Hochsauerland. Vor einem Jahr tosten Tornados in Paderborn und Lippstadt. Nun ziehen erneut starke Unwetter auf. Es gibt Regionen, wo die Tornadogefahr groß ist

Erst glühende Hitze, dann tosende Gewitter! Die Wetterexperten sind sich einig, dass es heute Abend und in den nächsten Tagen wettermäßig durchaus turbulent zugehen wird. Dabei werden Erinnerungen an den 20. Mai vergangenen Jahres wach, als ein Tornado über Paderborn und Lippstadt wütete, Schwerverletzte forderte und hohen Sachschaden anrichtete. Ist so etwas bei uns eigentlich auch denkbar?

Tornados überall möglich, aber eher im Flachland wahrscheinlich

„Generell können sich bei extremen Gewitterlagen überall Tornados bilden. Aber bei uns im Sauerland ist die Wahrscheinlichkeit eher gering. In flachen Lagen bilden sie sich häufiger als in Gebirgsregionen“, erklärt Wetterfachmann Julian Pape vom Wetterportal Sauerland. Zweimal pro Woche sagt er das Wetter für unserer Region voraus.

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Der Begriff „Tornado“ setzt voraus, dass sich eine Art Rüssel aus den Wolken schlängelt und mit dem Boden Kontakt aufnimmt. Die Topographie des Sauerlandes sei aufgrund ihrer Struktur weniger anfällig dafür. Wenn sich „nur“ ein Rüssel aus den Wolken bilde, der aber nicht bis an den Boden lange, sprächen die Fachleute vom „Funnel“, was für „Trichter“ steht, so Pape.

Tornado-Anzeichen im Sauerländer Wald

Hat es Tornados oder Funnel bei uns eigentlich schon mal gegeben? Dazu der Fachmann: „Extreme Wetterlagen kommen immer wieder einmal vor. Beim Spaziergang im Wald entdeckt man danach schon mal Bäume, die in unterschiedliche Richtungen gefallen sind. Das wäre ein Anzeichen dafür. Aber in Wohnbebauung ist mir das momentan nicht bekannt. Meistens wird drei, vier Tage vor Tornados gewarnt. So war es auch vergangenes Jahr in Paderborn. Die Front, die man damals auf die Region zukommen sah, war schon sehr breit. Da ist auch mir ein bisschen bange geworden. Schlussendlich war sie aber bei aller Dramatik aber auch nur punktuell.“

Der Tornado in Lippstadt sorgte für Verwüstung.
Der Tornado in Lippstadt sorgte für Verwüstung. © WP | Benedikt Schülter

Aktuelle Gewitterzelle vermutlich nicht so stark wie im Mai 2022

Warnungen vor Tornados sind aber letztlich eher eine Frage des Terminus. Julian Pape: „Es gibt keine Kriterien, ab welcher Windstärke oder welcher Niederschlagsmenge von einem Tornado gesprochen wird. Manche nehmen den Begriff in Zusammenhang mit Starkregen, Gewitterböen und heftigem Wind in den Mund, andere nicht. Ausschließen kann man das bei heftigen Gewitterzellen nie. Aber es spricht einiges dafür, dass die Gewitter nicht so heftig ausfallen wie 2022 in Paderborn.“

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„Grundsätzliche Voraussetzung für einen Tornado sind zunächst riesige Gewitterzellen. Außerdem muss der Wind zum Beispiel in zwei Kilometern Höhe aus anderer Richtung wehen als der Wind am Boden. Treffen dann, um im Beispiel zu bleiben, West- und Ostwind aufeinander, kommt es zu den bekannten Wirbeln. Dann ist von ,Windscherung`die Rede“, sagt Pape.

Am Dienstagabend und in den nächsten Tagen wird jeder etwas Blitz, Donner und Regen abbekommen – der eine mehr, der andere weniger. Mittwoch soll sich die Wetterlage etwas beruhigen, Donnerstag sind wieder Gewitter angesagt. Und am Freitag ist der Spuk vorbei; es wird etwas kühler.