 gegen Werder Bremen) spürten die den schwarz-gelben Farben zugeneigten Fußballfans wieder so etwas wie sportlichen Stolz.
Als Hotel-Chef schon Flagge gezeigt
Uwe Ziemann aus Willingen baute in dieser Zeit seine zweite Existenz im Hotelgewerbe auf. Norbert Dickel aus Bad Berleburg-Berghausen stand im gleichen Zeitraum auf dem Zenit seiner Karriere. Der damalige BVB-Torjäger machte sich in einem Spiel mit zwei Treffern unsterblich. Der gelernte Süßspeisen-Koch richtete sich gerade den guten Ruf mit dem Hotel Willinger Mitte ein und zeigte auch dabei Flagge.
Ein guter Freund von BVB-Stadionsprecher Norbert Dickel
Heute sind beide gute Freunde: Uwe Ziemann (51) und Norbert Dickel (53) fahren regelmäßig gemeinsam in den Skiurlaub. Der gewiefte Hotelier trifft den genialen Stadionsprecher mehrmals im Jahr. Die entscheidenden K.O,-Spiele in der Champions League zum Beispiel haben sie live im Westfalenstadion erlebt. Ziemann saß oben auf der Tribüne, Dickel vibrierte unten am Spielfeldrand. Das 3:2 gegen Malaga in letzter Sekunde der Nachspielzeit hat bei beiden BVB-Enthusiasten an den Nerven gezehrt. Wesentlich entspannter verfolgten sie den 4:1-Heimspielsieg im Halbfinale gegen Real Madrid. Nur die Schlussphase des Rückspiels (0:2) ging erneut unter die Haut. Aber Dortmund kam ja trotzdem ins Finale!
Uwe Ziemann hat auf sein Ticket für Wembley verzichtet
Und das wird an einem mystischen Fußballort ausgetragen. Der BVB trifft auf die Bayern in Wembley. "Ein Jahrhundert-Spiel", sagt auch Uwe Ziemann über dieses erste deutsche Finale in der Champions-League-Geschichte. Eine halbe Millionen Fans aus beiden Lagern würden es gerne im Stadion sehen. Eintrittskarten sind vor dem Anstoß so wertvoll wie Goldbarren. Ziemann hatte ein Ticket, dank der Freundschaft mit Dickel. Doch er verzichtete auf die Reise nach London. Schweren Herzens. Sein Berufsethos ließ ihm keine andere Wahl.
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"Hier in Willingen steppt am Samstag der Bär. Wir erwarten zwischen 25 000 und 30 000 Gäste zur WDR-4-Party. Unser Hotel ist voll. Wenn ich an einem solchen Wochenende nicht da bin, schlachten mich meine Mitarbeiter", erklärt der Hotelchef. Riesenpech für Uwe Ziemann, dass ausgerechnet am 25. Mai die Open-Air-Fete vor dem Sauerland-Stern abgeht. Doch in jeder Enttäuschung sieht auch er etwas Gutes. Der lebenslustige Typ hat seine Hotel-Kneipe in eine Fußball-Bar verwandelt.
Schalke-Fans unter den Rudelguckern in der Hotelkneipe
Rund 100 Rudelgucker werden dort am Samstagabend eintrudeln. Ziemann hat für sie mehrere Fernseher aufgestellt. Einen reservierten Platz in der "Nordkurve" haben seine Stammgäste im Schalke-Trikot. Auch die dürfen mit den Schwarz-Gelben und Roten feiern. Uwe Ziemann hat den Schalken sogar versprochen: "Beim Finale halte ich euch frei." Freibier für alle wird es geben, wenn der BVB nach 26 Jahren tatsächlich wieder den Silberpott gewinnen sollte. Selbst für eine Niederlage hat Dortmund-Fan Ziemann vorgesorgt: "Dann feiern wir halt die Final-Teilnahme." Seine Hoffnung ist ein 3:1-Sieg der Borussia, doch sein Verstand lässt ihn eher an einen 2:1-Erfolg der Bayern glauben.
BVB-Flagge an größter Skisprungschanze der Welt gehiesst
Unglaublich sind Ziemanns Einfälle im Sog seines Fußballfiebers. 24 Stunden vor dem Anstoß in London hat er die BVB-Fahne an der Skisprungschanze in Willingen gehisst. Ein Kranfahrer, eigentlich beschäftigt mit Abrissarbeiten am alten Kampfrichterturm, zog den schwarz-gelben Stoff auf den Schanzentisch. "Schwarz-gelb erstrahlt nicht nur auf dem 5642 Meter hohen Elbrus im Kaukasus, sondern jetzt auch an der größten Skischanze der Welt", sagt Uwe Ziemann über seine verrückte Idee. Die Aktion soll Glück bringen und ein Zeichen der Freundschaft sein, die der Hotelier schon seit sieben Jahren mit dem Pokalhelden Norbert Dickel pflegt.