Brilon. Ulli Schröder will es ruhiger angehen lassen und gibt den Huberta Grill in neue Hände. Was das Briloner Original zum Kult-Wirt gemacht hat.

Ulli Schröder ist ein Briloner Original. Wenn er hinter der Theke des Huberta Grills steht, begrüßt er jeden, der den Laden betritt mit seinem Vornamen. Er erkundigt sich nach den Kindern, fragt wie die Haussuche läuft, hat immer einen kleinen Witz parat. Dabei lädt er eine Riesenportion Nudeln und doppelt so viel Soße auf den Teller. Seit fast 44 Jahren ist Ulli Schröder Teil des Huberta Grill, das Lokal hat früher schon seinem Vater gehört. Jetzt übergibt er die Geschäftsführung in neue Hände. Sein Sohn Daniel Schröder übernimmt. Unterstützt wird er von Bogusia Wisniewska, langjährige und treue Mitarbeiterin im Huberta-Grill die mit ihrem Ehemann Piotr in die Huberta-Familie aufgenommen wurde. Und Ulli? Wirft einen Blick zurück. Mit ein bisschen Wehmut, aber ganz viel Vorfreude auf das was kommt.

Von 80 auf 40 Wochenstunden: Ulli Schröder geht in den „Unruhestand“

Gyros-Teller und Gulasch stehen heute auf dem Speiseplan, es duftet lecker. Ulli Schröder füllt zwei Gläser, stellt Getränke und Teller mit Gyros auf den Tisch. „Setz dich an die Heizung, da ist es schön warm“, sagt er zu Huberta, seiner Frau. Es ist früher Nachmittag, der Mittagsandrang ist vorbei und Ulli Schröder hat ein paar ruhige Minuten, um über seinen „Unruhestand“ nachzudenken.

Der Aushang, der die Veränderung ankündigt.
Der Aushang, der die Veränderung ankündigt. © WP | Jana Naima Schopper

Offiziell ist die Nachricht schon. Vor einigen Tagen hängt ein rosafarbenes Papier in der Glastür unter dem Huberta-Schwein. Darauf steht: „Ulli gibt dann die Verantwortung an Bogusia und Daniel ab, die am 3. Januar mit dem Huberta Grill starten. Beide sind schon lange dabei und auch gut bekannt.“ So richtig geht Ulli natürlich nicht, dass steht auch auf dem Papier. „Ulli ist auch noch für uns da, reduziert aber von 80 auf 40 Wochenstunden.“ Das Vakuum füllt Sabrina Schilling, neue Mitarbeiterin im Team.

Nächste Generation übernimmt Briloner Huberta Grill

„Ganz ohne wäre mir auch zu langweilig“, sagt Ulli Schröder und greift nach der Gabel. Seine Frau nickt. „Von 100 auf 0, das funktioniert nicht.“ „Wir probieren gerade aus, wie wir eine Vier-Tage-Woche hinbekommen, mit Sabrina. Sie arbeitet vier Tage, die andere Schicht übernehme ich. Aber wir sind in der glücklichen Position, dass wir Daniel und Bogusia haben, die den Betrieb übernehmen können.“ Huberta Schröder blickt ihren Mann an. „Wie lange ist Bogusia schon da? Ungefähr sechs Jahre“, sagt sie. Ulli Schröder nickt. Erst habe Bogusia nur nebenbei angefangen. Mit der Zeit habe sie mehr und mehr Aufgaben übernommen und sich unersetzlich für den Betrieb gemacht. Sein Sohn Daniel übernimmt das Lokal nun, dritte Generation Schröder.

