Hochsauerland/Waldeck Frankenberg. Der Wolf wird zuletzt immer öfter im HSK und im angrenzenden hessischen Gebiet gesehen. Zuletzt wurde ein Schaf gerissen. Das hat Konsequenzen.

Was ist, wenn der Wolf kommt? Streift er momentan nur durch oder ist er im Begriff, sich auch bei uns anzusiedeln. Nachdem Fachleute bestätigt haben, dass im Februar ein Mutterschaf bei Bad Arolsen von einem Wolf gerissen wurde und nachdem es mehrere Sichtungen auch im Raum Korbach und Medebach gegeben hat, nimmt das Thema an Fahrt auf.

Tierhalter sind besorgt

Am 29. und 30. März gibt es im Nachbarkreis Waldeck-Frankenberg gleich zwei Info-Abende dazu. Im Mittelpunkt steht die Frage: Wie geht es weiter mit der Weidetierhaltung, wenn im Landkreis ein Wolfsrudel entstehen sollte? Nach Ansicht von Manuel Schweiger (Nationalparkleiter Kellerwald-Edersee) ist die Frage nicht ob, sondern wann das passiert. Über kurz oder lang würden sich ein durchziehender Jungwolf und eine durchziehende Jungwölfin dort über den Weg laufen und ein Rudel gründen, zitiert die Waldeckische Landeszeitung in Korbach den Fachmann: „Der Landkreis weist ideale Lebensbedingungen für Wölfe auf“, so Schweiger. Die Region und ihr Umfeld zeichneten sich aus durch Wildreichtum. Der Nationalpark allein wäre zwar als Revier zu klein (Größe: 77 Quadratkilometer), biete aber Beutegreifern wie Wolf oder Luchs ein ruhiges Rückzugsgebiet innerhalb eines Reviers.

Aktuelle Karte der Wolf-Sichtungen in NRW.
Aktuelle Karte der Wolf-Sichtungen in NRW. © WP Brilon | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Warum sollte das nicht auch im Hochsauerlandkreis gelten, wo die Grundvoraussetzungen ähnlich sein dürften? Um die Koexistenz von Wolf- und Weidetierhaltung zu ermöglichen, werden auch in NRW schon lange die Weichen gestellt. Das Umweltministerium NRW hat in den betreffenden Landschaftsräumen mit der Ausweisung von sogenannten Wolfsgebieten, Pufferzonen und/oder Wolfsverdachtsgebieten Möglichkeiten zur Förderung von Herdenschutzmaßnahmen für die Tierhalterinnen und Tierhalter geschaffen. Wie das jeweilige Territorium eingestuft wird, ist nicht zuletzt wichtig für die Unterstützung bei Prophylaxe oder für mögliche Entschädigungszahlungen. Reißt ein Wolf ein Schaf in einer sogenannten Pufferzone, gibt es Schadensersatz auch ohne Präventionsmaßnahmen. In Wolfsgebieten hingegen müsse Tierhalter Schutzmaßnahmen nachweisen, bevor Geld fließe, erklärte Wilhelm Deitermann, Leiter der Pressestelle des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes NRW (LANUV), auf Anfrage unserer Zeitung.

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Pufferzone oder Schutzgebiet

Und wie ist es, wenn der hessische Nachbarkreis eine Pufferzone oder einen wie auch immer titulierten Schutzradius zieht, der möglicherweise auch angrenzendes Terrain im Hochsauerlandkreis umschließt? „In solchen Fällen nehmen unserer Mitarbeiter mit den Kollegen in Hessen Kontakt auf. Es gibt Absprachen und das läuft in der Regel unbürokratisch“, versichert Deitermann. Wenngleich die Fördermöglichkeiten und -maßnahmen von Bundesland zu Bundesland verschieden sein können. Dass die Absprachen über die Bundesländer hinaus funktionieren, zeigt das Beispiel des „Wolfs-Präventionsgebietes Wester­ Wald“, das 2018 vom rheinland-pfälzischen Umweltministerium im grenznahen Bereich zu NRW ausgewiesen wurde und nach und nach um Pufferzonen auf westfälischer Seite ergänzt bzw. erweitert wurde. Im HSK gehört zum Beispiel die Stadt Marsberg zur sogenannten Pufferzone für das Wolfsgebiet Senne-Eggegebirge. Würde in Bad Arolsen eine Schutzzone eingerichtet, wäre die westfälische Seite vermutlich irgendwie mit im Boot.

Viele Emotionen

Die WLZ berichtet weiter, dass die Weidetierhalter im Landkreis Waldeck-Frankenberg verunsichert seien. Matthias Eckel, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Frankenberg: „In kaum einem Thema stecken so viele Emotionen.“ Das bestätigt Landrat Jürgen van der Horst. Gerade vor dem Hintergrund dieser Gefühle streben Landkreis, Kreisbauernverband und Nationalpark eine sachliche Diskussion darüber an, wie sich die Region mit ihren Weidetierherden auf den Wolf vorbereitet.

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„Wenn der Wolf einfällt, besteht ein hohes Risiko, dass die Halter aufgeben, weil sie die Herde mit ihren Mitteln nicht schützen können“, warnt Matthias Eckel. Es gehe nicht nur um finanzielle Aspekte, „sondern auch darum, dass speziell Züchter aus Leidenschaft und Überzeugung eine persönliche Bindung zu ihren Tieren aufbauen“, weiß Eckel aus eigener Erfahrung.„Der Wolf gehört hierher, in unser heimisches Öko-System“, sagt Nationalparkchef Manuel Schweiger zwar, „doch wir brauchen auch die Weidetierhalter und ihre Arbeit im Umfeld des Nationalparkes und für die Offenlandbereiche im Schutzgebiet“, unterstreicht er.