Brilon. In der Stadt Brilon gibt es 2023 großen Laternenumzug. 2022 war die Stadt nach hitziger Debatte noch eingesprungen. Nun folgt eine Absage.
In Brilon wird es keinen großen Martinsumzug mehr geben. Nachdem die Engelbertschule die Organisation nach der Pandemie abgegeben hat, ist im letzten Jahr in einem spontanen Kraftakt die Stadt Brilon als Organisator eingesprungen. In diesem Jahr wird die Stadt die Organisation nicht mehr übernehme und ein großer Martinszug für alle Kitas, Schulen und Familien nicht mehr stattfinden. Clemens Mund als Vertreter der Stadt ist es wichtig, den Eltern und Kindern die Entscheidung der Stadt in einem Exklusiv-Gespräch mit der WP zu erklären.
Briloner Engelbertschule hat den Umzug nach Pandemie abgegeben
Ein Rückblick: Seit vielen Jahren wurde der Martinsumzug in der Briloner Kernstadt durch die St. Engelbertschule organisiert. Die Veranstaltung wurde durch die Stadt, unter anderem mit einem städtischen Zuschuss, gefördert. Während der Pandemiejahre 2020 und 2021 ist der Martinsumzug ausgefallen, vor allem aufgrund der Hygienebestimmungen. „In dieser Zeit haben sich in nahezu allen Schulen und Kindergärten eigene Martinsveranstaltungen etabliert“, sagt Clemens Mund. Dennoch, aufgrund der heftigen und öffentlichen Kritik an der Absage im vergangenen Jahr hatte die Stadt kurzfristig die Organisation des Martinszuges übernommen. „Dafür hat ein ganzer Fachbereich, also rund 20 Leute, ins Rad gegriffen und in kurzer Zeit die Veranstaltung auf die Beine gestellt.“
Stadt Brilon bestellt 1200 Stutenkerle – 800 bleiben übrig
Die Stadt Brilon hat sich nach der Veranstaltung zur Reflexion zusammengesetzt – und zieht ein bitteres Fazit. Auf Grund der gewissermaßen zusätzlichen Veranstaltung des Martinszugs neben den internen Feierlichkeiten in Kindergärten und Schulen ist die Teilnehmerzahl kaum mehr für die Stadt zu prognostizieren. 1200 Stutenkerle sind durch die Stadt – auch aufgrund der früheren Erfahrungen aus den Vorjahren – bestellt worden. Nur 400 wurden an diesem Abend verteilt. Allein 800 Stutenkerle sind übrig geblieben. „Wenigstens die Caritas hat sich gefreut“, sagt Clemens Mund. Gleichzeitig hat die Stadt doppelt gezahlt. Die Einrichtungen wie Kitas und Schulen bekommen durch die Stadt pro Kind eine Zuschusszahlung, diese sei im letzten Jahr sowohl an die Einrichtungen für die internen Umzüge geflossen, als auch noch einmal in den Umzug in der Kernstadt. Quasi eine Doppelbezuschussung. „Zudem sind Polizei, Feuerwehr und Musik tagelang unterwegs, denn auch die dezentralen Veranstaltungen werden in erheblichem Umfang entsprechend begleitet. Gerade die Begleitung eines großen Martinsumzugs stellt hier eine personelle Herausforderung für diese Gruppen dar. Im letzten Jahr standen beispielsweise keine Fackelträger zur Verfügung, was die Atmosphäre des Umzuges nicht unbedingt gefördert hat“, so Clemens Mund. Im letzten Jahr habe es durchaus kritische Stimmen gegeben, die den Umzug als zu groß, lieblos und unpersönlich beschrieben hätten. Mund weiter: „Auch die fehlende Vermittlung christlicher Werte im Umzug wurde durchaus kritisch bemerkt. Hier lassen die dezentralen Veranstaltungen natürlich viel mehr Spielraum für eine entsprechende Gestaltung.“
Kitas aus Brilon wollen den großen Umzug nicht mehr
Fazit: Die Stadt tritt von der Organisation zurück. Die geringe Besucherzahl zeige deutlich, so Mund, dass die Entwicklung weg von den Großveranstaltungen und hin zu den kleineren und familiären Angeboten gehe. Das zeigt tatsächlich auch eine Befragung der Kitas und Schulen. Insgesamt wurden 19 Einrichtungen aus der Kernstadt um Mitteilung gebeten, ob ein großer Martinszug in Brilon stattfinden sollte, auch zusätzlich zu möglichen dezentralen Veranstaltungen, oder ob ein derartiger Zug für nicht erforderlich gehalten wird. Fünfzehn Einrichtungen haben sich klar positioniert und halten den Umzug aus Sicht der Einrichtung für nicht erforderlich. Eine Einrichtung sieht die Eltern der Kinder hier gefordert, sich zu positionieren. Zwei Einrichtungen halten den Martinszug für wünschenswert. Aus einem Kindergarten liegt keine Rückmeldung vor. „Im Ergebnis haben sich nur zwei Einrichtungen klar pro Martinszug positioniert“, sagt Clemens Mund. „Natürlich ist uns bewusst, dass sich einige Eltern den großen Umzug wünschen werden, aber die Einrichtungen haben uns ein klares Bild vermittelt.“
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Die Kirche will den Umzug nicht übernehmen
Hinzu kommt, dass die Stadt die Veranstaltungen in allen Einrichtungen und auch die Umzüge auf den Dörfern weiter bezuschusst, auch in diesem Jahr. Der städtische Zuschuss in Höhe von 1,50 Euro pro Stutenkerl und dem Kostenersatz für acht Wachstuchfackeln pro Ortsteil geht beispielsweise an die ehrenamtlich organisierten Umzüge in den Dörfern. Clemens Mund betont: „Dort dürfen sich auch alle Familien anschließen, die einen Umzug vermissen.“
Einen anderen Organisator für einen großen Martinsumzug in der Kernstadt ist nicht gefunden worden. Die Kirche habe im vergangenen Jahr Interesse angemeldet, sei aber nicht mehr im Spiel heißt es seitens der Stadt.