Brilon/Winterberg. Gastwirte aus dem Sauerland sprechen über das Trinkgeld der Kunden. Jeder Euro wird zu Zeiten der hohen Inflation mehrfach umgedreht.

Zehn Prozent oder doch lieber einfach nur aufrunden? Beim Besuch in einem Restaurant oder in einem Café sind die Kunden gefragt, ob und wie viel Trinkgeld sie nach dem Essen der Bedienung hinterlassen. Steigende Preise überall, Krisen wo man nur hinschaut und die ebenfalls steigende Inflation machen den Besuch in der Gastronomie zu einem Luxusgut. Gastwirte aus dem Hochsauerlandkreis haben mit der WP über die Entwicklungen des Bedienungszuschlags gesprochen und kommen alle auf einen gemeinsamen Nenner.

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„Der Brabander“ in Winterberg: Armband mit einem integrierten Chip

Beim Restaurant „Der Brabander“ in Winterberg wird nicht mehr in dem Maße wie es früher geschehen ist auf Bargeld gesetzt. Die Gäste bekommen ein Armband mit einem integrierten Chip und bezahlen ihre Rechnung meist digital. „Trinkgeld wird heutzutage vermehrt per Karte oder digital mit PayPal gegeben“, berichtet Danny Meurs, der Inhaber des Winterberger Restaurants. Touristen aus den verschiedensten Ländern würden auch ihre Trinkgeld-Mentalität mitbringen, somit sei es nicht immer selbstverständlich, dass man überhaupt mehr gibt, als die Rechnung es fordere. „Wir teilen alles unter den Mitarbeitern auf. Der, der spült hat genau so viel geleistet wie die Bedienungen“, so Meurs weiter. Im Verhältnis sei das Niveau der Bedienungszuschläge aber genau gleichgeblieben.

„Tommy’s Restaurant“ in Brilon: Trinkgeld zwischen Bedienungen und Küchen aufgeteilt

Bei „Tommy’s Restaurant“ in Brilon sieht es ähnlich aus. „Das Thema Trinkgeld war und ist bei jedem Gast immer noch individuell. Da spielen viele verschiedene Faktoren eine Rolle. In der Regel liegt es zwischen fünf und zehn Prozent“, so der Inhaber Thomas Hillebrand. Essen zu gehen sei schon seit Jahren zu einem Luxus geworden, auf den viele Menschen aber nicht verzichten würden. „Unser Klientel ist gleichgeblieben und mit ihnen auch die Menge des Trinkgeldes“, so Hillebrad weiter. Im „Tommys“ wird der Obolus der Gäste ebenfalls gerecht zwischen Bedienungen und Küchen aufgeteilt. Etwas Ungewissheit für die Zukunft bleibt trotzdem: „Ob sich die Erhöhung der Mehrwertsteuer ab Januar das Trinkgeld beeinflusst, bleibt abzuwarten.

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„Café am Markt“ in Brilon: Nicht unbedingt am Trinkgeld sparen

“Im „Café am Markt“ Im Herzen von Brilon mischen sich viele Stammgäste und Touristen. „Die Inflation hat sich bislang noch nicht wirklich bemerkbar gemacht und ist auf demselben Niveau wie im letzten Jahr. Wenn Touristen da sind, dann merkt man, dass sie in ihrer Freizeit nicht unbedingt am Trinkgeld sparen“, berichtet Viktor Wolf, Ehemann der Inhaberin des Cafés. Auch hier lässt sich kein besonderer Rückgang des Bediengeldes oder generell der Besuche zu Krisenzeiten feststellen.

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Ein Exkurs in andere Trinkgeldkulturen stellt heraus, dass die gängigen fünf bis zehn Prozent, die man in deutschen Restaurants und Co gibt, einen Durchschnittswert ergeben. In Italien ist es beispielsweise in vielen Städten üblich einen Pro-Kopf-Betrag für das Besteck von etwa 1,50 Euro bis drei Euro zu verlangen, dann aber die Rechnung auf den Euro genau bezahlt wird. In den Vereinigten Staaten entwickeln sich aktuell ein fragwürdiger Trend. „Mehr Trinkgeld für weniger Service“ betitelte die Tagesschau ihn zuletzt. Vor wenigen Jahren lag der „gängige“ Bedienzuschlag bei 15-20 Prozent, zurzeit wird alles unter 20 Prozent als schlecht angesehen.