Hochsauerlandkreis. Im Sauerland fehlt es an Erzieherinnen. Jetzt wird über Quereinsteiger diskutiert. Eine Olsberger Kita-Leiterin hält das für keine gute Idee.
- Der Personalmangel in den Sauerländer Kitassetzt Erzieherinnen zu. In einigen Kitas werden Betreuungszeiten eingeschränkt.
- Der Hochsauerlandkreis setzt auf Alltagshelfer und debattiert über Quereinsteiger in den Kitas.
- Die Leiterin der Olsberger Kita St. Nikolausglaubt nicht, dass das eine Ideallösung ist.
Der Personalmangel in Kitas sorgt bei Erzieherinnen und Erziehern, Eltern, Kitaträgern und Landkreisen für Sorgenfalten, denn mittlerweile wirkt sich der Mangel an Fachkräften auch auf Betreuungszeiten für die Kinder aus. Die Situation ist mitunter so angespannt, dass manche Kitas – wie in Köln – zu einem Rotationssystem greifen müssen und die Kinder nicht jeden Tag betreut werden können. Am bedeutsamsten allerdings sind die Auswirkungen auf die Kinder, denen in der Kita nicht mehr die Bildungsangebote gemacht werden können, wie es eigentlich das Ziel in der Tagesbetreuung sein sollte. Auch im HSK sind temporäre Einschränkungen der Betreuungszeiten erforderlich, wenn zusätzlich zur angespannten Personalsituation beispielsweise krankheitsbedingte Ausfälle hinzukommen. Das bestätigt das Kreisjugendamt, das auch für die Kitas im HSK zuständig ist.
Quereinsteiger in den Kitas – auch im HSK eine Lösung?
„Der Fachkräftemangel ist auch im HSK angekommen; die für NRW ausgewiesenen Personalbedarfe sind auch für die Einrichtungen im HSK festzustellen. Die Personalsituation wird von den Trägern an das Landesjugendamt gemeldet“, heißt es seitens des Jugendamtes weiter. Aktuell werde die Diskussion um ein Herabsetzen der Personalstandards geführt. „Einzelne Programme, zum Beispiel das der Alltagshelfer, bringen weiteres Personal in die Kitas.“ Die Personalanforderungen werden beim Landesjugendamt geprüft. Tatsächlich wird in der Debatte rund um den Fachkräftemangel in den Kitas gerade von vielen Seiten gefordert, dass auch Quereinsteiger in den Kitas beschäftigt werden sollen, um die Betreuung zu gewährleisten. Das HSK-Jugendamt äußert sich zurückhaltend: „„Die Qualitätsdiskussion und der Förderaspekt werden emotional und kontrovers geführt. Ein Träger muss die verlässliche Betreuung einer Kita-Gruppe gewährleisten.“ Eine konkrete Aussage dazu, ob diese Branchenfernen Kräfte eingesetzt werden sollen, ist das nicht. Ein weiteres Problem im HSK: In einigen Städten – unter anderem in Marsberg – sollen neue Kitas entstehen. Wie sollen diese aber in Zeiten von Fachkräftemangel personell bestückt werden? „Neue Kitas brauchen neues Personal. Teilweise wird das Personal aus anderen Bereichen wie den offenen Ganztagsschulen generiert, was wiederum dort Löcher reißt“, so der HSK. Als eine Maßnahme setze das Land gezielt finanzielle Anreize für Träger, verstärkt auszubilden. „Die Effekte treten aber erst zeitversetzt ein“, gibt das Jugendamt zu bedenken.
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Olsberger Kita-Leitung muss auf Personalnot reagieren
Ina Prior ist Leiterin der Katholischen Kita St. Nikolaus Olsberg. Sie musste in den vergangenen Monaten, ja Jahren, schon oft auf eine niedrige Personaldecke reagieren. Sie kann zum einen auf den sogenannten „Flexpool“ der Kita gem. GmbH zurückgreifen, zu dem der Pastoralverbund Bigge-Olsberg Zugriff hat. Für diesen wurden vom Träger zusätzliche Stunden bewilligt, um auf Personalausfall reagieren und Mitarbeiterinnen dann vermehrt einsetzen zu können. Der Flexpool enthält mehr Fachkraftstunden. „Bei längerfristigen Ausfällen sind diese Stunden aber sehr schnell weg“, sagt Ina Prior. Ihre Kita ist – wie viele andere auch – oft am Limit. Gegenseitig müsse man sich nicht nur in den Gruppen, sondern auch innerhalb der Kitas unterstützen. „Tolle Angebote, die wir den Kindern eigentlich so gerne machen würden, sind kaum noch möglich. Wir müssen, wenn wir akute Ausfälle haben, zusehen, dass die Kinder gewickelt und versorgt werden. Das Aufpassen steht dann im Vordergrund und Bildung bleibt auf der Strecke.“ Es ist herauszuhören, dass dies nicht das Selbstverständnis ist, das Ina Prior von ihrem Beruf hat. Eine andere Möglichkeit bleibt ihr nicht.
Betreuungszeiten nur im äußersten Notfall gekürzt
Bisher konnte sie die Kürzung von Betreuungszeiten – ausgenommen während der Pandemie – vermeiden. „Es gab mal ein oder zwei Tage, an denen wir die Eltern bitten mussten, die Kinder Zuhause zu lassen, die eine Betreuung nicht unbedingt benötigen. Die Eltern haben darauf sehr verständnisvoll reagiert.“ Ein Rotationsmodell, wie es in Großstädten nun zum Einsatz kommt, lehnt sie ab. „Das ist doch gar keine Lösung. Die Kinder brauchen Routine und können so doch gar keine Bindung aufbauen.“ So schlimm, dass es zu diesem Modell kommen könnte, steht es aber noch nicht im Hochsauerlandkreis.
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Einsatz von Quereinsteigern für Erzieherinnen kaum eine Hilfe
Den Einsatz von Quereinsteigern hält Ina Prior nicht für die Ideallösung. Sie glaubt, dass nur gute Fachkräfteausbildung den Mangel an Personal beseitigen kann. „Quereinsteiger müssen durch uns Erzieherinnen angeleitet werden. Sie müssen lernen, wie sie mit den Kindern umgehen und was sie über Kinderschutz wissen sollten. Die Qualität der Betreuung sollte gewährleistet werden, denn es geht nicht einfach darum, dass da einer steht und da ist.“