Alme. Auch nach der Infoveranstaltung des Kirchenvorstands protestieren die Almer laut. Die Kirche wird teilabgerissen, kein Platz mehr für die Orgel.

Die Mitglieder der St. Ludgerus-Pfarrgemeinde in Alme müssen sich wohl mit dem Gedanken anfreunden, dass ein Teil ihrer denkmalgeschützten Pfarrkirche ein Opfer der Abrissbirne wird. Da brachte auch eine Informationsveranstaltung in der Gemeindehalle keine Wende. Eingeladen dazu hatte der Kirchenvorstand die Almer Bevölkerung, nachdem es vor einigen Wochen eine Protestaktion an der Kirche gegeben hatte.

Auch nach der Infoveranstaltung des Kirchenvorstands gibt es noch Protest

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Einige Bürger hatten dort gegen den geplanten Teilabriss der Kirche und den Abtransport der Kirchenorgel protestiert. Auch die Polizei war damals im Einsatz; unter anderem deshalb, weil in der Nacht zuvor die Schlösser der Kirche zugeklebt worden waren. Schätzungsweise 250 Almerinnen und Almer waren der Einladung zu der Infoveranstaltung gefolgt und wollten von den Vertretern des Erzbischöflichen Generalvikariats (EGV), des Gemeinde-Verbandes und den Architekten wissen, wie es weiter geht, auch wenn der Abriss des Anbaus aus den 60er Jahren seit Ende letzten Jahres im Einvernehmen mit dem Kirchenvorstand bereits beschlossene Sache und auch durch das Erzbistum Paderborn genehmigt ist.

Nun gehe es darum, einen würdigen Rahmen zu finden und sich noch einmal mit den Gläubigen auszutauschen. Man wolle hinhören, was sie zu sagen haben und ihnen aufgrund des eingereichten Fragenkatalogs die Immobilienstrategie des EGV erläutern, so Propst Dr. Reinhard Richter in seiner Begrüßung. Dr. Richter betonte: „Uns ist die Kommunikation sehr wichtig“. Auch wenn vor allem die Kirchen sichtbare Zeichen für die Präsenz in der Gesellschaft seien, wäre es nicht möglich, alle 2.200 Immobilien im Erzbistum zu halten. Daher sei eine Reduzierung unumgänglich, so die Architektin Carmen Matery-Meding. Noch einmal machten die Experten des EGV die drei Faktoren deutlich, die für den Abriss des 1965 errichteten, 210 qm großen Anbaus sprechen. Angeführt wurden zum einen die ständig sinkenden Besucherzahlen (derzeit pro Messe ca. 36 im Durchschnitt) und die unübersehbaren Mängel am gesamten Gotteshaus wie Risse, abfallender Putz und das sanierungsbedürftige Dach.

Renovierung für zwei Millionen Euro

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Würde man die Kirche im aktuellen Zustand komplett renovieren, so würde das knapp zwei Millionen Euro kosten. Diese Summe müsste die Pfarrgemeinde St. Ludgerus wohl selbst aufbringen, da dann gemäß der Immobilienstrategie des Erzbistums nur noch bestandserhaltende und versicherungstechnische Maßnahmen (ca. 555.000 Euro) gefördert würden. Anders ist es bei einem Rückbau, für den etwa 2,7 Millionen Euro Gesamtkosten veranschlagt werden. Hier würde der Eigenanteil derzeit 464.473 Euro betragen, eine Summe, die laut Franz-Josef Sürig vom Kirchenvorstand der Pfarrgemeinde aufgebracht werden könne. In der verkleinerten Kirche fänden dann zwischen 70 und 120 Gläubige Platz.

Aus dem Publikum gab es zahlreiche, mitunter polemische, Wortbeiträge. Da war unter anderem von „Kaputtsparen“ die Rede, denn schließlich sei schon 2008 Handlungsbedarf festgestellt worden. Man wollte wissen, wer die Orgel „verhökert“ habe, für die nach einer Renovierung und Verkleinerung des Gotteshauses von 577 auf 360 qm kein Platz mehr sein wird. Auch hohe Architektenkosten waren ein Thema, wie die Respektlosigkeit gegenüber den Vorfahren, die um 1752 einmal die Kirche erbaut haben und denjenigen gegenüber, die sich später für den Anbau stark gemacht haben. Selbst ein Kirchenaustritt wurde in Erwägung gezogen.

Infoabend mit Architekt

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Dementsprechend konnte auch an diesem Abend kein gemeinsamer Nenner gefunden werden. Fakt ist, dass jetzt die Pläne für einen Abriss, die komplette Renovierung und Umgestaltung von St. Ludger weiter verfolgt werden. Aber vor Herbst dieses Jahres werden die Baumaßnahme wohl nicht starten können, da sich im Gebälk der Pfarrkirche die Fledermäuse recht heimisch fühlen. Abschließend betonte Propst Dr. Richter noch einmal, es gehe darum, eine Lösung für die Zukunft und für die nachfolgenden Generationen zu finden, transparent zu sein und den Entwicklungen im pastoralen Raum Rechnung zu tragen.

Wie der Pastoralverbund Brilon mitteilt, findet am 18. April, um 17.30 Uhr eine Informationsveranstaltung des Architekten Dirk Bohländer zum Kirchenrückbau in Alme im Thomas-Morus-Haus statt. An diesem Abend können Anregungen für die Gestaltung der Kirche eingebracht werden. Die Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen begrenzt.

Anmeldefrist ist der 7. April 2023. Anmeldung und weitere Infos: www.pastoralverbund-brilon.de