Medebach/Winterberg. Winterberg und Medebach glänzen in Rankings der Top-Reiseziele Deutschlands. Wo die Sauerland-Urlaubsorte vorne liegen und was das bringt.
„Nur knapp 8000 Einwohner, aber 230.000 Touristen. Eine Kleinstadt ist absoluter Touristen-Hotspot in Nordrhein-Westfalen.“ Das ist eine Schlagzeile vom Jahresende 2023 und sie bezieht sich auf Medebach. Das Urlaubsportal Holiday Check hatte ein Ranking für die Top-Touristen-Destinationen anhand des Verhältnisses zwischen Gästeankünften und Einwohnerzahl ermittelt. Und da liegt die Hansestadt ganz vorne. Bundesweit landete übrigens Rust auf Platz 1 (Europapark), Willingen kam auf Rang 4 und Medebach immerhin auf den 18. Rang. Wie wirken sich solche Rankings auf die Buchungen in den jeweiligen Regionen aus?
Lesen Sie auch
- In Dorf bei Winterberg werden Tiny-Wochenendhäuser gebaut
- Sauerländer Bikerin wehrt sich gegen Lärm-Vorwürfe
- Unwettergefahr im Sauerland: Gewitter, Hagel und Starkregen
- Polarlichter im Sauerland: Weshalb das nun häufiger passiert
- Walking Football: Diese Trendsportart erobert das Sauerland
„Eigentlich kaum. Wir nehmen das positiv zur Kenntnis, aber wir sind in der glücklichen Lage, dass wir vornehmlich durch den CenterParcs ohnehin eine sehr große Nachfrage und sehr gute Buchungslagen haben. Aber es stimmt: Mit 8200 Einwohnern und 250.000 Gästen - um es genau zu sagen - sind wir ganz vorn“, sagt Michael Aufmhof. Er ist Wirtschaftsförderer und Geschäftsführer der Touristik-Gesellschaft Medebach.
Das vergangene, lange Wochenende habe erneut gezeigt, dass Medebach als Ausflugziel im Umkreis von ein bis zwei Autostunden bei Familien ganz klar im Fokus stehe. „Wir haben vier Tage lang einen Run auf den AVENTURA-Spiel-Berg erlebt, der zu Zusammenbrüchen auf unseren zwei ausgewiesenen Parkplätzen ,Am Bromberg‘ und in der ,Hasenkammer‘ sowie auf den Parkplätzen im CenterParcs geführt hat. Wir müssen uns für solche Stoßzeiten ernsthaft Gedanken machen über ein ergänzendes Parkleitsystem.“ Die Übernachtungszahlen, so Aufmhof weiter, seien neben der Zahl der Tagesausflügler in den vergangenen drei Jahren ebenfalls weiter kontinuierlich gestiegen. „Dadurch konnten wir im Jahr 2023 erstmals die Eine-Million-Marke überschreiten. Das ist die offizielle Statistik inklusive der kleinen Betriebe unter zehn Betten. Auch in den ersten Monaten 2024 konnten wir die Übernachtungszahlen weiter steigern.“ Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer habe sich ebenfalls leicht auf 4,0 Tage bzw. 4,6 Tage bei ausländischen Gästen erhöht. Erfolg also auf ganzer Linie.
Erschließung neuer Urlaubsmärkte
In puncto „Erschließung neuer Urlaubermärkte“ hat der Sauerland Tourismus aktuell mit seinen Mitgliedskommunen Werbekampagnen in Dänemark gefahren. Aufmhof: „Auch wir durften feststellen, dass mehr Dänen Urlaub in unserer Region machen. Das sind aber in Medebach immer noch verhältnismäßig wenige. Insbesondere in den holländischen Ferienzeiten haben wir entsprechend viele niederländische Familien zu Gast, außerhalb dieser Zeiten wird Medebach gerne als Nahreiseziel aus dem Rheinland, Ruhrgebiet oder auch aus den hessischen Ballungsgebieten angesteuert.“ Eine Touristensteuer wie in Venedig sei allerdings überhaupt kein Thema.
