Hochsauerlandkreis. Stark steigende Beiträge ab 2028, garantiertes Rentenniveau nur bis 2040. Der SPD-Abgeordnete Dirk Wiese verteidigt das Rentenpaket trotzdem.
Dirk Wiese, der Briloner Bundestagsabgeordnete und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD im Bundestag, unterstützt das jüngst von Christian Lindner und Hubertus Heil vorgestellte Rentenpaket. „Das ist ein gutes Signal für alle zukünftigen Rentnerinnen und Rentner – denn wer ein Leben lang gearbeitet hat, muss sich im Alter auf eine sichere Rente verlassen können. Das gilt auch für junge Menschen, die jetzt ins Arbeitsleben starten. Mit unserer Rentenpolitik sorgen wir dafür, dass Arbeit sich auch in der Rente auszahlt. Das ist Politik für die arbeitende Mitte“, so Wiese.
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Das Rentenpaket II von Bundesfinanzminister Christian Lindner und Arbeitsminister Hubertus Heil ist ein Versuch, die Rentenversicherung in Deutschland zu stabilisieren und zukunftssicher zu machen. Es zielt darauf ab, das Rentenniveau bis 2039 auf 48 Prozent eines Durchschnittslohns zu garantieren. Zusätzlich plant die Regierung ein Milliardenpaket mit dem Namen Generationenkapital, welches die zu erwartenden, sinkenden Beiträge stabilisieren soll.
Für junge Menschen mit einem durchschnittlichen Gehalt bedeutet das ab 2028 massiv steigende Beiträge. Ein Arbeitnehmer mit einem Bruttogehalt von 4000 Euro zahlt ab 2028 28 Euro mehr und ab 2035 sogar über 60 Euro. Eine Mehrbelastung von 720 Euro im Jahr, also mindestens ein ganzer Jahresurlaub. Hinzukommt: Die Menschen, die jetzt jung ins Berufsleben starten, müssen deutlich länger arbeiten als nur bis 2040. Ob sie dann noch selbst von ihren höheren Beiträgen profitieren, kann niemand mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen.
Wir haben mit Dirk Wiese darüber gesprochen:
Herr Wiese, mit 40 Jahren gehören sie selbst noch zur jungen Generation. Bundesminister Hubertus Heil hat kürzlich das Rentenpaket vorgestellt. Die Beiträge werden massiv ansteigen. Ein Durchschnittsverdiener zahlt ab 2028 ungefähr 60 Euro mehr in die Rentenkasse, die Bundesregierung garantiert aber nur bis 2040 ein Rentenniveau von 48 Prozent. Das bedeutet, dass viele, die bald die erhöhten Beiträge bezahlen müssen, möglicherweise selbst gar nicht davon profitieren. Wie erklären sie das jungen Berufstätigen?
Dirk Wiese: Zunächst möchte ich vor zu viel Schwarzmalerei warnen. Der gesetzlichen Rentenversicherung wurden schon für das letzte Jahrzehnt große Probleme prognostiziert. Tatsächlich hat sich herausgestellt, dass das gesetzliche Rentensystem deutlich stabiler ist als angenommen. Wir haben aktuell einen Höchststand bei der Beschäftigung und folglich viele Einzahler. Dazu trägt auch die Zuwanderung bei.
Trotzdem, die Sorge bleibt. Gibt es weitere Maßnahmen, die den Nachwuchs nicht überproportional stark belastet?
Ich habe grundsätzlich starke Sympathien für das Modell in Österreich. Dort müssen grundsätzlich alle in das gesetzliche Rentensystem einzahlen.
Sie selbst müssen doch auch nicht in die Rentenkasse einzahlen, oder?
Das ist leider so. Ich fände es deshalb richtig, wenn zukünftig auch Bundestagsabgeordnete in die Rentenkasse einzahlen würden. Ich selbst nutze aber die Möglichkeit, freiwillig Beiträge an die Rentenkasse abzuführen. Wer weiß, was auf einen persönlich einmal zukommt und da fühle ich mich über die gesetzliche Rentenkasse gut abgesichert.
Aktuell wird auch wieder über die Einführung der Wehrpflicht diskutiert. Was will man jungen Menschen noch alles zumuten?
Ein Zurück zur alten Wehrpflicht wird es nicht geben. Darauf ist die Bundeswehr gar nicht mehr ausgelegt. Ich befürworte eher einen Dienst für die Gesellschaft einmal im Leben, wie es Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in die Diskussion gebracht hat. Das muss aber gut vorbereitet sein und einen Mehrwert für die junge Generation bringen. Sie dürfen nicht das Gefühl haben, dass sie nur als günstige Arbeitskräfte eingesetzt werden.