Brilon,. Das alte Finanzamt in Brilon ist nach vielen Jahren endlich verkauft. Der neue Eigentümer Bouarfa Douallal erklärt exklusiv, was er dort plant.
Lange war es still um das „Alte Finanzamt“ in Brilon. Der Bau und Liegenschaftsbetrieb (BLB) hatte aus dem Verkauf ein großes Geheimnis gemacht. Es war von Vertraulichkeitsvereinbarungen die Rede: „Details zum Stand des Verfahrens seien aus Vertraulichkeitsgründen nicht möglich. Das betrifft nicht nur die Höhe der eingegangenen Gebote, sondern auch die Anzahl der Bieter“, hieß es damals auf Anfrage der Westfalenpost. Doch nun ist es der Westfalenpost gelungen, den Käufer des Gebäudes ausfindig zu machen. Er gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Das Finanzamt gab es zum Schnäppchenpreis
Ein kurzer Abriss zur Historie: In einem Bieterwettbewerb hatte BLB das historische Gebäude des ehemaligen Finanzamts auf den Markt gebracht. Trotz einer früheren Option zum Kauf, die von der Stadt Brilon nicht genutzt wurde, startete der BLB das Verfahren mit einem niedrigen Eröffnungsangebot von 210.000 Euro. Ein wahres Schnäppchen für ein Gebäude voller Charakter und Geschichte.” Die erste Bieterphase zog zahlreiche Interessenten an, deren genaue Anzahl und Gebote der BLB jedoch unter Verschluss hielt. Auch über den Ausgang des Verfahrens schweigt sich der BLB aus. Die Stadt musste eine Vertraulichkeitserklärung unterzeichnen. Für das Gebäude gab es bereits einige Interessenten. Ein mutmaßlicher Investor aus München konnte die Investition nach dem Gebot nicht mehr finanzieren und machte einen Rückzug.
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Das Grundstück ist 2111 Quadratmeter groß. Das Hauptgebäude wurde 1925 als Verwaltungsgebäude errichtet und in den 50er Jahren durch Flügel entlang des Schützengrabens und der Oberen Mauer ergänzt. Neben dem Hauptgebäude befinden sich zwei weitere zweigeschossige ehemalige Wohnhäuser auf dem Grundstück, die zuletzt als Büros genutzt wurden und durch Verbindungsgänge mit dem Hauptgebäude verbunden sind. Die Gebäude stammen aus den Jahren 1935 bzw. 1937 und sind ebenso wie das Hauptgebäude sanierungsbedürftig.
Bereits 2012 hatten sich verschiedene Investoren für den Komplex interessiert. Von einem Hotel war die Rede, von einem Altenheim - und auch die Stadt Brilon hatte damals mal angedacht, die Verwaltung aus dem Amtshaus an der Bahnhofstraße dorthin zu verlegen, das ehemalige Amt Thülen aufzugeben, das Gebäude zu verkaufen oder eventuell gar abzureißen und das Gelände zur weiteren städtebaulichen Entwicklung neu zu gestalten.
Käufer kommt aus der Region
Der Käufer des Gebäudes ist kein Unbekannter. Als Geschäftsführer der Grund & Boden Invest GmbH mit Sitz in Lippstadt renoviert Bouarfa Douallal aktuell das ehemalige Asia Restaurant an der Möhnesee-Sperrmauer, um daraus ein Boutique-Hotel mit 35 Gästezimmern zu machen. Douallal betont jedoch, dass das Projekt in Brilon nicht über seine Firma läuft, sondern ein persönliches Anliegen ist, welches ihm jedoch auch Sorgen bereitet: „Ich bin ganz ehrlich: heute hätte ich das Gebäude bei der anhalten Inflation und den steigenden Baukosten nicht mehr gekauft“, so Douallal selbstkritisch. Jetzt will er aber trotzdem Nägel mit Köpfen machen. Schon im Mai könnte es mit dem Bau losgehen: „Ich habe alle Anträge, die ich für den Start brauche“, so Douallal. Er ärgert sich jedoch etwas über die Zusammenarbeit mit dem Kreis: „Unser Ansprechpartner dort, war immer wieder krank, deswegen hat das so lange gedauert“, sagt Douallal. Dabei soll das „Alte Finanzamt“ nach den KFW 70 Standards saniert werden. Dazu gehört ebenso eine Wärmepumpe, wie begrünte Dächer. Insgesamt soll es 35 Wohnungen geben, 18 Wohnungen davon als sozialer Wohnungsbau. Das war die Voraussetzung für den Kauf und „nicht verhandlungsfähig“, sagte BLB-Sprecherin Silke Schenck vor zwei Jahren gegenüber der Westfalenpost. Deswegen gibt die verbindliche Vorgabe, bei der Schaffung von Wohnraum 30 Prozent der auf dem Grundstück entstehenden Wohnfläche auf 25 Jahre dem sozialen Wohnungsbau zur Verfügung zu stellen.
Die Bewohner Brilons müssen sich jedoch darauf einstellen, dass die gewohnte Fassade des Gebäudes nicht erhalten bleibt. Die Entwürfe sehen eine neue Gestaltung der Außenwände, aber auch der Dächer vor. So wird das klassizistische Antlitz eher einer schnörkellosen modernen Fassade weichen.