Hochsauerlandkreis. Die Motorradfahrer kommen wieder ins Sauerland und die Anwohner sind wütend. Sie kritisieren nicht nur den Lärm, sondern auch echte Gefahren.

Jedes Jahr beginnen die Diskussionen erneut: Die Bike-Saison startet und während viele Biker sich an Geschwindigkeitsgrenzen halten und auch nicht allzu lärmend durch die Sauerländer Ortschaften dröhnen, gibt es immer noch Hotspots, wo die Motorräder eine Belastung für Verkehrsteilnehmer und Anwohner darstellt. Und auch die Polizei ist wieder wachsam unterwegs.

Anwohner kritisieren Bike-Lärm rund um Brilon, Marsberg, Olsberg

„Selbst in einer Nebenstraße von Brilon, wo ich wohne, kommen dutzende Motorradfahrer mit ihren lauten Krachmachern durchgefahren und nehmen diese Straße als Abkürzung - ohne Rücksicht auf Menschen, vor allem auf Kinder, die hier oft hergehen. Sollte hier verboten werden, eine Zumutung für alle“, schreibt Monika Schmidt auf WP-Anfrage über die Situation mit den Motorradfahrern. Gabriele Müller betont: „Erst freut man sich auf Frühling und Sommer… ist es dann soweit, wünscht man sich den Winter zurück. Hochfrequentierte Bereiche machen den Anwohnern das Leben zur Lärmhölle. Rücksicht in Ortschaften leider oft Fehlanzeige.“ Christoph Peters weist auch auf die Gefahren hin: „Wiemeringhausen, Brunskappel, Elpe. Auf dieser Strecke ist es nicht nur unerträglich laut, es hat auch bereits etliche Unfälle und Tote gegeben.“ Michael Pfennig hat ein weiteres Beispiel für belastete Strecken: „Ich fahre als Autofahrer grundsätzlich in der Motorradsaison nicht über „Das Bildchen“ zwischen Altastenberg und Siedlinghausen. Erschreckend, wie Motorradfahrer einem entgegen kommen.“ Petra Karthaus wirft das Almetal mit ins Rennen, Sebastian Heitkamm weist auf die Ferienregion Diemelsee hin. Er schreibt: „Hier wünscht man sich als Einwohner, spätestens zum Ende der Saison, jeden Biker zum Mond.“

Hier wünscht man sich als Einwohner, spätestens zum Ende der Saison, jeden Biker zum Mond.
Sebastian Heitkamm

Maxi Roth ist selbst auf dem Bike unterwegs und schreibt: „Das übertriebene raus beschleunigen an Ortsausgängen muss nicht sein.
An beliebten Motorradstrecken wäre es vielleicht sinnvoll eine Pufferzone zu machen indem 150 Meter nach dem Ortsausgang erst Tempo 50 aufgehoben wird. Ich fahre auch gern und viel Motorrad aber was diese Saison schon im Sauerland los war, lässt einen echt sehr grübeln, es sein zu lassen.“

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HSK-Polizei nennt Unfallschwerpunkte von Bikern

Die Polizeipressesprecherin Flavia Lucia Rogge erklärt, welche Unfallstrecken die Polizei im Hochsauerlandkreis auf dem Schirm hat: „Unfallstrecken sind im im Bereich Brilon zwischen Alme und Büren die L637 sowie zwischen Hoppecke und Bontkirchen die K61 und nachrangig in Marsberg, zwischen Helminghausen und Bredelar die L800.“ Darüber hinaus sind Unfallstrecken im Bereich Sundern am Sorpesee, Hellefelder Höhe und Ochsenkopf, sowie bei Arnsberg der Lattenberg, bei Meschede der Hirschberger Weg und zwischen Bestwig und Rüthen die Nuttlarer Höhe. In Schmallenberg wird auch Albrechtsplatz dazugezählt.

