Hochsauerlandkreis. Polarlichter faszinierten in den letzten Tagen viele Menschen im Sauerland. Warum dies in Zukunft öfter der Fall sein wird, weiß Julian Pape.
Viele konnten ihren Augen nicht trauen, als sie von Freitag auf Samstag, dem 10. auf den 11. Mai, in den Himmel schauten. Schon in der Dämmerung war ein leichter Grünschimmer in Richtung Norden zu erkennen. Zwischen 23 Uhr und ein Uhr gab es dann ein wahres Farbenspektakel am Sauerländer Himmel zu sehen - die Polarlichter. „Das war schon etwas sehr Außergewöhnliches“, sagt unser Wetterexperte Julian Pape von Wetter-Sauerland. Am Horizont sei das grüne Leuchten in der Nacht dann klar zu erkennen gewesen. Schaute man dann gerade nach oben, sah man bunte Schlieren, die sich über den ganzen Himmel zogen. Doch eigentlich sind Polarlichter, wie der Name schon sagt, nur in den Polregionen der Erde zu sehen und dies auch nur von September bis März. Doch warum konnten wir in Deutschland und auch im Hochsauerlandkreis Anfang Mai Nordlichter beobachten? Warum war es vorher kein großes Thema? Und warum ist es wahrscheinlich, dass dies in Zukunft noch öfter passieren wird? Um diese Fragen zu beantworten, muss man wissen, was diese auf der Nordhalbkugel sogenannten „Aurora Borealis“ überhaupt sind und wie diese entstehen.
Was sind Polarlichter?
Der Grund für Polarlichter sei, wie bei normalem Licht auch, die Sonne. Von dieser werden ständig geladene Teilchen, sogenannte Protonen und Elektronen, in alle Richtungen ausgestoßen. Diese Teilchen können auch als Plasma bezeichnet werden, umgangssprachlich spricht man hier vom Sonnenwind. Diese Winde entstehen dauerhaft und werden von der Sonne in alle Richtungen ausgestoßen. Treffen diese auf die Erde, werden sie vom Magnetfeld zu den magnetischen Polen umgeleitet. Immer wieder komme es aber auf der Sonne zu sogenannten Sonneneruptionen, bei denen große Mengen Energie in den Weltraum geschleudert werden. Meist werden diese nur in eine Richtung ausgestoßen und treffen in den seltensten Fällen die Erde. Diese Eruptionen entstehen wahrscheinlich durch Unregelmäßigkeiten des Magnetfelds der Sonne. Solche Anomalien sorgen auch für dunkele Stellen auf der Oberfläche der Sonne, sogenannte Sonnenflecken. Diese sind also ein gutes Indiz für baldige Sonnenstürme und eventuell auch Polarlichter. Erreicht eine Sonneneruption die Erde, wird diese zu einem sogenannten Sonnensturm. Julian Pape weiß: „Es gibt verschiedene Arten von Ausbrüchen.“ Diese werden in drei Kategorien unterteilt. Es gibt Röntgenblitze, welche Radiostörungen (R) auslösen, hochenergetische Teilchen, welche Strahlungseffekte (S) auslösen und es gibt Plasmawolken, welche geomagnetische Effekte (G) auslösen. Bei der Eruption, die uns am Wochenende traf, handelte es sich um eine Plasmawolke. Komme diese auf der Erde an, treffe das Plasma auf unser Magnetfeld. Dies strecke sich vom Nord- zum Südpol einmal um unseren Planeten, wobei es an den Polen am stärksten sei. Die Teilchen aus der Sonne werden also entlang der Wellen des Magnetfeldes zu den magnetischen Polen umgeleitet. Treten diese geladenen Teilchen dann in Kontakt mit den oberen Schichten unserer Atmosphäre, regen sie die vorhandenen Luftmoleküle zum Leuchten an. Die Farbe, die das Leuchten habe, hänge mit den Gasen zusammen, mit denen das Plasma reagiere. Stickstoff sorge für blaue und violette Farben, Sauerstoff für rote und grüne.
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Warum konnten wir in Deutschland Polarlichter beobachten?
