Olsberg. Das Aqua Olsberg brannte vor zwei Jahren nieder. Die Frage, in welche Form es aufgebaut wird, wird noch debattiert. Nun kamen die Bürger zu Wort.

„Wie stellen sich die Bürgerinnen und Bürger von Olsberg nach umfangreichen Sanierungsarbeiten ihr Aqua in Zukunft vor?“ Mehr Klarheit darüber sollte jetzt ein Workshop im Ratssaal bringen, zu dem die Stadt die Bevölkerung eingeladen hatte.

Wie Bürgermeister Wolfgang Fischer in seiner Begrüßung der etwa 75 angemeldeten Interessenten, die gekommen waren, mitteilte, sollen die Ergebnisse der vier Arbeitskreise in die zukünftige Arbeit von Rat und Verwaltung einfließen. Fischer: „Wir wollen die Bürgerinnen und Bürger von Olsberg in die Planungen einbeziehen“. Er machte aber auch deutlich klar, dass die Stadt die ursprünglich vom Architekturbüro Passgang in einem ersten Entwurf veranschlagten 17 Millionen Euro nicht schultern kann. Heute nicht und auch in Zukunft nicht.

Was die Unternehmensberatung sagt

Zum Auftakt stellte der Unternehmensberater Uwe Winter, der mit seinem Büro GMF GmbH & Co.KG, aus München eine langjährige Erfahrung in der Gestaltung und Unterhaltung von Bädern hat, seine Bedarfsplanung zum Aqua Olsberg der Zukunft vor. In einer Kurzfassung seiner Ausführungen aus der Sondersitzung des Rates von August (wir berichteten) machte Winter noch einmal deutlich, welches Potenzial man in Olsberg ausschöpfen könne. Als besonderes Highlight nannte er hier den Sole- und Saunabereich mit einer Vielzahl von Alternativen. Zum anderen müsse das Freizeitbad neu konzipiert werden und eine größere Kinderlandschaft bekommen, um vor allem junge Familien mit Kindern bis ca. 6 Jahren den Besuch schmackhaft zu machen. Außerdem gab er den Verantwortlichen den Rat aufgrund der allgemeinen Besucherzahlen und der unsicheren Witterungsverhältnisse im Sauerland-Sommer auf das Freibad ganz zu verzichten.

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Der Workshop der Stadt Olsberg um die Zukunft des Aqua Olsberg, stieß bei  den Bürgerinnen und Bürgern auf reges Interesse.
Der Workshop der Stadt Olsberg um die Zukunft des Aqua Olsberg, stieß bei  den Bürgerinnen und Bürgern auf reges Interesse. © Joachim Aue

Das dürfte ein Knackpunkt werden, denn bevor sich die Arbeitskreise um die Stelltafeln gruppierten und in die eigentliche Diskussion gingen, rief ein Bürger spontan auf: „Wer für den Erhalt des Freibades ist, stehe doch bitte mal kurz aufs!“ Das Ergebnis: Mindestens die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops erhob sich von ihren Plätzen und macht damit ziemlich klar, wohin der Weg nach ihrem Verständnis führen sollte.

Bedürfnisse von Familien und der Generation 50+

Es folgte über eine gute Stunde die eigentliche Workshop-Arbeit in vier Einzelgruppen an Pinnwänden mit verschiedenen Fragestellungen. Ihre Anmerkungen hefteten die die Gruppen auf farbigen Zetteln an die Pinnwände. Hier einige Ergebnisse: Zum einen ging es um die Bedürfnisse der Zielgruppen Eltern mit Kleinkindern, Gesundheitsbewusste und Generation 50+ und weiterer eventueller Zielgruppen. Vor allem sollte das Bad den Kindern einen hohen Unterhaltungswert bieten, so dazu die Bürger. Aber auch die Sportschwimmer dürfen nicht zu kurz kommen und die Wassertemperatur innen wie außen müsse stimmen. Während man sich einen Massagen- und Wellness-Bereich durchaus vorstellen konnte, wird die Sole nirgends erwähnt.

Bedeutung des Aqua für den Ort

An der nächsten Pinnwand wurden die Bürger nach der Bedeutung des Aqua für den Ort gefragt. Ihr Fazit: Für das Kneipp-Heilbad Olsberg ist ein vernünftiges Aqua für Einheimische wie Gäste von großer Bedeutung und auch als Ort der Begegnung sowie Freizeitangebot - auch in Form eines Freibades - unverzichtbar. Auf einer Karte hieß es: „Urlauber und Stammgäste fragen nach dem Bad“.

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Um die Prioritäten der einzelnen Badbereiche ging es in einer weiteren Fragestellung. Ganz oben stehen u.a. der Erhalt des Freibades sowie die Konzentration auf Sauna (ganz wichtig!) und Erholung. Andere wünschen sich das Aqua von 2010 zurück. Außerdem soll das Bad ein Alleinstellungmerkmal haben (Zitat: „Wellness hat jeder“) und sich von den anderen Bädern in der Region abheben, so wie auch bisher. Und worauf könnte man verzichten? „Die Gastronomie“ lautet eine Antwort. Experte Winter hatte vorgeschlagen, im Außen- und Eingangsbereich hierauf zu verzichten und zum Beispiel mehr Automaten aufzustellen.

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Bei dieser ganzen Palette von Ideen und Wünschen war die Frage nach weiteren Bedürfnissen eigentlich schon beantwortet. Nennenswert ist hier lediglich noch die Anregung zu bezahlbaren Eintrittspreisen.

Ob das alles, was an diesem Tag im Ratssaal diskutiert und zu Papier gebracht wurde, realisierbar und dann auch noch bezahlbar ist, sei einmal dahin gestellt. Die Kosten für eines neu aufgestelltes Aqua standen an diesem Abend nicht zur Debatte, was sich sicherlich der ein oder andere gewünscht hätte, wie offenkundig wurde. Der Fachmann von GMF, Uwe Winter, sprach in seinem Schlusswort von einem „Kleinod an der Ruhr“ und gab den Olsbergern einen guten Rat mit auf den Weg: „Schaffen Sie kein Bad, was allen Interessen gerecht wird. Von jedem etwas, dieses Projekt ist von vornherein zum Scheitern verurteilt“.