Titmaringhausen/Usseln/Kassel. Die Jagd nach drei Tätern führt Polizei und SEK nach Titmaringhausen. Die Bankautomaten-Sprenger sind abgetaucht. Was die Polizei jetzt sagt.
Mit einem Großaufgebot an Polizeikräften lief am, Freitag (16. Juni), in NRW und Hessen die Suche nach drei Straftätern. Sie sollen in der Nacht zu Freitag einen Bankautomaten in Vellmar bei Kassel gesprengt haben. In Usseln haben sie ihr Fluchtfahrzeug nach einem Alleinunfall zu Fuß verlassen. Die Suche konzentrierte sich am Freitag auf Titmaringhausen.
Die Großfahndung wurden in der Nacht von Freitag auf Samstag eingestellt. Die Täter konnten bislang nicht gefunden werden und sind weiterhin flüchtig. „Die Kripo hat jetzt die Ermittlungen übernommen“, sagte ein Polizeisprecher aus Kassel, die die Ermittlungen führt, da die Tat auf hessischem Gebiet verübt wurde.
Der Fall erinnert an die Sprengung eines Geldautomaten in Olsberg im April 2019. Die Täter waren damals zwar auf Rollern geflüchtet. Die Fahndung nach ihnen wurde unter Hochdruck geführt. Letztendlich konnte nachgewiesen werden, dass sie sich in Ostwig über einen langen Zeitraum im Geräteraum eines Sportlerheims versteckt hatten und dort ausgeharrt hatten, bis der Fahndungsdruck nachließ.
Was am Freitag geschehen war
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Freitagmittag: In Usseln, in Titmaringhausen, in Referinghausen – überall an den Ortseingängen stehen schwarze Autos mit hessischem Kennzeichen. Darin sonnenbebrillte Männer in schwarzen T-Shirts. Es sind Polizeibeamte in Zivil, die den Straßenverkehr genau im Auge behalten. Kurz vor Titmaringhausen selbst sind mehrere graue Transporter neben der Fahrbahn auf einem Wanderrastplatz geparkt. Die bewaffneten Polizeibeamten mit Helmen und Schutzkleidung gehören zum Sondereinsatzkommando (SEK) aus Kassel.
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Fluchtfahrzeug wurde gefunden
Wenige Meter weiter mehrere Streifenwagen mit NRW-Kennzeichen und ein Rettungswagen. Polizeisprecher Dirk Bartoldus vom Polizeipräsidium Kassel ist sicher: „Die Täter sind dort gewesen. Ob sie sich noch da aufhalten, sich verstecken, weiter geflüchtet sind oder zu anderen Bandenmitgliedern Kontakt aufgenommen haben, ist unklar.“ Bis zum Abend hatte es aber noch keinen Zugriff gegeben. Die Polizei durchsucht am Freitag jeden Winkel in dem 174-Seelen-Dorf. Auch Suchhunde sind im Einsatz. Ohne Erfolg. Die Wärme erschwert den Tieren das Aufspüren. Aus Titmaringhausen selbst gibt es laut Polizei bereits am Morgen Hinweise, dass sich drei verdächtige Männer im Ort aufhalten, um Garagen, Häuser und Höfe herumlaufen. In einem kleinen Dorf bleibt so etwas nicht ungesehen. Auf solche Hinweise ist die Polizei angewiesen.
Polizeihubschrauber im Einsatz
Seit 8 Uhr kreist der Polizeihubschrauber „Sperber“ aus Rheinland-Pfalz über dem Gebiet. „Zwischendurch musste er aufgetankt und für einen anderen Einsatz abgezogen werden. Danach kam der Hessische Polizeihubschrauber „IBIS“ zum Einsatz“, so Bartoldus. Irgendwo im Bereich Hoher Pön oder Ortslage Titmaringhausen könnten sie sich aufhalten, die drei Männer, die in der Nacht zu Freitag um 3.45 Uhr einen Geldautomaten in einem Einkaufszentrum in Vellmar bei Kassel in die Luft gejagt haben. Anschließend sind die Täter mit einem weißen Audi vom Tatort geflüchtet. „Dieser weiße Audi RS 5 wurde gegen 5.30 Uhr unfallbeschädigt und verlassen in Usseln aufgefunden“, so Dirk Bartoldus. Die an dem Fluchtfahrzeug angebrachten Kennzeichen aus dem Kreis Viersen (VIE) waren in der Nacht zuvor entwendet worden. Der Audi selber war bereits am 1. März in den Niederlanden als gestohlen gemeldet worden.
Verunsicherte Anwohner
In Titmaringhausen verunsichert das große Polizeiaufgebot die Einwohner. „Wir haben das Martinshorn gehört und dann die vielen Autos. Da sorgt man sich schon“, sagt eine Anwohnerin. Man habe gehört, dass das SEK eine Scheune durchsucht habe. Mehr wisse sie aber auch nicht. Andere, die am Morgen zur Arbeit oder den Urlaub antreten wollen, müssen erst durch die Polizei-Absperrung. Niemand kommt einfach so rein oder raus. Federführend für den gesamten Einsatz ist das Polizeipräsidium in Kassel. Vor Ort sind aber auch Beamte aus dem HSK und aus Dortmund eingebunden.
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Die Suche geht weiter. Die Polizei warnt davor, Anhalter mitzunehmen oder auf eigene Faust zu ermitteln. Bartoldus: „Die Täter sind in der Regel bewaffnet und wehrhaft. Das sollte man der Polizei überlassen.“
Die Polizei bittet um Hinweise
Und so werden die drei maskierten Straftäter nach Aufnahmen einer Überwachungskamera beschrieben: Der Fahrer des Autos soll 180 bis 190 cm groß und schlank sein. Er trug dunkle Schuhe, dunkle enge Hose, dunkles Oberteil. Der Beifahrer ist auch 180 bis 190 cm groß, schlank, dunkle Schuhe - helle Sohle, dunkle Hose mit heller Applikation im Knöchelbereich, dunkles Oberteil, große Reisetasche. Der Beifahrer im Fond soll 170-180 cm groß und von kräftiger Statur sein. Er trug dunkle Schuhe, dunkle Hose mit heller Applikation und ein dunkles Oberteil. Hinweise an jede Polizeidienststelle oder an die Polizei in Kassel Tel. 0561 – 9100.
Die Täter hatten bei ihrem Überfall in dem Markt in Vellmar einen erheblichen Sachschaden angerichtet und haben nach ersten Erkenntnissen eine unbestimmte Summe Bargeld erbeuten können. Bei der Flucht hatten sie auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums noch den VW Transporter eines Sicherheitsdienstmitarbeiters gerammt, der dabei unverletzt blieb.
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Aus Sicherheitsgründen war das Einkaufszentrum durch die Polizei zunächst komplett abgesperrt und Entschärfer des Hessischen Landeskriminalamtes waren angefordert worden. Erst nachdem diese weitere Gefahren ausgeschlossen hatten, konnten Kriminalpolizei und Spurensicherung ihre Arbeit aufnehmen.
Einsatzkräfte bleiben vor Ort
Den Bürger in und um Titmaringhausen will die Polizei die Angst vor den Straftätern nehmen. Dirk Bartoldus: „Solange wir die Täter nicht gefunden haben, bleiben Einsatzkräfte vor Ort.“