Brilon. Motorrad-Elite: Brilonerin Veronika Neumann triumphiert als „Bike Woman of the year 2024“. Für sie geht damit ein Traum in Erfüllung

Veronika Neumann ist eigentlich bekannt als „Kurze Bikerin“. Sie gehört zu der Truppe Frauen, die zwar nicht größer als 1,62 Meter sind, aber dennoch sicher ein Motorrad beherrschen. Jetzt ist die Brilonerin „Bike Woman of the year 2024“. Für sie eine große Ehre, wie sie selbst sagt. Der Westfalenpost hat sie ihre Erfolgsgeschichte erzählt.

Schon lange im Sauerland als Bikerin aktiv

Alles begann damals mit Facebook. Veronika Neumann stößt auf eine Gruppe, die aus kleinen Frauen besteht, die einen Motorradschein haben und sich gegenseitig Tipps geben. Sie fühlt sich sofort angesprochen. Denn für kleine Frauen ist schon der Motorradführerschein eine Herausforderung. „Viele Fahrschulen haben einfach keine Bikes für kurze Beine. Und viele sind nicht bereit, gepolsterte Sitze zu organisieren.“ Anfangs ist es auch für Veronika Neumann manchmal ein komisches Gefühl. „In den ersten sechs Wochen bin ich nur alleine gefahren, um ein Gefühl für das Bike zu bekommen. Sicherheit kommt durch die Erfahrung.“ Trotzdem kommt es – auch jetzt noch – zu gefährlichen Situationen. „Wenn man auf eine Ampel zurollt und plötzlich fällt die Straße in einer Schräge ab, dann kommt man mit den Füßen nicht mehr auf. Das kann kritisch sein“, sagt sie damals schon, als sie der WP die Schwierigkeiten schildert. Doch hier beginnt ihre Geschichte erst. Sie setzt sich für weniger Motorradlärm auf den Straßen im Hochsauerlandkreis ein, ist im Vorstand der Motorradfreunde Sauerland e.V. und kämpft nicht nur gegen Raser auf den Straßen an, sondern auch gegen ein Klische. „Das sind Männermaschinen und um die zu fahren, müssen wir nicht das Klischee des großen, breiten Bikers bedienen. Wir händeln auch Bikes, die 260 Kilo wiegen.“

Brilonerin Veronika Neumann (vorn, Mitte) ist „Bike Woman of the year 2024“. Für sie ist das eine Bestätigung ihrer jahrelangen Arbeit. 
Brilonerin Veronika Neumann (vorn, Mitte) ist „Bike Woman of the year 2024“. Für sie ist das eine Bestätigung ihrer jahrelangen Arbeit.  © WP | Veronika Neumann
Veronika Neumann ist Mitglied der Motorradfreunde Sauerland e.V. und setzt sich gegen den Lärm von Bikes ein, um gegen Streckensperrungen vorzugehen. 
Veronika Neumann ist Mitglied der Motorradfreunde Sauerland e.V. und setzt sich gegen den Lärm von Bikes ein, um gegen Streckensperrungen vorzugehen.  © WP | Privat

Im September letzten Jahres fragt sie eine entfernte Bekannte, wann sie sich denn für den BikeWoman-Award bewerben will. Dieser wird auf der Messe in Dortmund Anfang März verliehen und von »bike & business« zusammen mit den Sponsoren sowie den Community-Partnern She Rides und Petrolettes präsentiert. Er gilt als ein heißbegehrter Preis. Gesucht werden Frauen, die haupt- oder nebenberuflich im motorisierten Zweiradbusiness unterwegs sind. Im Fokus der Bewertung stehen Persönlichkeit, individuelle Akzente im Motorradgeschäft, Vernetzung und der persönliche Einsatz, mehr Frauen auf und ans Motorrad zu bringen.

Unvorstellbar, grandios, großartig, überwältigend, mitreißend und unbeschreiblich!
Veronika Neumann

„Bis dahin kannte ich den BWA nur über Irene Seidler, die mit ihrem Charity-Projekt „Heels on Wheels“ im letzten Jahr gewonnen hat“, sagt sie. Veronika Neumann schaut sich ein paar Bewerbungsvideos aus den vergangenen Jahren an. Sie überlegt, macht sie mit? „Da ich Irene (und die Heels on Wheels) schon länger kenne und sehr schätze, wenn nicht sogar bewundere, dachte ich mir nur ‚Oha, das sind große Fußstapfen. Hab ich kleines Licht da überhaupt eine Chance?‘“ Schlussendlich will sie mitmachen. „Ich bin kein SocialMedia-Profi, habe noch nie ein Video erstellt und die heruntergeladenen Bewerbungsunterlagen waren erschreckend umfangreich. Daher habe ich einen Motorrad-Kumpel und ein paar Mädels zur Hilfe geholt, Fotos gemacht, kurze Video-Sequenzen erstellt, einen Text verfasst, das als Audio-Datei aufgenommen, einem Kollegen in die Hand gedrückt und ihn beauftragt, das nach meinen Ideen zusammenzubasteln - das Ergebnis ist mein Bewerbungsvideo geworden, welches die Jury offenbar überzeugt hat“, freut sie sich.

Sie kommt direkt in die Top Ten

Besonders die Möglichkeit zu zeigen, was sie antreibt und bewirken will, war ihr wichtig. „Bisher war mir nicht bewusst, wie viel ich mich eigentlich mit dem Thema Motorradfahren befasse und wie viel es mir bedeutet“, sagt sie. Die Wartezeit seit Bewerbungsabgabe ist aufregend für sie, dann die Nachricht: Top Ten. „Vor lauter Freude hab ich echt ein Tränchen verdrückt.“

Sie kontaktiert die anderen Finalistinnen, die Frauen tauschen sich aus. Veronika Neumann allerdings sieht ihre Chancen schwinden, sie bewundert die anderen Kandidatinnen, denkt aber gleichzeitig: Dabei sein ist alles! „Die Kontakte im Vorfeld waren total super, entspannt, kein bisschen Konkurrenzdenken. Eine echt positive Stimmung und dadurch Neugierde, die anderen Mädels endlich live zu treffen und kennen zu lernen.“

Preisverleihung auf Dortmunder Motorrad Messe

Auf der Messe Motorräder in Dortmund ist es soweit, die Preisverleihung startet. „So viel positive Energie und spannende Laudationen, miteinander freuen, beglückwünschen, applaudieren und weiter freudige Erwartung - eine großartige Stimmung“, sagt die Brilonerin. Dann ist klar, sie nimmt den Award mit nach Hause. Ihre Gefühle beschreibt sie so: „Unvorstellbar, grandios, großartig, überwältigend, mitreißend und unbeschreiblich!“

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Veronika Neumann sagt, dass sie viel gelernt hat. Dass sie sich intensiv mit sich selbst, ihrem Business, ihren Ideen und Erwartungen auseinandergesetzt hat. „Und da ist noch Luft nach oben“, verspricht sie. Der Award habe ihr Selbstvertrauen gestärkt. „Für mich persönlich: bisher war ich die kleine Vroni mit verrückten Ideen und überall dabei, von einigen belächelt und nicht wirklich ernst genommen. Jetzt werde ich als kompetente Person wahrgenommen und finde Beachtung. Ich bin gewachsen.“