Am Samstag, den elften Mai um 0:54 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit traf ein Sonnensturm der Kategorie G5 auf das Magnetfeld der Erde. Dies teilte das „Space Weather Prediction Center“ der Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde der USA (NOAA) mit. Bei der Kategorie G5 handele es sich um die höchste existierende Kategorie eines geomagnetischen Sonnensturms. Das letzte Mal, als die Erde von einem Sonnensturm dieser Größenordnung getroffen wurde, war im Oktober 2003. Bei einem so starken Sturm könne das Erdmagnetfeld nicht das komplette Plasma zu den Polen umleiten. So sei dieses auch weiter verbreitet in die Atmosphäre eingedrungen und habe die Luft zum Leuchten gebracht. Je stärker der Sonnensturm also ist, desto weiter vom Pol kann man das Himmelsschauspiel beobachten. „Am Wochenende waren die Lichter teilweise bis in den Mittelmeerraum zu sehen. Normalerweise kann man dieses Phänomen nur oberhalb des 60. Breitengrads beobachten“, erklärt unser Wetterexperte Julian Pape. Der 60. Breitengrad verläuft knapp nördlich von Oslo und Stockholm, aber genau durch St. Petersburg.
Spektakulär: Polarlichter leuchten über Winterberg
Warum waren die Polarlichter vor dem Wochenende kein großes Thema in Deutschland?
„Polarlichter sind extrem schwer vorherzusagen. In der Regel sieht man die Eruptionen auf der Sonne ungefähr zwei Tage, bevor diese dann auf der Erde eintreffen. In unseren Breiten ist es aber auch dann selten, diese überhaupt sehen zu können“ so Julian Pape. Das letzte Mal, dass es einen Sturm in dieser Größenordnung gab, sei 21 Jahre her. Es ist also ein sehr seltenes Phänomen, mit dem nur wenige im Vorfeld rechneten. Doch in der Woche vor den Stürmen war die Sonne bereits sehr aktiv. Am Donnerstag, also zwei Tage vor dem Eintreffen, sei das erste Mal eine Sonneneruption der zweithöchsten Stufe angekündigt worden. Es traten aber mehrere Eruptionen hintereinander auf, welche sich erst kurz vor der Erde zu einem Sonnensturm der Kategorie G5 zusammenbrauten. All diese Tatsachen führten dazu, dass so wenig über den größten Sonnensturm seit über 20 Jahren berichtet wurde.
Wird es in Zukunft öfter Polarlichter über Deutschland geben?
Die WP aus Social Media
Die Häufigkeit von Sonnenflecken, welche ein Indiz für gesteigerte Sonnenaktivität ist, wiederholt sich in einem elf Jahre andauernden Zyklus, der als Sonnenfleckenzyklus bekannt sei. Im Laufe der nächsten anderthalb Jahre soll der Höhepunkt dieses Kreislaufs erreicht werden. Dies gehe mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für Sonneneruptionen einher. In dem aktuellen Kreislauf gebe es auf der Sonne bereits mehr Flecken als zum Höhepunkt des letzten Zyklus, welcher aber laut Expertenaussage ein schwächerer war. Es kommen also 1,5 Jahre erhöhter Sonnenaktivität auf uns zu, welche die Chance auf weitere Nordlichter in Deutschland erhöhen. Es gibt aber noch andere begünstigende Umstände, denn der magnetische Nordpol sei nicht starr an einer Stelle. Laut Expertenaussagen liege dies daran, dass die Lage des Pols von den Vorgängen im Inneren der Erde beeinflusst werde. Im Jahr 1831 wurde die Lage des magnetischen Nordpols das erste Mal genau bestimmt. Damals lag er im nördlichen Kanada. Seitdem sei dieser 1100 Kilometer in Richtung Sibirien gewandert und somit auch langsam näher an Deutschland. Zu Beginn der Aufzeichnungen sei der Pol circa 16 Kilometer im Jahr gewandert, mittlerweile seien es über 55 Kilometer. Ebenfalls sei das Erdmagnetfeld seit Beginn der Aufzeichnungen vor 170 Jahren circa neun Prozent schwächer geworden. Je stärker dieses Feld ist, desto besser kann es das Plasma zu den magnetischen Polen leiten. Wird es schwächer, kann das Plasma auch schon weiter entfernt von den Polen in die Atmosphäre eintreten und für das Leuchten sorgen. All diese Faktoren sorgen dafür, dass Nordlichter am Sauerländer Nachthimmel immer wahrscheinlicher werden.