Brilon. Immer öfter fallen Busse aus. Fahrplane an Haltestellen sind veraltet. Auf Anzeigetafeln ist kein Verlass. RLG und Westfalenbus agieren hilflos.
Die Reise mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Brilon war in letzter Zeit oft ein Abenteuer. Und das nicht im positiven Sinn. Mehrere Busse der gleichen Linie trafen nicht ein, obwohl sie an den Anzeigetafeln und diversen Verkehrs-Apps angekündigt wurden oder fuhren eine andere Strecke als die laut Fahrplan.
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Auf digitale Anzeigen kein Verlass
Im ÖPNV herrscht oft Chaos. Die elektronischen Anzeigetafeln an den Haltestellen kündigten Linien an, die nie an der Haltestelle eintrafen oder der Bus, der vor den wartenden Fahrgästen stand, wurde nicht angezeigt. Mal stimmte der gedruckte Fahrplan an der Haltestelle, mal die Anzeigetafel. Auch Reisende, die ihre Fahrt mit diversen Verkehrs-Apps wie der DB-App oder Google-Maps organisierten, dürften verwirrt gewesen sein, da diese ihnen wieder andere Informationen mitteilten als die Anzeigen vor Ort.
Linie S30: RLG hat Fehler inzwischen behoben
Dies betraf u.a. die Linie S30 mit der Reisende nicht wie gewohnt zum Bahnhof in Brilon fahren konnten, wenn sie am Markt auf den Bus warteten. „Aufgrund der Baumaßnahmen im Briloner Stadtgebiet musste der Fahrplan der Linie S30 zwischen Brilon und Olsberg angepasst werden. Seit Freitag, 1. September beginnen und enden alle Fahrten der Linie S30 am Briloner Markt. Der Abschnitt zwischen Brilon-Stadt, Bahnhof und Brilon, Markt entfällt“, teilt die RLG Pressesprecherin Annette Zurmühl der WP mit. Auf den gedruckte Fahrplan der betreffenden Haltestellen ist also kein Verlass. Aber weshalb zeigt der Anzeigetafel an der Haltestelle und auch die Schrift auf dem Bus selbst an, dass Passagiere zum Bahnhof fahren könnten? „Die Datenversorgung der DFI-Anlagen benötigen immer einen gewissen Vorlauf. Deshalb weisen wir zur Zeit nur über einen Lauftext auf die geänderten Fahrtzeiten hin. Am 14. September findet eine Datenanpassung statt, so dass ab diesem Zeitpunkt die Anzeigen auf den DFI-Anlagen wieder korrekt dargestellt werden“, so die Pressesprecherin.
Es sei alles in die Wege geleitet worden, um Fahrgäste vor Ort besser zu informieren. Der RLG hat nun über dem Fahrplan der Linie S30 ein Hinweisschild angebracht, dass diese nur bis Brilon Markt fährt. Der Lauftext an der betreffenden Haltestelle Brilon Markt sowie Niedersfeld-Steinkamp zeigte Beobachtungen am 18. September zufolge jedoch nur Informationen zum 49 Euro Ticket an. Der Linie S30 wurde inzwischen ganz von der Anzeigetafel entfernt.
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Aber reicht ein Lauftext und die Information auf der Internetseite überhaupt aus? Vor allem an Haltestellen ohne DFI-Anlage wird dies schwierig. Lothar Ebbers vom Fahrgastverband ProBahn NRW teilt uns mit: „Notfallpläne über Wochen und Monate müssen von Verkehrsunternehmen eingerichtet und veröffentlicht werden, sobald sie in Kraft treten.“ Sie müssten auch an den betreffenden Haltestellen aushängen, so Ebbers.
Deutsche Bahn bestreitet Ausfälle der R91
Bei den Linien des Verkehrsunternehmens Westfalenbus GmbH gibt es ebenfalls große Schwierigkeiten. Fahrgäste, die mit der R91 von Brilon nach Marsberg gereist sind, habe mehrere Stunden vergeblich auf ihren Bus gewartet. Am Freitag, den 1. September, seien drei Busse dieser Linie hintereinander ausgefallen, weshalb die betroffenen Haltestellen nach 15 Uhr nicht mehr bedient werden konnten. Mehrere Fahrgäste erzählten, sowohl auf den angezeigten Bus um 16 Uhr als auch um 17 Uhr gewartet zu haben, er jedoch nicht eingetroffen sei. Ein Familienvater berichtete, er habe telefoniert und man hätte ihm gesagt, dass auch der letzte Bus um 18:20 nicht kommen würde und die Fahrgäste zum Bahnhof gehen sollten. Gleiches passierte auch am Montag, den 4. September, bei derselben Linie um 15 Uhr. Der Bus wurde jedoch auch hier auf der Anzeigetafel als auch in der DB-App angezeigt, weshalb die Fahrgäste vergeblich warteten.