Kontrollen zur Biker-Saison

Hier wird die Polizei vermehrt Kontrollen fahren. Rogge betont: „Kontrollen auf den An- und Abfahrtstrecken sowie den Unfallstrecken mit Schwerpunkt Wochenenden, Wochenfeiertage, aber auch in der Woche sind geplant.“ Die Polizei wird auch Krad-Aktionstage veranstalten. Auch sind Kontrollen von Geschwindigkeit und des technischen Zustands sowie der Fahrzeugführer und des Fahrzeugs geplant.

Verkehrsbericht 2023: Tödliche Unfälle nehmen ab

Die häufigsten Probleme der Bike-Saison im Sauerland sind laut Polizeisprecherin das auftreten der Unfallhäufungsstellen durch Unfälle mit Motorradbeteiligung. Gründe dafür sind die Überschätzung der eigenen Fähigkeiten auf schwierigen Strecken und die absichtliche Missachtung von Verkehrsregeln, speziell das Fahren mit überhöhter Geschwindigkeit. Bei insgesamt 125 Unfällen im HSK im Jahr 2023, bei denen ein oder mehrere Motorrad-Fahrende beteiligt waren, kamen zwei Motorrad-Fahrende im Alter von 66 und 67 Jahren ums Leben, 119 wurden verletzt. Das zeigt der Verkehrsbericht der Polizei für 2023. Die Zahl ist tatsächlich eine Verbesserung im Vergleich zu den Vorjahren. 2022 wurden noch 159 Unfälle gezählt, bei denen 142 Menschen verletzt wurden und einer ums Leben kam. Ohnehin hat die Zahl der tödlichen Unfälle abgenommen, 2019 sind zehn Motorrad-Fahrende im HSK verunglückt, 2021 waren es die Hälfte. Während Motorrad-Fahrende lediglich zu 4,5 Prozent an den meldepflichtigen Unfällen beteiligt waren, stellt diese Personengruppe einen Anteil von 21 Prozent der Schwerverletzten.

Motorradfahrende oft Verursacher der Unfälle

Der HSK-Verkehrsbericht 2023 zeigt, dass Motorradfahrer oft Unfallverursacher sind.
Der HSK-Verkehrsbericht 2023 zeigt, dass Motorradfahrer oft Unfallverursacher sind. © DPA Images | David Young

Im Verkehrsbericht heißt es dazu: „Von Motorrad Fahrenden wird häufig die Ansicht vertreten, dass sie bei Verkehrsunfällen unverschuldet zu Schaden kommen.“ Bei näherer Betrachtung sei diese Behauptung nicht haltbar. „In ca. 75 Prozent der Verkehrsunfälle mit Personenschäden traten die Motorrad-Fahrenden als Verursacher auf. Bei 51,1 Prozent dieser Unfälle war überhöhte Geschwindigkeit die Unfallursache.“ Für 2023 sind 116 Unfälle mit Personenschaden und einer Motorradbeteiligung vermerkt, 87 davon sind durch den oder die Biker/Bikerin verursacht worden. 2022 waren es sogar 109 von 143 Unfällen.

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Allerdings sorgt auch der Motorradlärm stets für Beschwerden bei der Polizei, ebenso wie die Geschwindigkeitsüberschreitungen der Biker. Dann rufen Anwohner auch die Polizei, insbesondere, wenn die Belastungen durch Lärm oder Gefahrensituationen schlimmer werden.

Problem: Biker kommen nicht aus dem Sauerland

Die Polizei im Hochsauerlandkreis hat einen Maßnahmenkatalog von repressiven und präventiven Maßnahmen, um die Belastung durch Biker einzudämmen. Das Problem dabei: „Circa 75 Prozent der verunglückten Motorrad-Fahrenden sind nicht im HSK wohnhaft und daher über Kampagnen in der örtlichen Presse nicht zu erreichen“, so Rogge. Diese werden angesprochen über die Plakate „Ankommen oder Umkommen?“ an den Stellen, an denen sie Rast machen. Grundsätzlich verhängt die Polizei bei Verkehrsverstößen Verwarngelder, Bußgelder oder stellt Strafanzeigen aus, je nach Verstoß. Präventiv werden allgemeine Verkehrskontrollen abgehalten sowie verkehrsdidaktische Gespräche geführt.

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