Marsberg. Investoren planen Windparks im Stadtgebiet von Marsberg, außerhalb der Vorrangzonen. Städtische Flächen dürfen dann jetzt auch bebaut werden.

Wenn denn ein neuer Windpark in der Gemarkung von Erlinghausen gebaut werden würde, dann auch auf den Flächen der Stadt Marsberg. Mit 24 Ja- und vier Nein-Stimmen stimmte dem der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstagabend zu. Der Nutzungsvertrag für die 13 Hektar Grund und Boden in der vorgesehenen Gebietskulisse von 250 Hektar südlich von Erlinghausen mit der Westfalenwind Planungs-GmbH &Co. KG kann somit abgeschlossen werden. Auf Antrag der SPD-Fraktion wurde das Thema aus dem nichtöffentlichen Sitzungsteil in den öffentlichen verschoben.

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Wie berichtet, möchte die Westfalenwind GmbH 11 Riesenwindräder auf einer Fläche von 250 Hektar südlich von Erlinghausen errichten. Die Fläche liegt außerhalb der städtischen Windkraftvorrangzone. In dem Gebiet haben auch Landeigentümer aus den Nachbardörfern Grund und Boden. Inzwischen haben rund 80 Landeigentümer die Nutzungsverträge unterzeichnet.

Pachteinnahmen von voraussichtlich bis zu 50.000 Euro im Jahr

Der Stadtrat Marsberg wollte erst die betreffenden Ortsbeiräte hören, bevor er sich dazu entscheiden wollte, ob die Stadt mit ihren Flächen dabei sein soll und mitverdienen, sollte es denn zu dem Windpark kommen. Denn die Bezirksregierung Arnsberg stellt ihren neuen Regionalplan zur Windenergie vermutlich in 2025 vor.

Sollte es zu dem Windpark kommen, winken der Stadt Pachteinnahmen von voraussichtlich bis zu 50.000 Euro im Jahr, wenn die Windenergieanlage auf ihrer Fläche steht. Wenn sie daneben steht, kann sie mit einer jährlichen Pacht von rund 15.000 Euro rechnen.

Noch mehr Windparks

Im Stadtgebiet Marsberg laufen derzeit verschiedene Planungen für Windparks außerhalb der im gültigen Flächennutzungsplan der Stadt dargestellten Windkraftvorrangzonen.

Die Westfalenwind Planungs GmbH und Co. KG aus Paderborn plant nicht nur südlich von Erlinghausen (Platte/Kump) einen Windpark mit elf Riesenwindrädern. Auch in Westheim plant sie zehn Anlagen auf dem Meierberg. Da ist bereits die Genehmigung beim Hochsauerlandkreis beantragt.

Nach WP-Informationen plant ein anderer Investor in Heddinghausen, angrenzend an das Gebiet in der Gemarkung Erlinghausen, einen Windpark in der ähnlichen Größenordnung, mit einigen wenigen Anlagen in Canstein und Borntosten.

Auch südlich von Giershagen sind mehrere Anlagen in Planung. Das wäre westlich von Erlinghausen.

Hinter der hessischen Landesgrenze östlich zu Erlinghausen drehen sich bereits 30 Windräder. Dem schließt sich nordöstlich eine Windkraftvorrangzone der Stadt Marsberg an. Eine Anlage dreht sich dort bereits zeitweise. Weitere acht Anlagen sollen noch gebaut werden.

Wie ebenfalls schon berichtet, stehen die Planungen des Projektierers Westfalenwind noch ganz am Anfang. Die unterzeichneten Nutzungsverträge sind Voraussetzung für weitere Verfahrensschritte, wie Beantragen der erforderlichen Gutachten.

Die Ortsbeiräte von Heddinghausen. Leitmar und Obermarsberg haben nichts dagegen wenn die Stadt ihren Grund und Boden in Erlinghausen zur Verfügung stellt. Der Ortsbeirat Erlinghausen hatte keine Beschlussempfehlung abgegeben, da sich das Meinungsbild, wie berichtet, sehr heterogen darstellt und Bürgerinnen und Bürger eine Umzingelung des Dorfes befürchten.

Bei der Entscheidung ging es nicht darum Windkraft zu genehmigen

„Wir entscheiden heute nicht über die Windkraft als solche, sondern, ob wir die städtischen Flächen verpachten wollen und Geld verdienen wollen, wenn das Gericht sagt, dass außerhalb der Windkraftvorrangzone ein Windpark gebaut werden darf“, so Fraktionsvorsitzender Peter Prümper.

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Andererseits sei es „unheimlich schwierig“. Es könnte der Eindruck entstehen, „dass wir mit dem Nutzungsvertrag den Weg aufmachen und die Windenergie außerhalb der dafür vorgesehenen Windkraftvorrangzone befürworten würden.“

Prümper: „Es wäre der Supergau, wenn der Eindruck entsteht, die entscheiden und wir können nicht mitreden.“ Der Anschein müsse vermieden werden. Aber, ob das Grundstück nicht verpachtet werden dürfe, wenn sich der Windpark nicht vermeiden lasse, darüber hätte sich in der SPD-Fraktion keine klare Meinung gebildet.

Das Thema sei schon eine Herausforderung für den Ortsbeirat Erlinghausen gewesen, verdeutlichte Frank-Peter Folcz (CDU). Er wertete aber die Tatsache, dass über 80 Grundstückseigentümer die Nutzungsverträgen unterzeichnet haben, „schon als Zeichen, dass Interesse da ist.“

Akzeptanzfördernde Maßnahmen

Die Entscheidung jetzt sei richtungsweisend für die Stadt, so Bennet Muys, Fraktionsvorsitzender der Marsberger Bürgergemeinschaft (MBG). Die Stadt stehe vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen. Leidtragende wären aber die Erlinghauser. Seine Überlegungen liefen dahin, ob der Investor nicht zusätzlich eine Stiftung gründen könnte, die ausschließlich Erlinghausen zugutekommen könnte.

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Das könne er sich kaum vorstellen, so Helmut Löhring vom städtischen Bauamt. Zu den so genannten akzeptanzfördernde Maßnahmen des Investors gehöre aber auch, dass bis zu 7,5 Prozent des Nutzungsentgeltes in einen Topf kämen. Der Investor gebe die gleiche Summe dazu für besondere Zwecke im Ort. Der genaue Prozentsatz müsse noch vereinbart werden.

Es sei schwierig ein Stimmungsbild einzuholen, so Maximilian Becker, Fraktionsvorsitzender der CDU. „Heute geht es nur um die Verpachtung. Wir haben kein Geld zu verschenken.“ Christian Böttcher, Fraktionssprecher der Grünen: „Wir sind nicht die Genehmigungsbehörde. Wenn die sagt, wir lassen den Süden von Erlinghausen raus, wegen der Umzingelung. Gut. Wir hatten nur vier Wochen Zeit, um eine Entscheidung im Rat zu treffen. Wir hätten es wesentlich höher ansetzen müssen, dass im Vorfeld Info-Veranstaltungen stattfinden.“