Olsberg. Manfred und Chris Neumann bieten auch für Vegetarier etwas zum Grillen an. Doch Fleischersatz-Produkte gehen bei ihnen nicht über die Ladentheke.

Die meisten haben es vermutlich schon am 1. Mai getan. Doch spätestens an diesem langen Wochenende, an dem auch der Wettergott mitspielt, werden wohl die meisten Sauerländer angrillen. Wir haben deshalb mit zwei Experten zum Saison-Start darüber gesprochen, was bei ihren Kunden auf den Grill kommt. Manfred und Chris Neumann sind Inhaber der Fleischerei Neumann in Olsberg.

Meistens sind die Männer zuständig

Senior-Chef Manfred Neumann hat festgestellt, dass auch heute noch meistens die Männer fürs Grillen zuständig sind und auch dafür einkaufen. Das, was am Ende dann auf dem heimischen Grill landet, hängt sehr vom Grill-Typ ab. Der Olsberger Fleischermeister schmunzelt: „Also, es gibt Griller und Griller. Die einen sind die, die schnell satt werden wollen, die anderen sind die, die das richtig zelebrieren.“ Dementsprechend unterschiedlich ist das, was dafür eingekauft wird. „Die, bei denen es eher schnell gehen soll, kaufen eher die klassische Rostbratwurst oder fertig eingelegte Fleischstücke“, so seine Erfahrung.

Grill-Typen

Doch inzwischen gebe es auch immer mehr Menschen, für die Grillen nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern ein Hobby sei. „Manche sind richtige Experten. Die sind gut informiert und wissen genau, was sie haben wollen. Die lassen sich Zeit und machen sich richtig viel Arbeit, marinieren das Grillgut selbst und legen viel Wert auf ein gutes Stück Fleisch“, erklärt Junior-Chef Chris Neumann. Sein Vater Manfred schüttelt schmunzelnd den Kopf: „Aber natürlich gibt es auch die, die sich für 3000 Euro einen Grill kaufen und dann ein Billigwürstchen aus dem Supermarkt darauflegen.“

Manfred Neumann (rechts) präsentiert  Schweinekoteletts mit dickem Fettrand, die offenbar zurzeit sehr beliebt sind. Sein Sohn Chris zeigt einen Rinderrücken, aus dem verschiedene Grillspezialitäten hergestellt werden können.
Manfred Neumann (rechts) präsentiert  Schweinekoteletts mit dickem Fettrand, die offenbar zurzeit sehr beliebt sind. Sein Sohn Chris zeigt einen Rinderrücken, aus dem verschiedene Grillspezialitäten hergestellt werden können. © Jutta Klute-Zerbs | Jutta Klute-Zerbs

Im Trend: Schweinekoteletts mit Fettrand

Doch das sei eher die Ausnahme. Gefragt seien bei den Kunden heute besondere Sachen wie exotisch gewürztes Grillgut oder gefüllte mediterrane Fleischtaschen. „Das klassische marinierte Rückensteak ist inzwischen nicht mehr so gefragt. Das bekommen die Kunden auch abgepackt im Supermarkt“, erklärt Manfred Neumann. „Voll im Trend liegen momentan Schweinekoteletts mit dickem Fettrand. Die sind auf dem Grill top. Und auch auf Spare Ribs sind die Leute ganz wild. Nachdem einige Zeit alle mageres Fleisch wollten, geht der Trend jetzt in die andere Richtung“, erzählt Chris Neumann.

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Mitarbeiter lassen sich etwas einfallen

Super ankommen würden zum Beispiel auch spezielle Bratwürste wie Chedar-Jalapeno-Bratwurst oder Teriyake-Ananas-Bratwurst. „Diese Sorten sind entstanden, weil sich im vergangenen Jahr jeder Mitarbeiter bei uns hat etwas zum Grillen einfallen lassen. Das Feedback war super“, freut sich der Junior-Chef. Er erzählt: „Generell experimentieren wir gerne und probieren immer wieder Neues aus. Wir sind ein kleiner Handwerksbetrieb. Durch Kreativität können wir uns von Supermarkt-Angeboten abheben.“

