Brilon. Seit fast 75 Jahren kommen Stars von Film und Fernsehen und spielen in Brilon Theater. Nur wie lange noch? Der Besucherring sucht einen Vorstand.

Sie waren alle hier: Blacky Fuchsberger, Volker Lechtenbrink, Sonja Kirchberger oder Grit Böttcher. Alles, was in Film, Fernsehen und großen Schauspielhäusern Rang und Namen hatte oder hat, stand schon auf der Bühne des Kolpinghauses. Der Besucherring Brilon besteht seit über 70 Jahren und ist heute weit und breit das einzige sogenannte Bespieltheater. In der Regel gibt es acht Inszenierungen pro Saison mit einer guten Mischung aus Boulevard und Klassikern. Die vier Landestheater aus NRW sind gern hier zu Gast, aber auch andere Bühnen schätzen den persönlichen Kontakt und die Gastfreundschaft. Die 75. Spielzeit (2024/2025) steht aber nun auf der Kippe und damit die gesamte Zukunft des Besucherrings. Wenn, ja wenn sich kein neuer Vorstand findet.

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Vereinsvorsitzender Peter Schmidt, Geschäftsführerin Kirsten Ochsmann und Kassierer Thomas Ochsmann hatten schon vor zwei Jahren bei der letzten Mitgliederversammlung erklärt, dass sie die Vorstandstätigkeit in andere Hände abgeben möchten. Alle sind schon lange ehrenamtlich tätig und möchten aus privaten Gründen nicht mehr weitermachen. „Aber bislang haben sich keine Nachfolger gefunden“, sagen Peter Schmidt und Kirsten Ochsmann unisono. Ergibt sich bis Januar keine neue Konstellation, wird es ab Herbst 2024 keine weitere Theatersaison in Brilon mehr geben. „Es muss jetzt alles sehr zügig gehen. Wenn niemand unsere Arbeit übernimmt, wird es vermutlich im Jahresprogramm der Stadt hin und wieder ein Theater-Angebot geben, aber kein festes Abo mehr“, so Schmidt. Spätestens im Januar müsste das Theater-Paket für die nächste Saison geschnürt werden. Die Zeit drängt.

Neuer Vorstand muss junge Leute gewinnen

Ein neuer Vorstand würde gleich zu Anfang vor einer großen Aufgabe stehen. Ihm muss es gelingen, neue Ideen und Perspektiven zu entwickeln, um neue Abonnenten zu gewinnen. Vor Corona hatte der Besucherring Brilon 250 Abonnenten. Das sind Theaterfreunde, die zwischen 115 und 159 Euro für ein Abo gezahlt haben. Sie hatten in der Spielzeit ihren festen Sitzplatz, bekamen die Karten nach Hause geschickt und mussten sich um nichts Weiteres kümmern. Der Abonnent/die Abonnentin konnte darauf vertrauen, dass der Spielplanausschuss immer eine gute Mischung aus Bewährtem, Vertrautem und Modernem ausgesucht hatte. Meistens war auch ein Konzert mit im Paket. Dann kam die Pandemie. Eine Saison fiel komplett aus, die andere konnte mit Maske und Stücken ohne Pause durchgezogen werden. Dann kehrte Normalität ein, aber es gab nur noch 140 Abonnenten. Kirsten Ochsmann: „Deren Altersdurchschnitt liegt inzwischen bei 70 Jahren plus. Das heißt, viele scheuen abends auch altersbedingt den Weg ins Theater. Und von den Schüler-Abos - ein Versuch, um eine jüngere Klientel anzusprechen - wurde nicht eines verkauft.“

Viele Schauspieler kennengelernt

Dabei ist die Arbeit im Besucherring durchaus spannend und abwechslungsreich. Streng genommen ist so ein Vorsitzender der kleinste Intendant des Landes. Er - bzw. sie und der Spielplanausschuss - wählen aus einer Fülle von Angeboten das aus, was in Brilon auf die Bühnenbretter kommt. Peter Schmidt: „Die Theater laden uns ein oder kommen auch zu Präsentationen zu uns raus. Wir als ehrenamtliche Besucherring-Vertreter sitzen da oft zwischen hauptamtlichen Kultur-Akteuren. Aber das macht viel Spaß und ist sehr interessant. Wenn wir uns für diese oder jene Stücke entschieden haben, wird es kniffelig. Dann müssen wir schauen, wann welche Bühne zu uns kommen kann und wann bei uns im Kolpinghaus die Bühne frei ist.“ Die Betreuung der Künstler vor Ort fällt ebenfalls in die Regie des Vorstandes. „Ich habe dabei schon viele Prominente kennengelernt. Der Schauspieler Herbert Hermann, ein unheimlich netter Mensch, hat mir mal erklärt, warum man auf der Bühne nicht pfeifen sollte. Wenn früher im Theater die Gaslampen ausgemacht wurden, sorgte man mit einem Pfiff dafür, dass niemand mehr auf der Bühne war, für den Fall, dass Gas ausgeströmt wäre.“

Mit Vollgas in die neue Spielzeit - das wäre der Traum des jetzigen Vorstandes und des Besucherringvereins, der aus rund 50 Mitgliedern besteht, die keinen Beitrag zahlen müssen. „Wir sind gerne bereit, für einen reibungslosen Übergang zu sorgen und wir unterstützen den neuen Vorstand am Anfang, wo wir nur können. Aber es müssen sich neue Leute finden“, so der eindringliche Appell von Kirsten Ochsmann und Peter Schmidt. Sonst fällt bald der letzte Vorhang!

Wer mitmachen möchte - hier der Kontakt: Peter Schmidt, 0160 96669730 oder Kirsten Ochsmann 02961 51918 oder besucherring@gmx.de.