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Die Pressestelle der DB teilte der WP mit, dass sie sich die Beschwerden nicht erklären könnten. Sie sind davon überzeugt, dass der Bus gefahren sei.
Ein Bus- zwei Richtungen?
Der Schienenersatzverkehr R74 sorgt bei einigen Fahrgästen für Verwirrung, da zwei Busse derselben Linie zur gleichen Zeit in zwei verschiedene Richtungen fahren. Ein Bus fährt nach Olsberg, der andere nach Bestwig. Auf der DFI-Anlage wurde jedoch nur der Bus nach Olsberg angezeigt. Für Fahrgäste stellt sich die Frage: Steige ich ein, obwohl auf dem Bus Bestwig steht? Einige Passagiere hätten beim Busfahrer nachgefragt, darunter auch eine Gruppe Schulkinder, wie eines der Kinder berichtet.
Veraltete Fahrpläne und falscher Fahrtverlauf in Verkehrs-Apps
Wer mit der Linie 382 nicht sofort nach Brilon-Wald bzw. Willingen fahren will, sondern in Petersborn-Gudenhagen aussteigen möchte, kann sich auch weder auf die DB-App noch auf den Fahrplan an der Haltestelle verlassen, denn diese Haltestelle wurde nicht mehr bedient, wie Fahrgäste am Samstag, den 19. August festgestellt haben. Wer den Streckenverlauf am Handy mit der DB-App während der Fahrt mitliest, dürfte verwirrt gewesen sein, denn mehrere Haltestellen wurden ausgelassen. Dass dies auf dem gedruckten Fahrplan nicht zu lesen war, ist nicht verwunderlich, da dieser aus dem Jahr 2018 stammt und seitdem nicht aktualisiert wurde.
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Umleitungen aufgrund der Michaeliskirmes würde der Westfalenbus auch nicht an die Busfahrer weitergeben, was eine ältere Dame am 19. August erlebte. Sie wartete mittags vergeblich an der Ersatzhaltestelle Stracke Straße. Der Busfahrer hätte nichts von der Umleitung gewusst, habe man ihr mitgeteilt. Jedes Jahr während der Kirmes würde eine Beschilderung ganz fehlen. Sie habe außerdem beobachtet, wie einige Touristen suchend von einer Haltestelle zur anderen gelaufen wären.
Fehlende Kommunikation zwischen Verkehrsunternehmen
Ein Grund für dieses Durcheinander: fehlende Kommunikation zwischen dem RLG und dem Westfalenbus. Der RLG ist für die Anzeigetafeln verantwortlich. Der Westfalenbus scheint seine geänderten Fahrpläne und Abfahrtzeiten nicht mitzuteilen und diese teilweise auch an die DB-App nicht weiterzugeben, obwohl er zur Deutschen Bahn gehört.
Die Ausfälle seien jedoch nicht nur in Brilon ein Problem: „Das ist eine NRW-weite Sache im Bus- und Bahnverkehr“, sagt Lothar Ebbers. Seit der Einführung des 9-Euro-Tickets 2022 seien die Ausfälle rapide angestiegen und würden bis heute bestehen. Es gebe Personalmangel und Busfahrer seien durch Krankheit und Corona oft ausgefallen. Die Arbeitsbedingungen seien schlecht und zahlreiche Umleitungen durch Baustellen würden den Straßenverkehr erschweren.
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Trotzdem dürfe dies nicht dazu führen, dass Reisende an einem Bahnhof stranden oder stundenlang vergeblich an der Bushaltestelle warten. In NRW gibt es eine Mobilitätsgarantie. Wenn die Fahrgäste 20 Minuten oder länger auf einen Anschluss warten und auf ein Taxi ausweichen müssen, hat das Verkehrsunternehmen die Pflicht, die Kosten oder zumindest einen Teil der Kosten zu erstatten. Dieses Geld einzuklagen, wenn das Unternehmen nicht zahlt, sei jedoch schwierig, so Ebbers.