„Also, es gibt Griller und Griller. Die einen sind die, die schnell satt werden wollen, die anderen sind die, die das richtig zelebrieren.
Manfred Neumann - Senior-Chef Fleischerei Neumann

So grillen die Neumanns selbst am liebsten

Der 27-Jährige ist gelernter Koch, Betriebswirt und Fleischermeister und hat es in die Nationalmannschaft des Fleischerhandwerks geschafft. Seit 2023 leitet er gemeinsam mit seinem Vater die Fleischerei Neumann, die 1965 von seinem Opa gegründet worden ist. Vater und Sohn Neumann grillen übrigens bei sehr gerne – am liebsten mit dem Holzkohle-Grill. „Geschmacklich ist das einfach lecker und schöner als mit einem Gasgrill“, sind sich die beiden einig. Wenn sie allerdings beim Catering professionell grillen, setzen sie lieber auf den Gasgrill, „weil es schneller geht, weil sich der Gasgrill besser regulieren lässt und bei Veranstaltungen sicherheitstechnisch einfacher ist.“ Und was den Smoker-Grill angeht, der bei vielen gerade voll im Trend liegt, sind die beiden ganz ehrlich: „Dafür fehlt uns einfach die Zeit und auch die Geduld.“

Blick in die Grill-Fleischtheke bei Neumanns in Olsberg.
Blick in die Grill-Fleischtheke bei Neumanns in Olsberg. © Jutta Klute-Zerbs | Jutta Klute-Zerbs

Für Vegetarier: Grillkäse und Gemüse-Spieße

Einig sind sich Vater und Sohn auch, wenn es um vegetarische oder vegane Würstchen, Steaks und andere Fleischersatzprodukte geht. Manfred Neumann erklärt: „Es gibt bei uns auch etwas für die Vegetarier, wie zum Beispiel Grillkäse, marinierte Gemüsespieße oder eingelegten Feta. Aber Fleischersatz-Produkte stellen wir nicht her. Wir finden, das ist ein Widerspruch zum Fleischerhandwerk. Denn wie der Name schon sagt, sind wir auf Fleisch spezialisiert.“

Manche Kunden sind Grill-Experten

Und dementsprechend seien Fleischereien natürlich gerade für Grillfans, die besondere Wünsche haben, eine Anlaufstelle. So würden einige Kunden zum Beispiel spezielle Cuts (Schnitte) und Fleischstücke anfragen, die sie woanders nicht bekommen. Bei Grill-Experten sehr beliebt seien zum Beispiel Rinderbruststücke (Briskets), die im Smoker zubereitet und mehrere Stunden lang gegart werden. „Früher wurde das als Suppenfleisch verwendet, heute ist es eine Grillspezialität“, schmunzelt Fleischermeister Manfred Neumann. Beliebt seien auch „Flank-Steaks“ aus Rinderbauch-Lappen. „Die müssen gut abgehangen sein und werden gegen die Faser geschnitten, damit sie schön zart sind“, erklärt sein Sohn Chris.

Kunden legen zunehmend Wert auf Qualität

„Insgesamt stellen wir fest, dass immer mehr Wert auf Qualität, Nachhaltigkeit und regionale Produkte gelegt wird. Gerade junge Leute und Familien essen lieber weniger Fleisch und möchten dafür lieber ein gutes Stück Fleisch auf dem Teller haben. Dafür sind sie auch bereit, mehr zu bezahlen“, erklärt Chris Neumann. Ihm ist es wichtig, dass bei Neumanns noch selbst geschlachtet wird und das Fleisch von zwei regionalen Tierhaltern kommt.

Die WP Brilon auf Social Media

Egal, welcher Grill-Typ man persönlich ist: Auf den Grill kommt heute alles, was in geselliger Runde gut schmeckt: Gemüse, Kartoffeln, Fisch, Geflügel, Fleisch, Obst, Käse oder auch die Tofu-Wurst. Und bei Marinaden, Salat und Beilagen ist sowieso Kreativität gefragt. Auch wichtig: Aufpassen, dass nichts verbrutzelt!