Eigentlich wollte Ulli Schröder nur ein Jahr übernehmen

„Tja“, sagt Ulli Schröder, „dabei wollte ich das nur ein Jahr machen.“ Seit dem 1. Februar 1980 steht er hinter der Theke der ehemaligen Metzgerei, als gelernter Industriekaufmann. „War am Anfang auch etwas chaotisch und durcheinander.“ Das Lokal gehörte Ulli Schröders Vater. „Schröder‘s Fritz war ein Briloner Original“, sagt Huberta Schröder. „Der konnte mit allen. Und Ulli hat das ein bisschen von ihm, also haben sich damals alle gefreut, als er übernommen hat.“

Der Grill von damals. Nur drei größere Umbauten wurden in den letzten Jahrzehnten gemacht.
Der Grill von damals. Nur drei größere Umbauten wurden in den letzten Jahrzehnten gemacht. © WP | Jana Naima Schopper
Das Haus ist Ulli Schröders Elternhaus.
Das Haus ist Ulli Schröders Elternhaus. © WP | Jana Naima Schopper

In den letzten Jahrzehnten hat sich nicht viel verändert. Drei größere Umbauten wurden damals gemacht. Auf einem alten Foto, das Ulli Schröder aus einem braunen Umschlag zieht, sieht man die gleichen Fliesen an der Wand. Die gleichen Holzelemente an der Decke. Nur die gelben Plastiktischdecken und die weißen Spitzengardinen gibt‘s nicht mehr. Schon früh hängt Ulli Schröder auch das alte Schild, das Schwein, über die Ladentür. Eines der meistfotografiertesten Motive in Brilon. Er wird zu einer Instanz in Brilon.

Ulli Schröder vor dem Schild, das schon seinem Vater gehört hat.
Ulli Schröder vor dem Schild, das schon seinem Vater gehört hat. © Brilon

Stammkunden kommen auch nach Jahren immer wieder

„Wir haben Stammkunden in drei Generationen, das ist ein schönes Gefühl. Die ziehen dann aus irgendeinem Grund weg und wenn sie wiederkommen gehen sie mit ihren Kindern erstmal bei mir eine Mantaplatte essen.“ Ulli Schröder lacht. „Und dann hört man immer: Hach, wie früher. Das ist ein Stückchen Heimat und Vergangenheit auf dem Teller.“ Huberta Schröder stupst ihren Mann an. „Und die Knutschecke.“ Ulli Schröder lacht. „Ja, die Knutschecke. Wir hatten hier noch eine Wand, wie eine kleine Kabine, mit einer durchgängigen Bank und einer Scheibe, durch die man nicht rein, sondern nur rausgucken konnte.“ Er zeigt auf die Treppe Richtung Kochschule. „Die wird heute noch von vielen erwachsenen Gästen vermisst, die sich damals darin versteckt haben.“

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Nicht immer war es leicht, auch in der jüngsten Vergangenheit. Corona-Pandemie, Inflation. Ulli Schröder nimmt das nicht schwer. „Vieles ist schwieriger geworden, aber als Imbiss und Restaurant waren wir gut aufgestellt und uns wurde durch die Politik zielgerichtet und schnell geholfen. Die Soforthilfen wurden rasch ausgezahlt, die Mehrwertsteuer wurde gesenkt. Wir haben die Krisenjahre gut überstanden.“

Dreh- und Angelpunkt für die Stadt und das Schützenwesen

Auch für die Stadt ist der Huberta Grill Dreh- und Angelpunkt. Auf Veranstaltungen kocht Ulli Schröder, er betreibt die Kochschule mit und vor allem: Er ist Anker für die Dritte Kompanie des Schützenvereins Brilon. „Da waren wir immer dabei, das war eine Herzensangelegenheit. Dieses Jahr stehe ich wohl unter Zugzwang, denn jetzt hab ich Zeit mitzulaufen. Die Kameraden haben mir schon Hut und weißes Hemd besorgen wollen.“

Ihm geht es gut mit der Entscheidung, kürzer zu treten. „Ich hatte jetzt ein paar Mal wilde Träume“, sagt er. „Wahrscheinlich weil du nicht weißt, was du mit der Zeit anfangen willst“, ruft sein Sohn. Dabei hat Ulli Schröder schon viel vor. Die Wohnung über dem Grill will er umbauen, schön und altersgerecht. Er will sich ehrenamtlich engagieren für das Haus Hövener. Er mischt noch bei der Kochschule mit. Und endlich ist Zeit für die Enkel. Alles weitere kommt später. „Ich schaue eher nach vorne. Wir sind gesund und fit, wir haben noch einiges vor.“