Hochsauerlandkreis. Forstamtsleiter Edgar Rüther rät, Wälder derzeit nicht zu betreten. Der Dauerregen hat die Böden aufgeweicht. Manche Bäume sind umgestürzt.
Der Dauerregen der vergangenen Wochen hat nicht nur Flüsse und Bäche überlaufen lassen. Er hat auch die Böden ordentlich durchweicht. „Wir haben kein offizielles Waldbetretungsverbot ausgesprochen. Aber man sollte doch vielleicht lieber ein paar Tage warten, bis man wieder in den Wald geht“, warnt Edgar Rüther. Er ist Leiter des Regionalforstamtes Soest-Sauerland von Wald und Holz NRW. Der Grund ist nachvollziehbar: Der andauernde Regen hat die Böden aufgeweicht, selbst tiefere Bodenschichten sind mit Feuchtigkeit gesättigt, das Oberflächenwasser kann nicht weiter einsickern. „Und hinzu kommt, dass viele Bäume nachhaltig unter der Trockenheit gelitten und an Wurzelmasse verloren haben“, sagt der Fachmann. Selbst bei der Buche könne man sehen, dass die Wurzel-Teller kleiner als gewöhnlich ausfallen.
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Einige Baumarten - wie zum Beispiel die Fichte, von der es aber ohnehin nicht mehr viele in der Region gibt - wurzeln nur sehr flach und haben daher wenig Bodenverankerung. Andere hingegen wie die Eiche und die Tanne (eine eigene Gattung und nicht mit der Fichte zu verwechseln) sind sogenannte Pfahlwurzler und wachsen eher vertikal ins Erdreich. „Dann gibt es noch die Sorten wie Buche oder Douglasie, die dazwischen liegen. Aber auch hier finden wir – je nach Standorten – weniger Wurzelmasse. Auch Staunässe kann dazu führen, dass die Stabilität der Bäume im Boden nachlässt.“ Hier und da seien schon einige Bäume umgestürzt, sagt Rüther.
Für die nächsten Tage ist glücklicherweise weniger Regen und dafür Kälte angesagt. Der Januar ist aber durchaus für Stürme und starke Windböen bekannt – man denke nur an die Nacht vom 18. auf den 19. Januar 2007, als der Orkan „Kyrill“ mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 137 km/h über den Kahlen Asten gefegt ist. Daher ist in Sachen Waldbetretung, Feuchtigkeit, Wind und Baum-Standhaftigkeit durchaus weiter Vorsicht geboten und gesunder Menschenverstand gefragt.
Generell sei es aber zumindest für den Wald eher eine gute Sache, dass es ordentlich geregnet habe, meint Edgar Rüther. Er geht davon aus, dass die Witterung dem Borkenkäfer nicht gefallen werde: „Der Käfer überwintert jetzt gerade. Aber den Wechsel zwischen nass, warm und kalt mag er gar nicht. Und die Bäume können durch den Niederschlag neue Energie schöpfen, um sich gegen ihren Feind besser zur Wehr zu setzen.“ Der Regionalforstamtsleiter ist optimistisch, dass die Käferpopulation weiter zurückgehen werde.
Solitärbäume haben noch eine Chance
Wer sich übrigens fragt, warum an manchen Waldrändern, wo ganze Bestände aufgearbeitet wurden, noch vereinzelt Solitärbäume stehen gelassen wurden, dem sei gesagt: „Auch wenn solche Bäume beim nächsten oder übernächsten Sturm umfallen sollten, gibt man ihnen so die Gelegenheit, noch einmal zu blühen und Samen zu bilden. Die Devise: ,Alles, was nicht Fichte und noch grün ist, bleibt stehen‘, führt dazu, dass manche Flächen wieder auf natürliche Weise bestockt wurden ohne dafür Geld in die Hand nehmen zu müssen.“