Willingen. Der Neubau des Lagunenbades in Willingen wird teurer. Aber mit Sommer 2024 rückt ein Eröffnungstermin in greifbare Nähe.

Der Neubau des Willinger Lagunenbads wird teurer: 46 Millionen Euro sind veranschlagt, wie Bürgermeister Thomas Trachte in der Sitzung des Bauausschusses erläuterte. Der letzte Stand für das Lagunenbad waren noch 37 Millionen Euro gewesen. Die Fertigstellung ist für kommenden Sommer geplant.

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„Es gab enorme Probleme, die wir nicht zu verantworten haben“, sagte Trachte. Die vorhandene Bausubstanz erwies sich immer wieder als schlechter, es habe Abstimmungsprobleme mit den Genehmigungsbehörden gegeben, teils fanden sich keine Anbieter für die nötigen Bauarbeiten. Das alles koste Zeit und bringe die Terminkette nicht durcheinander – was wieder Zeit und Geld koste. „46 Millionen Euro – mehr darf es nicht werden“, unterstrich der Bürgermeister. Gegensteuern sei derweil nicht einfach.

Was die Kostenexplosion verursacht

Er gab einen Überblick über die Kostensteigerungen: Durch Änderungen bei der Dachkonstruktion – beim ursprünglich geplanten Trapezblech bestanden enorme Lieferschwierigkeiten, sodass auf eine Holztragschale umgestiegen wurde – wurden Neuerungen im Brandschutz nötig. Kosten: 2,4 Millionen Euro. Angesichts der Entwicklungen auf dem Energiemarkt und der Klimaziele wird die Photovoltaik-Anlage für 600 000 Euro von 286 auf 662 Module vergrößert. Allgemeine Preissteigerungen in der laufenden Krise machten sich mit 1,35 Millionen Euro bemerkbar. Eine Million brauche es, den Rest der bestehenden Bausubstanz gut mit dem Neubau zu verbinden. 3,6 Millionen Euro fasste er im Feld „konstruktive Anpassungen und Qualitätsverbesserungen“ zusammen: im Laufe des Baus gewonnene Erkenntnisse etwa zu Statik und Dämmerung, neue gesetzliche Anforderungen bei der Sole-Lagerung sowie „unbedingt sinnvolle“ gestalterische und innenarchitektonische Maßnahmen.

Der Neubau des Lagunenbads in Willingen macht laufend Fortschritte, wird aber teurer
Der Neubau des Lagunenbads in Willingen macht laufend Fortschritte, wird aber teurer © Wilhelm Figge

Es bestehe die Hoffnung auf weitere Förderung: Beim Land Hessen, das den Neubau bereits mit knapp 18 Millionen Euro unterstützt, wurden weitere 4,5 Millionen Euro beantragt. Zweiter möglicher Lichtblick ist, dass ein Ingenieurbüro das Thema Brandschutz noch mal überprüft: „Sollten wir Erfolg haben, könnte uns das 2,5 Millionen Euro sparen“, hielt Trachte fest.Im Vergleich mit anderen Neubauten von Thermen und Bädern laufe Willingen nicht aus dem Ruder – es sei ein schwieriges Thema, berichtete Trachte als Vorstandsmitglied im Hessischen Heilbäderverband. Er unterstrich: „Für mich wäre es eine Katastrophe, wenn die Einrichtung ein Loch in den Haushalt reißt, das jährlich gestopft werden muss.“ Ein Team berechne immer wieder die Wirtschaftlichkeit des Projekts und den Punkt, an dem es sich rechnet.

Fast eine viertel Million Besucher sind nötig

Mit den bisherigen Kosten und der beantragten Förderung wären 240 000 Besucher im Jahr nötig. In einem schlechteren Szenario ohne die Förderung und mit einer Kostensteigerung auf 50 Millionen Euro wären es 280 000 Gäste. Zum Vergleich: In den 1990er und 2000er Jahren sei diese höhere Zahl erreicht worden, im vergangenen Jahrzehnt waren es noch 180 000 bis 190 000 Besucher. Nicht seriös einschätzen lasse sich derweil, ob sich das Kundenverhalten geändert habe: „Die Leute müssen auch aufs Geld achten“, hielt Trachte fest – und viele andere Freizeitangebote kosteten auch.

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Was er noch betonte: Wenn das Bad tatsächlich Verluste machen sollte, werde das nicht aus Steuern finanziert, sondern aus touristischen Mitteln. Über Kurtaxe und Bäderpfennig kommen mehr als zwei Millionen Euro in die Kasse, die auch schon das bisherige Defizit des Kurbetriebs ausgleichen. Da sei noch Raum, aber: „Was dann abgehen würde, stände für andere touristische Zwecke nicht zur Verfügung.“ Fest stehe, dass der Bürger ein Defizit nicht zahlen müsse: „Das ist so haushaltstechnisch nicht vorgesehen und von mir politisch ausgeschlossen.“

Ziel ist, das Bad im Frühsommer zu eröffnen, so Trachte. Der 1. Juli ist das späteste Datum im aktuellen Zeitplan, der auch die Testphase beinhaltet. Es könnte auch schon früher so weit sein, doch sei er mit Ankündigungen vorsichtig.