Hochsauerlandkreis. WP-Reporter Franz Köster ist klar für ein Silvesterfeuerwerk mit Böllern und Raketen. WP-Reporter Thomas Winterberg sagt: „Ich hasse Feuerwerk!“

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, und mit Vorfreude blicken viele Menschen dem farbenfrohen Spektakel am Himmel entgegen: dem Feuerwerk. Für viele ist das Feuerwerk zu Silvester ebenso unverzichtbar wie der Tannenbaum zu Weihnachten. Dennoch gibt es immer wieder Stimmen, die ein Verbot von Feuerwerk fordern. Ihre Argumente drehen sich um Verletzungen, Umweltschäden und Tierleid. Doch wie überzeugend sind diese Einwände wirklich?

Pro Silvesterfeuerwerk

Zunächst möchte ich betonen, dass es mir fern liegt, die Silvesterkrawalle zu rechtfertigen, die in den Großstädten dieses Jahr erneut erwartet werden. Gewalt und Respektlosigkeit gegenüber Polizisten, Rettungskräften und unbescholtenen Bürgern verurteile ich nachdrücklich. Personen, die Feuerwerk missbrauchen, um andere zu gefährden oder zu schädigen, müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Doch dies allein rechtfertigt nicht das generelle Verbot von Feuerwerk. Die überwiegende Mehrheit geht verantwortungsbewusst damit um und hält sich an die gesetzlichen Vorschriften.

Franz Köster:  Feuerwerk hat eine lange Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht.
Franz Köster:  Feuerwerk hat eine lange Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht. © WP | Kyra Dyballa

Feuerwerk hat eine lange Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Schon damals wurden Feuerwerke zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten, Krönungen oder Siegesfeiern entzündet. Sie sollten böse Geister vertreiben, Glück bringen oder einfach nur die Schönheit des Augenblicks unterstreichen.

Natürlich hat Feuerwerk auch negative Auswirkungen, die nicht ignoriert werden dürfen. Jährlich gibt es Verletzte, die durch unsachgemäßen Umgang mit Feuerwerk Schaden nehmen. Jedoch ist die Zahl der Unfälle in den letzten Jahren dank verbesserter Aufklärung, Sicherheitsmaßnahmen und Qualitätskontrollen gesunken. Schwere Fälle sind meist auf illegales oder selbstgebasteltes Feuerwerk zurückzuführen, das ohnehin verboten ist. Auch der an Silvester obligatorische Alkoholkonsum trägt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zur Enthemmung bei. Also eine Promillegrenze fürs Böllern? Ich wäre dabei.

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Feuerwerk belastet auch die Umwelt, vor allem die Luftqualität. Dennoch ist diese Belastung nur kurzfristig und lokal begrenzt. Die Feinstaubwerte steigen zwar in der Silvesternacht stark an, nehmen jedoch rasch wieder ab. Die Gesamtmenge an Feinstaub, die durch Feuerwerk verursacht wird, ist im Vergleich zu anderen Quellen wie Verkehr, Industrie oder Landwirtschaft verschwindend gering.

Auch Tiere leiden unter dem Feuerwerk, das sie durch laute Knalle und grelle Lichter irritiert. Doch auch hier existieren Möglichkeiten, das Leid zu mindern. Tierhalter, die die alleinige Verantwortung für ihre Tiere tragen, können ihre Haustiere rechtzeitig ins Haus holen, ihnen einen ruhigen Rückzugsort bieten oder beruhigende Mittel verabreichen.

Ich plädiere daher für einen verantwortungsvollen und respektvollen Umgang mit Feuerwerk, der die Bedürfnisse aller berücksichtigt. Ich wünsche Ihnen allen ein frohes neues Jahr, mit oder ohne Feuerwerk! Selbst kaufe ich mir schon seit Jahren kein Feuerwerk mehr, schaue es mir aber gerne an.

Contra Silvesterfeuerwerk

Ein Chinakracher am Silvesternachmittag, ein Hund, der das Weite sucht. Eine Familie, die erst im neuen Jahr ihr völlig eingeschüchtertes Tier verstört im Wald findet. Bekannten ist das so ergangen. Ob unser neuer Hund schussfest ist, wird sich zeigen; es ist sein erstes Silvester. Aber ich sage es schon jetzt: Ich hasse Feuerwerke! Ich finde, Sie gehören verboten!

Thomas Winterberg: Ich hasse Feuerwerke! Ich finde, Sie gehören verboten!
Thomas Winterberg: Ich hasse Feuerwerke! Ich finde, Sie gehören verboten! © Brilon | WP Hagen

Man muss diese Zahlen einmal auf sich wirken lassen. In Deutschland wird an einem Tag mehr als das Doppelte an Geld für Knallerei ausgegeben, als im ganzen Jahr für Hungernde gespendet wird. Zum Jahreswechsel 2022 auf 2023 wurde laut „statista“ mit dem Verkauf von Silvesterfeuerwerken allein in Deutschland ein Umsatz von 180 Millionen Euro erzielt. Die Aktion „Brot für die Welt“ erhielt 2022 exakt 75,6 Millionen Euro an Spenden. 2050 Tonnen Feinstaub werden laut Bundesumweltamt jährlich durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt. Das ist mehr als ein Prozent der Jahresmenge. Und nicht zu vergessen, die Feuerwehrleute, Rettungskräfte und Polizisten, die von Sturzbetrunkenen mit Böllern beworfen werden.

Ich finde, es ist an der Zeit, einen Schluss-Strich zu ziehen und auch in diesem Punkt nachhaltig, umweltbewusst und rücksichtsvoll zu denken. Wer darauf achtet, dass seine Jeans aus Bio-Baumwolle hergestellt ist, dass sie nicht von Kinderhänden zusammengenäht und mit ätzenden Chemikalien gefärbt wurde, der sollte auch an Silvester konsequent sein. Keiner kennt oder nennt die Zahl der ausgebeuteten Arbeiter in Indien oder China, die diese Böller unter menschenunwürdigen Bedingungen produzieren.

Mir persönlich sind die Urlaubsregionen sehr sympathisch, die mit einem Knaller-Verzicht aus der Reihe tanzen. Führe ich zum Jahreswechsel in Urlaub, wäre das Versprechen einer nachträglichen „Stillen Nacht“ ein Auswahlkriterium. Das Schlimme ist nur: Ein Eingreifen und Gegensteuern per Gesetz wird nichts bringen, wenn schon der gesunde Menschenverstand versagt und in meinen Augen und Ohren an diesem Punkt viele Menschen ganz offenbar den Knall nicht gehört haben … Wenn ein Verbot kommen sollte, muss das Zuwiderhandeln richtig teuer werden. Das wäre mal ein Kracher!