Hochsauerlandkreis. Auch im Sauerland gibt es inzwischen Apotheker die einen neuen 24-Stunden-Medikamenten-Service anbieten. Sie erklären, wie das funktioniert.
Eine junge Frau benötigt eine neue Packung ihres Blutdruck-Medikaments. Das ist jedoch erst am nächsten Tag in der Apotheke erhältlich. Doch der nächste Tag ist ein Samstag und da muss sie bis nachmittags arbeiten. Für Patienten wie sie bietet der Winterberger Apotheker Jürgen Schäfer jetzt einen neuen Service an. Er hat an seiner Apotheke einen Abholautomaten installiert, an dem ein bestelltes Medikament rund um die Uhr abgeholt werden kann.
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24-Stunden-Service
Immer wieder gibt es Situationen, in denen man es einfach nicht rechtzeitig schafft, ein Rezept in der Apotheke abzuholen, das man aber möglichst noch am gleichen Tag einnehmen sollte. Praktisch, wenn das Medikament dann abholbereit im Automaten liegt. Denn, so gibt Apotheker Schäfer zu bedenken: „Der Lieferservice, den viele Apotheken anbieten, ist ja auch nur dann eine Option, wenn ich das Medikament zu Hause in Empfang nehmen kann.“
Und so hat er sich entschlossen, an der Franziskus-Apotheke in Winterberg einen Abholautomaten zu installieren. Er erklärt: „Bisher wird der neue Service vor allem von jüngeren Patienten gut angenommen. Für sie bedeutet das mehr Flexibilität und das Abholen geht für sie schneller und problemloser als wenn sie erst noch mal in der Apotheke anstehen müssen.“ Er ist überzeugt: „Das Klientel wird sich ausweiten. In der Zukunft werden solche Angebote wichtiger werden.“
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So funktioniert das System
Und wie funktioniert der Abholautomat? Jürgen Schäfer erklärt, dass ein Rezept wie bisher direkt in der Apotheke abgeben oder über die Website hochgeladen werden kann. Der Patient muss dann sagen oder online vermerken, dass er seine Bestellung im Automaten abholen möchte und wird dann per Handynachricht oder E-Mail informiert. Er erhält eine Abholnummer, die er am Automaten eingeben muss, wo das Medikament maximal eine Woche bereitliegt. Eine Beratung werde natürlich nach wie vor telefonisch oder persönlich gewährleistet.
Auch in Olsberg gibt es einen Automaten
Auch Knut Finkel, Inhaber der Markt-Apotheke in Olsberg, bietet für seine Kunden einen Abholautomaten an. Auch er hat ein Beispiel parat, das deutlich macht, warum er sich dafür entschieden hat: Ein Kunde hat beim Hautarzt in Arnsberg ein Rezept bekommen und schickt es in seine Apotheke. Weil er aber erst um 20 Uhr am Abend wieder zu Hause ist, entscheidet er sich für die Abholung am Automaten. „Für meine Kunden ist das ein zusätzlicher Service, den sie rund um die Uhr und auch am Wochenende nutzen können. Man muss es den Kunden leicht machen“, so seine Einschätzung. Attraktiv an dem System ist aus seiner Sicht auch, dass es im Zuge der weiteren Digitalisierung weitere Vorteile und Erleichterung bringe. So könne künftig zum Beispiel auch ein Bezahl-Service als weiteres Modul hinzukommen. Momentan erfolgt die Bezahlung noch ganz klassisch in der Apotheke.
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Apotheken können Öffnungszeiten flexibler gestalten
Auch der Winterberger Apotheker Jürgen Schäfer geht davon aus, dass Abholautomaten ein zukunftsträchtiges Modell sind. Eine Ausweitung des Automatenservice auf weitere, medizinische Produkte wie Pflaster, sieht er zumindest für seine Apotheke zurzeit allerdings nicht. Aber gerade vor dem Hintergrund des zunehmenden Personalmangels in Apotheken werden seiner Ansicht nach Abholautomaten, die rund um die Uhr zur Verfügung stehen, künftig an Bedeutung gewinnen. Zumal seit Juni dieses Jahres die Öffnungszeiten für Apotheken flexibilisiert worden sind. In einer Information der Apothekerkammer Westfalen-Lippe heißt es dazu: „Durch die Schaffung flexibler Öffnungszeiten werden die Apotheken in die Lage versetzt, stärker auf die ortsüblichen Gegebenheiten im Versorgungsalltag einzugehen und die Mitarbeitenden effizient einzusetzen.“
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Randzeiten abdecken
Vor diesem Hintergrund hält auch die Briloner Apothekerin Sandra Dietrich-Siebert Abholautomaten für ein Zukunftsmodell. Die Briloner Pharmazeutin ist neue Vorsitzende der Bezirksgruppe Hochsauerland im Apothekerverband Westfalen-Lippe und Leiterin der Adler-Apotheke in Brilon. „Ich selbst denke auch über die Anschaffung nach“, erklärt die Apothekerin auf Anfrage der WP. Sie geht davon aus, dass es auch im Sauerland auf längere Sicht immer mehr dieser Automaten geben werde. Angesichts der neuen flexibleren Öffnungszeiten und des vorherrschenden Fachkräftemangels und der nicht auskömmlichen Honorierung müsse man sich als Apotheker überlegen, wie man Randzeiten abdecken könne. Da könnten solche Automaten eine Option sein, so ihre Einschätzung.