Medelon/Olsberg. Punktuell schlagen am Pfingstsonntag schwere Unwetter im Sauerland zu. Es gibt eine Tornadomeldung im Raum Medebach. Die Fakten zum Fall.
War es ein Tornado, der sich am Pfingstsonntag über dem Raum Medelon zusammengebraut hatte? Auf der Internetseite „Tornadoliste.de“ gibt es zumindest eine Verdachtsmeldung. Gegen 12.52 Uhr ist demnach eine sogenannten Trichterwolke im Raum Medebach gesichtet worden. Die Beobachtung wird noch überprüft; es ist die 27. Tornadomeldung bundesweit für dieses Jahr. Sechs wurden bislang bestätigt. Auf der facebookseite der „Wetterjäger Südwestfalen“ gibt es ein eindrucksvolles Video und Fotos von dem Ereignis. Wetterexperte Julian Pape vom Wetterportal Sauerland: „Man spricht bei dieser Trichterwolke auch von einem Funnel. Charakteristisch dafür ist es, dass sich eine Art Schlauch aus den Wolken bildet, aber noch kein Bodenkontakt zustande kommt.“
Tornadoverdacht im Sauerland: Ungewöhnliche Wetterlage
Die Wetterlage am Pfingstsonntag war ohnehin ungewöhnlich: Oder haben Sie schon mal den Begriff „Sumpfwetter“ gehört? Mit Dschungel, Moskitos und Krokodilen hat das nichts zu tun. Aber man lernt nie aus. Denn „Sumpfwetter“ hatten wir am Pfingstsonntag. „Die Fachleute sprechen davon, wenn in den Luftschichten in der Höhe wenig Wind herrscht und die Gewitter quasi an ein und demselben Ort entstehen, dort hängen bleiben und sich entladen“, sagt Experte Julian Pape vom Wetterportal Sauerland. Und so eine „Sumpfwetterlage“ hatten wir am Pfingstsonntag in Medelon und im Raum Olsberg: Unwetter ganz punktuell!
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Aus Medelon berichten Augenzeugen zunächst von einem Himmel, der wie eine Fahne weiß, grau und schwarz gezeichnet gewesen sei und dann von heftigen, lautstarken Niederschlägen, die teils als Starkregen aber auch als Hagel niedergingen. Erbsengroß seien die Hagelkörner gewesen, die auch durchaus kleinere Schäden an den frischen Blumen in den Gärten anrichteten. Der Schützenfestumzug musste in die Halle verlegt werden. Und noch einige Zeit später lag der Hagel wie eine geschlossene Schneeschicht auf den Straßen. Nur wenige Kilometer weiter blieb es trocken.
Tornadoverdacht im Sauerland: 50 Liter pro Quadratmeter
Julian Pape: „Wir können anhand der gemessenen Niederschlagsmengen nicht immer feststellen, ob es Regen oder Hagel war. Aber unsere nächstgelegene Mess-Station an der Sekundarschule Medebach hat uns für den Sonntagmittag 25 Liter pro Quadratmeter binnen einer Stunde angezeigt. Das ist schon ganz ordentlich. Noch mehr gab es entlang der Ruhr. Olsberg war Randausläufer einer anderen Zelle und hat um die 15 Liter Niederschlag abbekommen. In Meschede waren es stellenweise sogar 50 Liter. Solche heftigen Mengen sind immer Zeichen für Gewitter. Aber die Wetterereignisse in Medelon und Olsberg haben nichts miteinander zu tun. Beide haben sich jeweils vor Ort entwickelt und dort, wo sie entstanden sind, wieder aufgelöst.“ Sumpfwetter eben!
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Anders ist die Wetterentwicklung für den heutigen Dienstag vorhergesagt. Da soll eine große Gewitterfront aus Rheinland Pfalz und Siegen über das Land ziehen und von Hallenberg aus in Richtung Norden weiter wandern. „Ob das 30, 50 oder 70 Liter pro Quadratmeter werden, kann man schwer voraussagen. Zusätzlich zu der aufziehenden Wetterfront erwärmt sich die Luft weiterhin, so dass mit Starkregen und Hagel gerechnet werden muss. Zum Mittwoch beruhigt sich das Ganze aber und es es gibt nur noch Regen“, so Julian Pape.
Noch einmal zu der möglichen Tornadosichtung: Der Begriff „Tornado“ setzt voraus, dass sich eine Art Rüssel aus den Wolken schlängelt und mit dem Boden Kontakt aufnimmt. Die Topographie des Sauerlandes sei aufgrund ihrer Struktur weniger anfällig dafür, so Wetterexperte Pape. Wenn sich „nur“ ein Rüssel aus den Wolken bilde, der aber nicht bis an den Boden lange, sprächen die Fachleute vom „Funnel“, was für „Trichter“ stehe.
Die Wetterjäger Südwestfalen hatten den „Funnel“ am Sonntag im Raum Hesborn verortet. Am 24. April 2019 taucht Medebach schon einmal mit einem Tornado-Verdacht in der Liste auf, der aber nicht bestätigt wurde und vermutlich ein sogenannter Downburst (schwere Fallböe) war.