Hallenberg/Medebach/Winterberg. Winterberg, Medebach und Hallenberg wollen ihre Kräfte beim Klimaschutz bündeln. Klimamanagerin Kim Peis erklärt, wo sie Erfolgschancen sieht.

Beim Klimaschutz wollen die Städte Hallenberg, Medebach und Winterberg ab sofort Hand in Hand arbeiten. Die drei Kommunen beschäftigen eine gemeinsame Klimamanagerin. Die 35-jährige Kim Peis soll die bisherige Klimaschutzarbeit der drei Städte fortführen und weiterentwickeln, Klimaziele definieren und umsetzen und dafür verschiedene Akteure zusammenbringen. Die Liste der Aufgaben und Themen, welche die studierte Geowissenschaftlerin voranbringen soll, ist lang. „Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel sind Querschnittsaufgaben, die uns vor neue Herausforderungen stellen und dauerhaft beschäftigen werden“, so die drei Bürgermeister Enrico Eppner, Thomas Grosche und Michael Beckmann. Daher freue man sich, mit Kim Peis eine Klimamanagerin gefunden zu haben, die alle Maßnahmen strukturiert und aus einer Hand betreut.

Klimamanagerin für drei Kommunen: Wie ist es zu diesem Konstrukt gekommen und wie teilen Sie sich die Arbeit auf? Haben sie in allen drei Rathäusern ein Büro oder feste Sprechzeiten?

Die erste Teilfrage richtet sich eigentlich an die drei Bürgermeister, die die Entscheidung zu diesem Konstrukt getroffen haben. Hintergrund des interkommunalen Zusammenschlusses ist aber in erster Linie die generell enge Zusammenarbeit der drei Städte. Wenn man sich neben den Alleinstellungsmerkmalen, die jede Stadt zweifelsohne hat, als Region versteht, bringt das viele Vorteile mit sich und schafft Synergien, von denen alle profitieren können. Dennoch habe ich in jeder Stadt ein Büro und feste Präsenztage. Montags und dienstags bin ich in Winterberg, mittwochs in Hallenberg, donnerstags in Medebach und freitags nach Bedarf. Trotzdem möchte ich darauf hinweisen, dass diese Tage auch immer mal variieren und Besuche bzw. Beratungen am besten nach vorheriger terminlicher Absprache stattfinden sollten.

Kim Peis ist Klimamanagerin für die drei Städte Hallenberg, Medebach und Winterberg. Hier im Bild ist die 35-Jährige neben den Bürgermeistern Michael Beckmann, Enrico Eppner und Thomas Grosche (v.l.).
Kim Peis ist Klimamanagerin für die drei Städte Hallenberg, Medebach und Winterberg. Hier im Bild ist die 35-Jährige neben den Bürgermeistern Michael Beckmann, Enrico Eppner und Thomas Grosche (v.l.). © WP | Stadt Winterberg

Beschreiben Sie doch bitte kurz Ihren beruflichen Werdegang?

Nach meinem Studium der Geographie und Geologie (B.Sc.) und Quartärgeologie (M.Sc.) in Köln war ich zunächst in der Wissenschaft an der Uni Bremen tätig und habe mich mit Klima-, Meeresspiegel- und Landschaftsrekonstruktion in der Erdgeschichte beschäftigt. Danach verschlug es mich zurück ins Sauerland, zunächst nach Olpe, wo ich als LEADER-Regionalmanagerin tätig war. Bis zuletzt war ich angestellt beim Landkreis Waldeck-Frankenberg im Nationalen Geopark GrenzWelten, seit 2020 als Leitung.

Sind Sie in vorderster Linie für die Beratung der Städte da – um zum Beispiel Konzepte oder Klimaziele der Städte mitzuentwickeln oder umzusetzen? Oder kann zum Beispiel auch jeder Bürger einen Termin mit Ihnen ausmachen bzw. sich in Klimafragen beraten lassen (neue Heizung, Solar, Photovoltaik)?

