Hallenberg. Die Freilichtbühne Hallenberg spielt „Aladin und die Wunderlampe“. Die Regisseurin verrät, warum das nichts mit dem Disney-Film zu tun hat.
Die Freilichtbühne Hallenberg spielt in dieser Saison „Aladin und die Wunderlampe“. Regisseurin für das Kinderstück ist auch diesmal wieder Bärbel Kandizora. Wir haben mit ihr über die Inszenierung gesprochen.
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Viele kennen „Aladin und die Wunderlampe“ als Disney-Film und kommen vielleicht schon mit entsprechendem Kopfkino zur Freilichtbühne. Wie setzt Du als Regisseurin eigene Akzente?
Mir war es beim Schreiben des Stücks wichtig, für die Hallenberger Bühne eine ganz eigene Fassung des Märchens zu kreieren, zum einen, weil es rechtlich verboten ist, Disney einfach zu kopieren und zum anderen, weil ich gar nicht möchte, dass man anfängt, Bühnengeschehen und Film zu vergleichen. Märchen bieten immer viele Möglichkeiten, den Stoff neu zu interpretieren, Figuren hinzuzufügen oder besondere Schwerpunkte zu setzen. Wenn man sich das Original-Märchen von Aladin anschaut, sieht man, dass Disney sehr fantasievoll damit umgegangen ist und diese Freiheit habe ich mir natürlich auch genommen.
Die Aufführungen auf der Freilichtbühne sind bekannt für Überraschungs-Effekte, ungewöhnliche Hingucker und lustige Pointen. Ohne zu viel zu verraten: Worauf dürfen sich die Zuschauer diesmal freuen?
Ich liebe es ja in meinen Stücken, witzige Nebenrollen zu erschaffen, die sich durch das ganze Stück ziehen. Das werden diesmal die trotteligen Palastwachen sein an deren Ausbildung die Oberpalastwache fast verzweifelt oder auch der kleine vorwitzige Assistent des bösen Zauberers Zafar, der seinen Meister immer wieder zur Weißglut bringt. Ich denke Komik, Spannung und berührende Momente, witzige Dialoge, mitreißende Songs und Choreografien verschmelzen zu einem spaßigen und energiegeladenen Stück. Und getragen von der Musik, die Stefan Wurz extra dafür komponiert hat, wird das 95-köpfige Ensemble das Publikum in eine bunte, fantastische Märchenwelt entführen.
Welche Rolle spielen Musik und Tanz?
Auch diesmal hat Stefan Wurz wieder absolut fantastische Musik speziell für dieses Stück geschrieben. Sie klingt nach Orient ohne allzu fremd zu erscheinen - ich hab die ganze Zeit Ohrwürmer der wunderschönen Melodien im Kopf. Choreografien und Gesang sind in die Handlung eingeflochten und geben für mich einen ganz besonderen Wow-Effekt, denn die Choreografin Jessica Krüger hat wirklich große, effektvolle Bilder auf die riesige Naturbühne gezaubert. Der ganze Basar singt, Aladin und Jasemine tanzen bei ihrem Liebesduett und auch der Dschinn präsentiert sich mit einem coolen Song. Richtig groß und pathetisch wird es, wenn sich der Mob auf der Straße zusammenrottet, um mit Aladin den bösen Zauberer zu vertreiben.
Welche inhaltliche Botschaft steht bei der Inszenierung des orientalischen Märchens im Mittelpunkt? Welche Bezüge gibt es zu unserem modernen Alltag?
Ohne zu viel zu verraten: Aladin der Straßenkehrer verliebt sich in die Prinzessin, eine unerreichbare Liebe, aber er gibt nicht auf und wünscht sich von seinem Dschinn ein Prinz zu sein, um ihr näher zu kommen. Er spielt also die Rolle des Königssohns und das kommt bei der Prinzessin gar nicht gut an, denn sie hat sich ihrerseits in den ehrlichen, einfachen Straßenkehrer Aladin verliebt und will nichts von ihm als Prinz wissen. Wie oft spielt man im Alltag eine Rolle, die nicht zu einem passt, verstellt sich, versucht zu gefallen und vergisst dabei, man selbst zu sein. Spannend fand ich auch die geradezu philosophischen Fragen über das Wünschen: Was wären die perfekten drei Wünsche? Reichtum? Glück? Gesundheit? Würde es reichen, sich zu wünschen, für immer glücklich zu sein? Was bekäme man dann? Letztendlich gibt es keinen Dschinn, aber es lohnt sich, genau zu überlegen, welche Wünsche man hat, um dann aktiv zu werden und zu schauen, wie sie sich erfüllen lassen.
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Die Geschichte entführt die Zuschauer in die orientalische Welt. Hat das Thema „kulturelle Aneignung“ bei der Inszenierung eine Rolle gespielt? Wie geht ihr damit um?
Es soll nichts authentisch sein, niemand wird dunkel geschminkt und ich habe bei der Auswahl von Sprache, Kostümen und Ausstattung bewusst darauf verzichtet, eine bestimmte Kultur darzustellen. Das war mir sehr wichtig. Frische, bunte Farben, im Wind wehende Stoffe, die Kostüme sind fantasievoll und die Kulissen deuten Orient an, aber alles lässt keine feste kulturelle Zuordnung zu.