Während die Stadt Brilon mit der Deutschen Glasfaser kooperiert, nimmt die Stadt Winterberg von diesem Modell Abstand. Das hat gute Gründe.

Winterberg. Schnelles Internet ist in allen Lebensbereichen – sei es im Beruf, in der Schule oder auch im privaten Umfeld – unverzichtbar geworden. Eine ausreichende Breitbandausstattung ist das A und O für den Alltag aller Menschen.

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Von flächendeckendem Ausbau noch weit entfernt

Daher treibt die Stadt Winterberg den Glasfaserausbau in enger Zusammenarbeit mit dem Gigabitkoordinator des Hochsauerlandkreises, Ludger Laufer, seit vielen Jahren eng und zielführend voran. So wurden bzw. werden aktuell 557 Häuser über verschiedenste Förderprogramme mit einem zukunftsfähigen Breitbandanschluss, der bis ins Haus gelegt wird, ausgebaut. „Von einem flächendeckenden Ausbaustand beim Glasfasernetz sind wir trotz unserer Bemühungen noch weit entfernt. Aktuell findet der Breitbandausbau in Deutschland überwiegend nur auf zwei Säulen statt: Zu einem durch den geförderten Ausbau und zum anderen durch den eigenwirtschaftlichen Ausbau der Telekommunikationsunternehmen.

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Wir als Stadt Winterberg können hier leider nur bedingt selbstständig agieren und hängen oftmals vom Ausbauwillen der Telekommunikationsunternehmen ab, die gerade unsere Dörfer aus wirtschaftlichen Gründen nicht interessant genug für einen Eigenausbau finden. Regionen, die aus wirtschaftlichen Gründen nicht interessant genug für die Telekommunikationsunternehmen sind, können nur durch Förderungen von Bund und Land ausgebaut werden. Daher werden wir auch weiterhin immer dann, wenn wir Förderungen beantragen können, dies im Sinne unserer Bürgerinnen und Bürger tun, das alleine reicht allerdings für einen flächendeckenden Glasfaserausbau nicht“, so Bürgermeister Michael Beckmann.

Trotz der Ausschöpfung aller derzeit verfügbaren Fördermitteln hätten rd. 2.500 Häuser im Stadtgebiet Winterberg immer noch keinen schnellen Breitbandausbau bis ins Haus. Die Häuser liegen fast gleichmäßig komplett über das Winterberger Stadtgebiet verteilt, wo die Telekommunikationsunternehmen und Netzbetreiber aus wirtschaftlichen Gründen kein Interesse an einem Ausbau haben und die Voraussetzungen für eine Förderung auch nicht vorliegen. Daher hat die Wirtschaftsförderung in Zusammenarbeit mit Herrn Laufer in den vergangenen Wochen und Monaten intensive Gespräche mit zwei Telekommunikationsunternehmen geführt, die sich konkret in Winterberg einen Eigenausbau vorstellen könnten.

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Keine Kooperationsvereinbarungen

In der Ratssitzung am vergangenen Donnerstag, 15. Juni, wurde der Rat der Stadt Winterberg über die aktuellen Gespräche informiert. „Beide Unternehmen sind an einem Ausbau in der Kernstadt interessiert schließen dabei jedoch nicht die Ortsteile mit an“, berichtet Christine Schulte von der Wirtschaftsförderung. „Beide Unternehmen wünschen sich für diesen geplanten Ausbau in der Kernstadt, dass wir mit ihnen eine Kooperationsvereinbarung abschließen, um sie bei der Vermarktung der Angebote zu unterstützen“, so Christine Schulte weiter. Und genau hier hat der Rat der Stadt Winterberg klare Kante gezeigt und beiden Unternehmen eine Absage für eine Kooperationsvereinbarung erteilt. „Uns geht es darum, alle Ortsteile gleichermaßen gut versorgt zu wissen und das möchten beide Telekommunikationsunternehmen nicht. Daher werden wir beide Unternehmen nicht mit eine Kooperationsvereinbarung und daraus resultierende mediale Begleitung durch uns unterstützen. Unser Ziel bleibt es weiterhin, Kernstadt und Ortsteile gleichermaßen ausgebaut zu wissen“, so Bürgermeister und die Fraktionen im Rat der Stadt Winterberg.

Ein Telekommunikationsunternehmen wird in jedem Fall, auch ohne die Unterstützung der Stadt, die Haushalte in der Kernstadt ausbauen und jetzt auf die Bürgerinnen und Bürger der Kernstadt zu gehen. Die Winterberger Politik hält weiter am erklärten Ziele fest, gleichwertige Lebensverhältnisse in allen Orten der Stadt Winterberg zu schaffen.

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2,15 Millionen für den Ausbau

Neben dem eigenwirtschaftlichen Ausbau der Telekommunikationsunternehmen gibt es allerdings auch einen neuen Förderaufruf. Mit der neuen Gigabit-Richtlinie 2.0 des Bundes wird die Breitbandförderung mit dem Ziel neugestaltet, den geförderten und privatwirtschaftlichen Ausbau so in Balance zu bringen, dass die flächendeckende Erschließung möglichst erreicht und effizient umgesetzt werden kann. „Wir gehen davon aus, dass wir mit der neuen Gigabit-Richtlinie 2.0 zwischen 850 und 1.150 Adressen ab dem Jahr 2025 gefördert ausgebaut werden können. Der Hochsauerlandkreis ermittelt derzeit die genaue Adressliste“, so Christine Schulte. In der vergangenen Ratssitzung hat der Rat der Stadt Winterberg für diesen Ausbau einen Eigenanteil von bis zu 2,15 Mio. Euro im Jahr 2025 freigegeben. Unter Berücksichtigung der bisherigen Ausbauten würde dies einen geförderten Ausbaugrad von rd. 30 Prozent ergeben.

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Die Stadt Winterberg, der Hochsauerlandkreis und der Gigabitkoordinator werden weiterhin intensiv an einer Gesamtstrategie für Winterberg arbeiten und werden nochmals die Telekommunikationsunternehmen auffordern, Aussagen zu einem möglichen flächendeckenden Ausbau zu machen. Sollte ein eigenwirtschaftlicher Ausbau in allen Ortsteilen durch ein Telekommunikationsunternehmen nicht realisierbar sein, könnte die Gründung einer kommunalen Ausbau-GmbH oder ein Ausbau über die Stadtwerke ein weiterer Lösungsansatz sein. Für diesen Fall hat der Rat ebenfalls grünes Licht gegeben, um den dann noch nicht angeschlossenen Häusern die Möglichkeit zu geben, ebenfalls einen zukunftsfähigen Breitbandanschluss zu bekommen.