Innerhalb der Stadtverwaltung dient ein Klimamanagement insbesondere dem Zweck, die Klimaschutzziele des integrierten Klimaschutzkonzeptes umzusetzen und die Schritte auf dem Weg zur Klimaneutralität zu koordinieren. Die Kommunikation nach Außen und Beratungsangebote für Bürgerinnen und Bürger sind uns in allen drei Städten aber sehr wichtig. Daher können Bürgerinnen und Bürger auch gerne mit ihren Anregungen, Fragen und Wünschen auf mich zukommen. An dieser Stelle möchte ich aber um Verständnis bitten, dass eine gezielte Beratung zum Beispiel für eine neue Heizung im Einfamilienhaus nicht durch mich erfolgt. Das müsste dann in jedem Einzelfall durch eine professionelle Energieberatung vorgenommen werden und kann weder fachlich noch zeitlich durch das Klimamanagement abgearbeitet werden.

Hat eine kleine Kommune, hat der einzelne Bürger überhaupt die Chance, den Klimawandel aktiv mitzugestalten? Was sagen Sie zu dem immer wieder vorgebrachten Einwand: „Was kann denn der Einzelne schon ausrichten? Das hat doch angesichts der globalen Dimension des Problems gar keinen Sinn!”?

Ganz klares Ja! Die Kommune, egal welche Größe, hat sogar einen entscheidenden Einfluss beim Klimaschutz und bei der Klimafolgenanpassung. Hier, auf dieser bürgernahen Ebene, werden gesellschaftliche Transformationen angestoßen und umgesetzt und spielen somit eine Schlüsselrolle auf dem Weg in die Klimaneutralität. Zudem sind wir insbesondere in kleineren Kommunen sehr gut vernetzt, haben viel ehrenamtliches Engagement und eine große Regions- und Naturverbundenheit. Der berühmte Satz „Think global, act local“ ist also nicht nur ein schöner Spruch, sondern spiegelt die große Bedeutung der kommunalen Ebene, und damit auch jedes Einzelnen, für den globalen solidarisch-ökologischen Wandel wider.

Ansprechpartnerin

Kim Peis steht auch der Bürgerschaft gerne als Ansprechpartnerin zu allen Themen rund um Klimaschutz und Klimafolgenanpassung zu Verfügung. Sie ist für die Bürgerinnen und Bürger der drei Städte wie folgt zu erreichen:

Hallenberg: k.peis@stadt-hallenberg.de
Medebach: k.peis@medebach.de
Winterberg: kim.peis@winterberg.de

Wo sehen Sie die wichtigsten Stellschrauben, an denen ganz normale Bürger mit drehen können?

Generell sind die wichtigsten Stellschrauben natürlich innerhalb der Energiewende. Wir müssen schnellstmöglich weg von den fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbarer Energie. Und an dieser Stelle vielleicht schon mal vorab: Nein, Atomenergie ist da leider nicht die Lösung! Je nachdem welche Gegebenheiten vorliegen, kann auch hier jeder einzelne bereits einen Beitrag leisten und so langfristig auch Geld sparen. Neben der Energiewende, stehen wir aber noch vor weiteren Herausforderungen, wie z.B. die Mobilitäts-, Konsum- und Ernährungswende. Ohne jetzt näher auf die einzelnen Themen einzugehen, würde ich immer empfehlen, zunächst mit kleinen Veränderungen, die einem nicht allzu schwerfallen, zu beginnen.

Haben Sie da ein paar Beispiel?

