Brilon/Hochsauerlandkreis. Der HSK als Hotspot für Motorrad-Fahrer. Die Polizei kontrolliert die Biker – ist oft aber machtlos. Eine Bikerin aus Brilon nimmt das nicht hin.

Das Sauerland ist beliebt – besonders bei Motorradfahrern, die von weit her kommen, um die kurvigen Landstraßen auszunutzen. Vielen stößt das sauer auf, denn die Motorradfahrer bringen Lärm mit, der gerade Anwohnern an beliebten Biker-Strecken schnell aufs Gemüt schlägt. Die Polizei will mit Kontrollen für eine Beruhigung der Lage sorgen, allerdings können die Beamten nur bedingt tätig werden. Eine Bikerin aus Brilon allerdings setzt sich ebenfalls gegen den Lärm ihrer „Kollegen“ ein – und betont, dass Streckensperrungen unbedingt vermieden werden sollten.

Das Problem

Motorrad-Hotspots finden sich neben der Eifel auch im Schwarzwald oder eben im Sauerland. Etwa 30 an Wochenenden oder komplett für Motorradfahrer gesperrte Strecken zählt der Bundesverband der Motorradfahrer in einer Liste auf, die meisten in NRW, Bayern und Baden-Württemberg. Dazu kommen noch zahlreiche für Zweiräder gesperrte Ortsdurchfahrten und Nachtfahrverbote. Die Sperrungen beschäftigen immer wieder die Gerichte. Vielfach werden sie dabei kassiert. Aus Sicht der Anwohner-Initiativen gibt es dabei bundesweit noch viel mehr Lärm-Hotspots als Streckensperrungen - in einer Liste des Arbeitskreises Motorradlärm im BUND werden rund 90 aufgezählt.

Das sagt die Polizei

Sebastian Held, Pressesprecher der Polizei im HSK, betont, dass der Lärm von Motorradfahrern nur verboten sei, wenn an der Maschine technische Änderungen vorgenommen worden seien. Kontrolliert werde das natürlich von den Beamten, eine solche Kontrolle sei allerdings sehr aufwendig. „Haben die Kollegen einen speziellen Verdachtsmoment hinsichtlich technischer Veränderungen, halten sie die Motorradfahrer an. Um den Lärm aber einzuordnen, müsste die Maschine sichergestellt werden. Sie wird aufgeladen und wegtransportiert. Eine Kontrolle kann dann mitunter anderthalb Stunden pro Motorrad dauern.“ Trotzdem kontrolliere die Polizei mit Augenmerk auf technische Veränderungen, aber auch auf übermäßige Geschwindigkeit. „Oft liegt der Lärm, den Motorradfahrer machen allerdings an der Art und Weise der Beschleunigung, die dann in zu niedrigen Gängen geschieht.“ Das sei, rein rechtlich, nicht einmal verboten.

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Das sagt die Bikerin

Veronika Neumann liebt ihr Bike. Für sie sind Streckensperrungen keine Lösung. Sie ist Mitglied bei den Motorradfreunden Sauerland e.V. – der Slogan des Vereins: „Fahren mit Verstand“. Sie und der Verein setzen sich aktiv gegen Streckensperrungen ein – aber auch gegen Motorradfahrer, die mit ihrem Maschinen zu laut durch die Ortschaften donnern.

Umfrage zum Lärm-

In einer Facebook-Umfrage der Westfalenpost gaben 51 Prozent der Teilnehmer an, dass sie der Lärm massiv störe. 23 Prozent hingegen finden den Lärm nicht schlimm.

Streckensperrungen werden allerdings von und 49 Prozent der Teilnehmer nicht befürwortet. Es solle andere Lösungen geben.

Viele Teilnehmer nannten zudem dieselben Hotspots: Besonders am Diemelsee sei der Lärm besonders störend. Auch Altastenberg und die Dörfer rund um Olsberg wurden genannt.

„Leis ist kein scheiß“, sagt Veronika Neumann, „Ich sage immer: Fahrt im vierten Gang durch den Ort, nicht im zweiten. Laut sein muss man nur, wenn man sonst nichts kann.“ Es ärgert sie, dass einige Motorradfahrer so auch anderen Bikerinnen und Bikern den Spaß an ihrem Hobby verderben. „Dieser Lärm ist gesundheitsschädigend und es erschreckt die Leute. Ich kann die Anwohner sehr gut verstehen. Wenn ich ein Haus im Grünen habe und ständig den Lärm höre, das fänd ich nicht gut.“ Ihr liegt es fern, die Anwohner gegen sich aufzubringen. Sie habe selbst schon viele Gespräche mit ihnen geführt. Das Problem sei allerdings, dass selbst due Hersteller oft denken, dass der Lärm dazugehöre. Und auch unter den Bikerinnen und Bikern gibt es unterschiedliche Sichtweisen. „Manchmal bekommt man dann schon Gegenwind in der Szene.“ Jetzt organisiert Veronika Neumann eine große Kundgebung in Neuenrade mit, wo es genau um diese Thematik gehen soll. „Hochschalten – Dialog statt Verbot“, ist das Motto. Schon im letzten Jahr sei ein sieben Kilometer langer Korso aus Motorrädern durch die Stadt im Märkischen Kreis gefahren. Dieses Jahr soll es am 1. August wieder darum gehen, gegen Motorradfahrverbote anzugehen. Sie erwartet zahlreiche Teilnehmer verschiedener Vereine und Gruppierungen, darunter auch der Bundesverband für Motorräder e.V., mit dem man zahlreiche Gespräche geführt habe. „Wir im Sauerland sind Hotspot für die Bikefahrten und wollen nicht, dass Strecken gesperrt werden. Wir stehen eng mit der Polizei im Austausch. Wir haben es selbst in der Hand, wie die Menschen uns wahrnehmen. Und nicht jeder muss uns hören und negativ wahrnehmen.“