Brilon. Telekom-Mitarbeiter sollen in Brilon versucht haben, sich Glasfaser-Verträge zu erschleichen. Der Konkurrent Deutsche Glasfaser ist stinksauer.

Bahnt sich in Brilon möglicherweise ein handfester Streit zwischen der Telekom und der Deutschen Glasfaser an? Die Deutsche Glasfaser mit einem Jahresumsatz von 143,8 Millionen kündigte gegenüber der Westfalenpost an, eine Klage gegen die Telekom wegen mutmaßlicher Rufschädigung zu prüfen. Mit einem Jahresumsatz von 114,4 Milliarden Euro gehört die Telekom zu einem der umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands.

Beschwerden über Telekom-Mitarbeiter

Doch was war geschehen: Anfang Dezember mehrten sich die Beschwerden gegenüber Vertriebsmitarbeitern der Telekom. Zwei Mitarbeiter der Telekom, die Namen sind der Redaktion bekannt, versuchten den Kunden offenbar mit unlauteren Methoden ihre Glasfaser-Verträge regelrecht aufzuschwatzen. Sie sollen den Hausbewohnern erzählt haben, dass die Deutsche Glasfaser (DG) wirtschaftlich handlungsunfähig sei und es nicht zum versprochenen und heiß erwarteten Ausbau der Glasfaser kommen würde. Das sei eine Lüge, wie Dennis Slobodian, Pressesprecher der DG, gegenüber der Westfalenpost bestätigt: „Wir sind wirtschaftlich hervorragend aufgestellt und haben mit dem Ausbau ja auch bereits begonnen. Wir merken aber, dass der Markt sehr hart umkämpft ist“, sagt Slobodian. So kam es sowohl am 5. und 6. Dezember in Alme zu Beschwerden über die Telekom-Mitarbeiter als auch am 6. Dezember in der Briloner Kernstadt.

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Glücklicherweise verfing das bei den Bewohnern nicht. Sie meldeten die mutmaßlichen Vorfälle beim Ortsvorsteher in Alme. In Brilon war eine Meldung gar nicht erst notwendig, denn dort probierte es ein Telekom-Mitarbeiter mit dieser Masche sogar beim Bürgermeister und Kämmerer, die natürlich über die Vorgänge innerhalb der Stadt im Bilde sind.

Wir sind wirtschaftlich hervorragend aufgestellt und haben mit dem Ausbau ja auch bereits begonnen. Wir merken aber, dass der Markt sehr hart umkämpft ist.
Dennis Slobodian, Pressesprecher der DG

Telekom-Sprecher Maik Exner bestätigt gegenüber der Westfalenpost, dass die beiden Vertriebler im Auftrag der Telekom unterwegs waren: Wir können bestätigen, dass es sich bei den beschriebenen Fällen um Mitarbeitende, der von uns beauftragen Firma für Direktvermarktung handelt“.

Deutsche Glasfaser prüft Klage gegen Telekom wegen Rufschädigung

Für die DG hat die Aktion der Telekom offenbar das Fass zum Überlaufen gebracht: „Wir prüfen gerade, ob wir die Telekom wegen Rufschädigung verklagen“, so Slobodian. Auch für die Telekom sei der Fall ärgerlich. So sagt Exner: „Das dargestellte Verhalten, beziehungsweise die laut Ihren Lesern getätigte Aussage würde unserem – auch vertraglich festgelegten – Anspruch an eine gute, faire und ehrliche Beratung widersprechen. Die Beschwerden nehmen wir daher sehr ernst. Auch wenn ein Kunde keine Beratung wünscht, haben die Vertriebsmitarbeiter das zu akzeptieren und dürfen keinerlei Druck aufbauen. Service und Beratung stehen im Vordergrund. In solchen Fällen wird sofort Kontakt mit dem verantwortlichen Mitarbeitenden aufgenommen und es wird konsequent nachgesteuert. Die Maßnahmen reichen von Nachschulungen bis hin zu personalrechtlichen Konsequenzen“, bleibt er wage im Ungefähren. Ob die auch der Telekom bekannten Mitarbeiter in diesem konkreten Fall letztlich Konsequenzen zu befürchten haben, wird aus dieser Antwort nicht deutlich.

Deutsche Glasfaser prüft jetzt eine Klage gegen die Telekom.
Deutsche Glasfaser prüft jetzt eine Klage gegen die Telekom. © WP | Ilka Trudewind

Die Deutsche Glasfaser verweist in ihrer Stellungnahme auch darauf, dass es häufig erst die DG ist, die den Boden für den Wettbewerber bereitet: „Wir gehen auf die Haushalte zu, machen Bürgerveranstaltungen und informieren die Bürger über ihre Möglichkeiten“, so Slobodian. Er wisse aber natürlich auch, dass es nicht nur bei der Telekom schwarze Schafe im Vertrieb geben würde.

Für Haustürgeschäfte gilt 14-tägiges Widerrufsrecht

Telekom-Sprecher Exner gibt zum Abschluss noch einen Hinweis: „Die Telekom macht das in Zusammenarbeit mit erfahrenen Partnern, wie zum Beispiel Ranger Marketing. Und das nach ganz klaren Regeln: Alle unsere Vertriebspartner haben sich unserem „Code of Contact“ vertraglich verpflichtet. Darin ist festgelegt, wie die Kundenkontakte im Auftrag der Telekom ablaufen sollen. Dazu gehören zum Beispiel Telekom-Kleidung, ein Ausweis mit Lichtbild in Sichthöhe sowie ein Autorisierungsschreiben der Telekom. Darüber hinaus haben die Direktvermarkter eine Rückrufnummer dabei, über die man per Telefon den Mitarbeitenden identifizieren lassen kann. Diese Nummer lautet bundesweit 0800 8266347. Nach dem Beratungsgespräch erhält der Kunde einen nachgelagerten Qualitäts-Anruf. In dem Gespräch wird dem Kunden nochmals erläutert, welches Produkt beauftragt wurde und welche Kosten hierfür entstehen. Im Zweifel kann der Auftrag dabei auch direkt storniert werden. Erst wenn der Kunde in diesem Gespräch alle Punkte bestätigt, wird der Auftrag an die Telekom übermittelt. Selbstverständlich gilt im Anschluss das 14-tägige Widerrufsrecht auch für Haustürgeschäfte.