Der/die eine hat vielleicht überhaupt kein Problem damit seine/ihre Ernährung veganer zu gestalten und es tut zudem seiner/Ihrer Gesundheit gut; der/die andere interessiert sich vielleicht eh für erneuerbare Energien und stellt sein zu Hause langsam, aber sicher um und spart so auf lange Sicht auch noch Geld. Wieder ein anderer möchte eh gerne mehr Sport machen und nutzt neuerdings das Fahrrad für den Arbeitsweg. Schaffen Sie sich sinnvolle Verbindungen aus klimabewussterem Handeln und persönlichen Vorteilen, dann ist es kein Verzicht, sondern ein Gewinn. So kann man sich immer wieder neue kleine Stellschrauben suchen, die in der Gesamtheit auf jeden Fall einen Beitrag leisten. Wenn Viele ein bisschen was verändern, ist es besser, als wenn Wenige Alles verändern.

Intakte Landschaft, die aber auch (klimatisch) geschützt werden muss. Hier „Blaue Stunde“ kurz vor Sonnenuntergang zwischen Medebach und Hallenberg.
Intakte Landschaft, die aber auch (klimatisch) geschützt werden muss. Hier „Blaue Stunde“ kurz vor Sonnenuntergang zwischen Medebach und Hallenberg. © Rita Maurer

Wie erleben Sie die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, bei der Energiewende mitzuwirken?

Die Bereitschaft der Bevölkerung ist generell groß! Was wir jedoch immer wieder feststellen, sind Unsicherheiten, Unwissenheit - vollkommen zurecht übrigens, da kann man kaum noch durchblicken! - und Sorgen bzw. Ängste. Hier möchten wir über gute Kommunikation, öffentlichkeitswirksame Angebote und Beratung der Bevölkerung helfen.

Sind die Anforderungen in den drei Städten ähnlich gelagert oder sind sie unterschiedlich?

Die Anforderungen und Herausforderungen sind sich in allen drei Städten sehr ähnlich!

Der Druck auf die Städte, den Klimawandel aktiv mitzugestalten, ist groß. Wie lassen sich diese Ziele mit der touristischen Ausrichtung der Region vereinbaren? Stichwort „Verspargelung der Landschaft“ oder „Beschneiung von Skipisten“...

Die Verbindung aus Tourismus und Klimaschutz ist tatsächlich eine besondere Herausforderung und wirkt auf den ersten Blick sehr konträr. Insbesondere der Wintertourismus wird hier natürlich oft als Negativ-Beispiel vorangebracht, wobei man hier eine Sache ganz klar betonen muss: 70 Prozent des CO2-Ausstoßes beim Skitourismus stammen nicht von den Skiliften oder Schneekanonen, sondern aus der Anreise, die in der Regel mit dem Pkw erfolgt. Hier müssen wir also langfristig Mobilitätsstrategien verbessern und den Ausstoß, den wir nicht vermeiden können, mittels Ausgleichsmaßnahmen kompensieren. Zudem gibt es auch schöne Projekte, die sich auch an Touristen richten und Klimaschutz und Naturerlebnis verbinden, wie z.B. die Aktion „Werde Baumpate“ oder das WaldLokal.

Können Sie für jede der drei Städte ein konkretes Projekt benennen, das in absehbarer Zeit verwirklicht werden soll?

Einige Projekte wurden bereits umgesetzt, so z.B. das gemeinsame Klima-Entdeckerheft für Familien und Kinder oder die Förderung für Balkonkraftwerke von Seiten der Stadt Winterberg. Weiterhin planen wir intern die Einführung eines Klima-Check Tools, um die Arbeiten der Stadtverwaltungen in Hinsicht auf Klimaschutz und Klimaanpassung zu optimieren und zu strukturieren. Ansonsten stehen natürlich zahlreiche große Themen an wie Windkraft, Flächen-PV, kommunale Wärmeplanung, Nachhaltigkeitsstrategien, etc.. Für den Sektor Windkraft läuft von Seiten der Stadt Winterberg aktuell eine Akzeptanzanalyse, um den Einfluss auf den Tourismus zu untersuchen. Kleinere Projekte sind ebenfalls in Planung, aber da können wir noch keine Infos zu Inhalten und Umsetzungszeitraum herausgeben.