Winterberg. Carsten Röder ist der neue Krankenhauschef in Winterberg. Ein Gespräch über ein mögliches Comeback der Kurzzeitpflege und Zukunftsinvestitionen

Seit ein paar Monaten hat das Krankenhaus Winterberg mit Carsten Röder einen neuen Geschäftsführer. Mit der WP sprach der Familienvater über Investitionsmaßnahmen, ein mögliches kleines Comeback der Kurzzeitpflege und wie er die Einrichtung für die Zukunft krisenfest machen will.

Vorgänger Dennis Figlus führte das Krankenhaus aus der Insolvenz.
Vorgänger Dennis Figlus führte das Krankenhaus aus der Insolvenz. © Krankenhaus Winterberg

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Herr Röder, Sie haben größere Krankenhäuser in Berlin und zuletzt in Leipzig geführt. Wieso sind Sie nun in das „kleine“ Winterberg gewechselt?

Carsten Röder: Für mich war klar, dass die Übernahme der Kliniken in Leipzig und Berlin ein wichtiger Karriereschritt als Manager im Gesundheitswesen ist. Als gebürtiger Westfale war es mir aber auch wichtig, wieder in diese Region zurückzukommen, da sich mein berufliches Netzwerk und Verbindungen über viele Jahre entwickelt haben. Die Entscheidung für die Geschäftsführung in Winterberg habe ich gefällt, nachdem ich mich ausführlich über das Krankenhaus in meinem Netzwerk und bei Kostenträgern informiert habe. Dem St. Franziskus-Hospital mit langer Tradition wird demnach viel Potenzial nachgesagt. Bestätigt wurde dies nach meinen ersten Besuchen in Winterberg als ich das Führungsteam kennenlernte. Zudem bin ich überzeugt, dass ländliche Krankenhäuser gestärkt aus der aktuellen „Krankenhausreform“ hervorgehen werden.

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Was ist das Besondere an der Region Winterberg?

Die Region Winterberg ist geprägt von starkem Tourismus und einer Gesellschaft, die sich auch den demografischen Herausforderungen stellen muss. Mit unserem Krankenhaus sind wir für diese Besonderheiten sehr gut aufgestellt. Hier sind alle Abteilungen zu nennen - Zentrale Notaufnahme für jegliche Verletzungen, Geriatrie, Chirurgie, Neurologie, Allgemeine Innere und Kardiologie.

Wie lief die Übergabe zwischen Ihnen und Ihrem Vorgänger Dennis Figlus?

Die Zusammenarbeit und Übergabe war sympathisch und kompetent. Wir haben uns über offene Projekte, die Personalsituation und Strategien ausgetauscht.

Die Krankenhausreform beschäftigt viele Häuser in ganz Deutschland. Welche besonderen Herausforderungen gibt es für das Krankenhaus Winterberg?

Als Krankenhaus haben wir einen Versorgungsauftrag für die Region, für die Bevölkerung und für die Urlaubsgäste. Zwei Chefarztpositionen wurden aktuell neu besetzt. Damit verfügen wir mit den weiteren Chefärzten über ein sehr kompetentes Team und sind gut aufgestellt. Durch die Reform sollen die kleinen Krankenhäuser, um den Versorgungsauftrag zu erfüllen, weiter gefördert und gestärkt werden. Gleichzeitig werden wir Kooperationen mit benachbarten Akuthäusern schließen, um gemeinsam noch mehr Potenzial zu generieren.

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Wo werden Sie in den kommenden Jahren am meisten investieren?

Neben der Digitalisierung werden wir uns sehr stark zum Thema Personalentwicklung und Förderung unserer Mitarbeiter engagieren. Nur als attraktiver Arbeitgeber können wir uns dem Fach – und Führungskräftemangel weiter erfolgreich stellen. Zudem werden wir uns Pflegefachschule weiter ausbauen und entwickeln.

Die Schließung der Kurzzeitpflege hat Betroffene in Winterberg geärgert. Die Stadt war überrascht. Welche Gründe hatten Sie?

Das verstehe ich sehr gut. Das Krankenhaus war bekannt als zuverlässige Anlaufstelle für diese Patienten. Zum einen muss diese Station komplett modernisiert werden, was auch gerade passiert, zum anderen müssen wir das vorhandene Personal für die Akutversorgung der Patienten einsetzen. Aktuell wird der Bedarf der Kurzzeitpflege geprüft, um nach dem Umbau der Station gegebenenfalls reduziert Pflegeplätze anzubieten.

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Wie sieht die aktuelle Personalsituation in Ihrem Haus aus?

Dies ist natürlich ein permanentes Thema. Allerdings habe ich auch mit vielen ehemaligen Mitarbeitern, die das Haus in der schwierigen Zeit verlassen haben, Gespräche geführt. Erfreulicherweise kommen nicht wenige wieder an das Haus zurück, um den eingeschlagenen positiven Kurs zu unterstützen.

Wie gehen Sie das Thema Digitalisierung an?

Neben einem modernen CT und einem digitalen Röntgengerät investieren wir circa 800.000 Euro in das Thema Digitalisierung und digitale Infrastruktur. Hierzu unterstützt auch das „Krankenhauszukunftsgesetz“ (KHZG) mit entsprechenden Fördermitteln.

Was ist Ihre Vision über die Zukunft des Krankenhauses?

Das Krankenhaus wird sich zu einem stabilen Wirtschaftsunternehmen der Gesundheitsbranche entwickeln und damit einen wesentlichen Anteil zur Akutversorgung für die Region Winterberg, für die Bevölkerung und den Tourismus leisten. Ziel wird es sein eine starke Kommunikation zu den Zuweisern , den Ärzten der Region, wieder aufzubauen und sich als zuverlässiger Partner für die Bevölkerung, Unternehmen und die Politik als Gesundheitsversorger zu etablieren.

Nun noch einmal zu Ihnen persönlich. Als Winterberger Krankenhauschef müssten Sie doch eigentlich auch auf die Skipiste !?

Ich fahre sehr gerne Mountain Bike und habe bereits die Landschaft HSK gut mit dem Mountainbike erkundet. Eine weitere Leidenschaft ist Kochen und natürlich Skifahren.