Winterberg. Forscher sehen Wintersportgebiete als Klimakiller. Die Wintersport-Arena wehrt sich gegen diese Vorwürfe – mit einer eigenen Studie.

Kritik am Wintersport wird lauter. Im Zentrum stehen unter anderem Beschneiungsanlagen. Die so genannten Schneekanonen seien ökologisch besorgniserregend und in Zeiten des Klimawandels nicht mehr zu rechtfertigen, so Wissenschaftler. Für den Wintersport rund um Winterberg sind solche Veröffentlichungen problematisch. Es geht auch um die Deutungshoheit: Ist Skitourismus noch zu rechtfertigen oder wird er im Zuge des Klimawandels in den Köpfen der Menschen zum Klimakiller.

Forscher: Nicht mit voller Gewalt auf Kunstschnee setzen

Zuletzt war eine Studie veröffentlicht worden, in der den meisten Skigebieten in Europa das Aus vorhergesagt wurde. Im Fachjournal „Nature Climate Change“ wurde ein hohes Risiko für Schneemangel in weiten Teilen Europas prognostiziert. Um das Ziel, die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, sei es notwendig die Tourismusaktivitäten wie den Skisport in seiner derzeitigen Form stark zu begrenzen.

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Prof. Dr. Alexander Hodeck von der International School of Management (ISM) hatte Anfang des Jahres ebenfalls eine Studie veröffentlicht, in der ein Strukturwandel für Wintersportdestinationen gefordert wurde. Auswirkungen des Klimawandels würden von der Wintersportbranche verharmlost: „Oft hört man das Argument: Klimawandel ist uns allen bewusst, aber im Moment besteht noch kein Handlungsbedarf, weil sich die Skisaison einfach stärker von November hin zu Ostern verschoben hat. Das gibt einem schon zu denken.“ Anbieter müssten es auch im Sommertourismus schaffen, aus den natürlich gegebenen Attraktionen ein Angebot zu schaffen, um Wertschöpfung zu generieren. Das Thema Nachhaltigkeit müsse ernsthafter verfolgt werden statt „mit voller Gewalt auf Kunstschnee“ zu setzen.“

Die Studie im Auftrag der Wintersport-Arena: Ökologischer Wintersport

Beschneiung der Skipisten mit Schneekanonen und Schneelanzen vor dem Start der Saison in Winterberg: Es geht um die Deutungshoheit.
Beschneiung der Skipisten mit Schneekanonen und Schneelanzen vor dem Start der Saison in Winterberg: Es geht um die Deutungshoheit. © Lars Heidrich / FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Die Wintersport-Arena Sauerland wehrt sich gegen diese Kritik und präsentiert nun eine Studie der Agentur MonteniusConsult zum Wintersport im Sauerland. Darin wird dem Wintersporttourismus Nachhaltigkeit attestiert. Sie wurde auf der Mitgliederversammlung der Wintersportarena vorgestellt. Es seien ökonomische, ökologische und soziale Grundlagen und Zusammenhänge, ihre Verflechtungen und Auswirkungen berücksichtigt worden. „Wir wollen isolierte Betrachtungen vermeiden, da diese zu Fehleinschätzungen verleiten“, sagte Verfasser Christoph Schrahe.

Der Mann hinter der Studie der Wintersport-Arena Sauerland

Schrahe ist Gründer des Unternehmens Montenius Consultm das nach eigenen Angaben Visionen für Ferienorte und Freizeitunternehmen entwickelt und realisiert. Die Firma hat sich auf die Entwicklung von Bergferienorten spezialisiert. Ein Fokus liegt auf Wintersportgebiete. Schrahe hat, das ist nachzulesen auf der Webseite seines Unternehmens, knapp 500 Skigebiete in 41 Ländern auf sechs Kontinenten bereist und als Autor Bücher und Reiseführer dazz schrieben. In der Profilbeschreibung auf der Firmenwebseite heißt es: „Christoph Schrahe entwickelte gemeinsam mit dem Eidgenössischen Schnee- und Lawinenforschungsinstitut (SLF) in Davos für die Planung von technischen Beschneiungsanlagen das Simulations-Programm SnowPlan. Der Masterplan Wintersportarena Sauerland, durch den ab 2000 im Sauerland Projekte zur Aufwertung der Wintersportinfrastruktur mit einem Investitionsvolumen von rund 130 Millionen Euro angestoßen wurden, geht maßgeblich auf seine Initiative zurück.“

Ein Mitarbeiter startet eine Schneekanone und richtet sie aus. Die Beschneiung wird immer wichtiger – und effizienter, so die Wintersportarena.
Ein Mitarbeiter startet eine Schneekanone und richtet sie aus. Die Beschneiung wird immer wichtiger – und effizienter, so die Wintersportarena. © Lars Heidrich / FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

In der Studie, die er im Auftrag der Wintersportarena Sauerland erstellt hat, wird der Wintertourismus als „wirtschaftlich hocheffizient und ökologisch wertvoll“ beschrieben. „Es werden auch kritische Punkte in die Betrachtung mit einbezogen, aber eben nicht nur diese“, heißt es. Stattdessen beleuchte die Studie auf 150 Seiten, wie sehr die Region vom Wintertourismus profitiere. Ein Fazit: Der Nutzung von Wasser wird auf eine sachliche, korrekte Ebene gehoben und gezeigt, dass der Wintersport Flora und Fauna nicht schadet. Durch die Nutzung im Winter sei es möglich, Flächen im Sommer zu bewirtschaften und die Artenvielfalt zu erhalten.

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Was den Energieeinsatz bezogen auf die Wertschöpfung betrifft, ist der Wintersport laut Studie, im Vergleich mit der Gesamtwirtschaft besonders effizient und setzt zu einem höheren Prozentsatz Ökostrom ein. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass es im Vergleich zu anderen Tourismusformen keine langen Lieferketten gebe, das Produkt Schnee werde vor Ort genutzt, entsorge sich rückstandsfrei und vorn selbst.

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Wintersport im Sauerland könne es noch viele Jahre geben ist Schrahe sicher. Der Klimawandel zeige im Sommer deutlichere Auswirkungen als im Winter. Zudem schreite die technische Entwicklung voran. Zwar sei die Menge an Naturschnee weniger geworden, was aber durch Beschneiung mehr als kompensiert werde. Beschneiungsanlagen seien effizienter geworden. Eine Schneekanone erzeuge mit dem gleichen Energieeinsatz doppelt so viel Schnee wie noch vor 20 Jahren. Schneelanzen produzierten sogar dreimal so viel wie die Modelle vor 15 Jahren. Die Studie schlussfolgert: Im Gegensatz zu früher, werde das Sauerland zukünftig sowohl im Winter als auch im Sommer eine klimatische Lagegunst haben: Im Winter biete es das seltener werdende Erlebnisgut Schnee, im Sommer eine Zuflucht vor Hitzeextremen.

Klimaneutralität als Ziel

Seit 2019 hat die Wintersport-Arena das Ziel klimaneutral zu werden. Übliche Maßnahmen zur Energieeinsparung oder die Nutzung von Wind- und Sonnenenergie seien Bausteine. Ein weiterer Ansatz sei aus dem Prozess der Beschneiung heraus, Wärme zu gewinnen. Im Verbund mit Kommunen könne dies ein Teil der in der Energiewende geforderten kommunalen Energie-Versorgungskonzepte werden. Die Studie kommt zu einem ehrgeizigen Schluss: Skigebiete haben gute Chancen, Motor der Energiewende in der Region zu werden. rd