Winterberg. Nach der Schließung des Big Mountains in Winterberg: Jetzt spricht Chef Jörg Honekamp und Tourismuschefin Michaela Grötecke nimmt Stellung.

Das Aus des bekannten Lokals Big Mountain in Winterberg beschäftigt nicht nur viele Winterberger. 480 Plätze waren quasi über Nacht weg. Zwar war das Ende des Lokals aufgrund der Pläne eines Investors, der dort an gleicher Stelle ein Hotel und einen gastronomischen Betrieb im alpenländischen Stil eröffnen möchte, beschlossene Sache. Aber der Zeitpunkt überraschte dann doch viele.

Michaela Grötecke ist die Tourismuschefin von Winterberg.
Michaela Grötecke ist die Tourismuschefin von Winterberg. © WP | Benedikt Schülter

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Gastronomie steht unter Druck

Dabei war es schon vor der Schließung der Kultlocation besonders in der Ferienzeit und an den Wochenenden schwierig einen Tisch in einem Restaurant zu ergattern. Tourismusförderin Michaela Grötecke betont aber, dass das Restaurantangebot aus ihrer Sicht gut bemessen sei. Die Stadt biete ihren Gästen in allen Himmelsrichtungen und für viele Geschmäcker ein gutes Angebot. „Es drängt sich aber in den Hochzeiten und lokal vor allem im Kernort. Im Tourismuskonzept Winterberg ist daher auch das Ziel formuliert worden, die Gäste noch optimaler und kapazitätsabhängig zu lenken. Digitale Tools könnten hier eine Verbesserung bringen“, sagt sie.

Insgesamt verfüge man in der Ferienwelt Winterberg mit Hallenberg ein sehr gutes und breites gastronomisches Angebot mit umfangreichen Kapazitäten, die vor allem in Winter durch saisonale Betrieben verstärkt würden. „Die Gastronomie steht aber derzeit unter einem erheblichen Druck, weil die Mehrwertsteueranhebung eine erhebliche Auswirkung auf das Geschäft haben wird“, sagt Grötecke. In der aktuell ohnehin herausfordernden Lage seien dies keine guten Voraussetzungen für die Gastronomiebetriebe.

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Maßnahmen sollen helfen

Trotzdem ist sie davon überzeugt, dass man gesamtstädtisch und in der Ferienwelt Winterberg mit Hallenberg sehr gut aufgestellt sei. Die Schließung des Big Mountain sei eine unternehmerische Entscheidung des bisherigen Betreibers. „Wie bei allen Geschäftsaufgaben ist auch diese Entscheidung zu bedauern“, sagt sie.

Die Angebote der Winterberger Gastronomen sprächen für sich. Die Winterberg Touristik und Wirtschaft GmbH (WTW) unterstütze das Marketing der Anbieter und schaffe „gute Rahmenbedingungen“ für wirtschaftliches Handeln. Dafür setzte man sich gemeinsam mit den Unternehmerinnen und Unternehmern, mit hohem Engagement Tag für Tag ein. Angesichts der guten Nachfrage sei Winterberg mehr denn je ein attraktiver Standort für touristische Betriebe inklusive Gastronomie. Unter anderem die Nachwirkungen der Coronajahre, die aktuellen Herausforderungen der Inflation sowie der Arbeitskräftemangel gingen an keinem spurlos vorüber. Zu einigen der Themen haben man bereits Maßnahmen innerhalb der Wirtschaftsförderungsstrategie erarbeitet, die man gemeinsam nach und nach umsetze.

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Gäste waren ungehalten

Jörg Honekamp ist der ehemalige Betreiber des Big Mountain. Auf WP-Anfrage möchte er sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht detailliert zur überraschenden Schließung seines Lokals äußern. Auch dazu, ob das Big Mountain beispielsweise an anderer Stelle erneut öffnen könnte, wolle er erst zu einem späteren Zeitpunkt Stellung beziehen. Aktuell betreibt der Gastronom mit seinem Geschäftspartner André Stielicke noch weitere Lokale. Unter anderem die Stadtschänke in Brilon. Trotzdem sei ihm bewusst, dass die Schließung des Big Mountains das Kapazitätsproblem für Winterberg verschärfe. „In Winterberg ist das Gastronomieangebot eindeutig zu klein“, sagt er.

Das hätten er und seine Kollegen oft am eigenen Leib zu spüren bekommen. „Manche Gäste waren ungehalten, weil sie beispielsweise am Anreisetag nirgendwo einen Platz bekommen haben“, sagt Honekamp. Man sei auch schon mal angeschrien worden. Dass sich die Situation nun weiter verschlechtern könne kann man auch daran ablesen, wie viele Essen an einem hoch frequentierten Tag im Big Mountain servierte wurden: zwischen 500 und 600 Gerichte.