Medebach präsentiert sich über die Touristik jedes Jahr auf den westfälischen Hansetagen (diesmal am 8. und 9. Juni in Beckum) und ist auf ein bis zwei weiteren Messen/Stadtfesten eigenständig vertreten. Aufmhof: „Zudem waren wir zuletzt im Verbund mit dem Sauerlandtourismus und somit mit weiteren Mitgliedskommunen auf dem E-Bike-Festival in der Dortmunder Innenstadt vertreten. Ebenso gibt es Gelegenheiten über Kooperationspartner Auslagestellen auf Messen zu erhalten, was ebenfalls genutzt wird.“
Die Touristiker freut es und die Einheimischen macht es - wenn nicht gerade die Straßen verstopft sind - auch ein Stückweit stolz, dass die Region bei Gästen so beliebt ist. Medebach kommt für 2023 offiziell (nur Betriebe ab zehn Betten) auf 926.779 Übernachtungen, in Winterberg sind es 1.140.926. Damit erzielt der HSK 4.029.795 Übernachtungen und 1.238.640 Gäste. Davon entfallen allein 232.884 Gäste auf Medebach und 355.028 auf Winterberg. Das sind ausgesprochen gute Zahlen.
Die WESTFALENPOST Brilon auf Social Media
- Immer auf dem neuesten Stand bleiben: Unsere News-App gibt es auch für Android und iPhone
Das Magazin GEO-Reisen hat vor einiger Zeit ein Ranking veröffentlicht, bei dem es um die zehn beliebtesten Kleinstädte in Deutschland auf Instagram geht. Winterberg landete dort – nach Norderney, Fehmarn und Füssen - noch vor Borkum und Rothenburg ob der Tauber. Und dasselbe Magazin listet Assinghausen unter den fünf schönsten Dörfern des Landes auf. „Ein Dorf? Eher ein Garten voller Blütenrüschen“, heißt es dort. Und unter dem Motto „Wo liegen Deutschlands schönste Dörfer“ taucht Assinghausen auch bei bei ADAC-Reisen neben Ahrenshoop, Sieseby und Schierke auf.
Das Winter- und Wassersportmagazin „Beyond Surfing“ hat zum Beispiel anhand der monatlichen Google-Suchanfragen analysiert, welches das beliebteste Skigebiet in Deutschland ist. Hierbei wurden über 680 Skiorte untersucht. Mit monatlich 29.600 Google-Suchanfragen landete Winterberg mehrfach auf Platz eins. „Die Skiregion mit sieben Bergen und 34 Abfahrten scheint sich also über die Jahre hinweg großer Beliebtheit zu erfreuen, auch wenn mit 27,5 Pistenkilometern keine besonders langen Abfahrten zur Verfügung stehen“, heißt es dort. Beim jährlichen Instagram-Ranking des Tourismusunternehmen Travelcircus kommt Winterberg auf den bemerkenswerten zweiten Platz. Das Berliner Unternehmen untersucht seit 2017 jährlich, welche Kleinstädte deutschlandweit am häufigsten beim Social-Media-Kanal Instagram erwähnt werden. Entscheidend für die Auswertung sei dabei, wie viele Bilder mit dem Hashtag der entsprechenden Stadt (#städtename) versehen würden.
„Solche Rankings sind wichtig und gut. Sie bringen Zufriedenheit unter die Gastgeber und alle Leistungsträger in dieser Branche. Sie halten unseren guten Markennamen auf hohem Niveau. Auf die Zahl der Buchungen hat das aber keinen unmittelbaren Einfluss; es ist ein Baustein, den wir mit in unser Marketing nehmen und nutzen“, sagt Winterbergs Wirtschaftsförderer Winfried Borgmann. Wer letztendlich komme - ob junge oder ältere Klientel - hänge viel vom Produkt bzw. von den Angeboten und Veranstaltungen ab. „Das Dirtmasters Bike-Festival an diesem Wochenende spreche sicherlich eher eine jüngere Klientel an. Trotzdem solle man nicht glauben, dass nicht auch Ältere auf Social Media unterwegs seien. „Urlaub kann aber generell nicht nur digital funktionieren. Daher fahren wir auch bei der Werbung zweigleisig. Für die Bob WM haben wir zum Beispiel eine Bob in der Bochumer Innenstadt präsentiert. Urlaub muss man auch fühlen, riechen, schmecken.“ Klar ist für Borgmann auch, dass der Sauerland-Urlauber mobil und regional unterwegs ist: „Der Urlauber aus Winterberg ist der Tagesgast in Medebach und umgekehrt.“