Medelon/Dreislar. Im Raum Medebach gab es in den letzten Tagen mehrere mutmaßliche Wolfssichtungen. Videoaufnahmen zeigen das Tier. Was die Augenzeugen berichten.
Die Meldungen über Wolfsichtungen in der Region nehmen zu: Allein am Montagmorgen gab es sowohl bei Medelon als auch bei Dreislar bei Medebach im Hochsauerlandkreis zwei Beobachtungen, die von Einheimischen jeweils mit einem Video und Fotos festgehalten worden sind. Die Orte, an denen die vermeintlichen Wölfe gesehen wurden, liegen Luftlinie gute zwei Kilometer auseinander. Ob es sich um dasselbe Tier oder zwei verschiedene handelt, ist nicht klar, aber aufgrund der kurzen Distanz und der Ähnlichkeit im Erscheinungsbild wahrscheinlich.
Video an Landstraße 617 auf Höhe der Vogelstange „Kuckucksloch“
Auf dem Video, das an der Landstraße 617 auf Höhe der Vogelstange „Kuckucksloch“ bei Medelon aufgenommen wurde, ist ein einem Wolf sehr ähnliches Tier zu sehen, dass sich unmittelbar am Wegesrand aufhält und dann ohne Hektik einige Meter in den Wald läuft, als sich das Auto nähert. Von dort beobachtet es das Geschehen und flüchtet erst, als das Auto anhält. Typische Merkmale wie kleine Ohren, helles Fell um die Schnauze und an der Kehle oder der nach unten gerichtete Schwanz mit schwarzer Spitze, die einen Wolf von beispielsweise einem Schäferhund unterscheiden, sind dabei zu erkennen.
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Dieses Video ist von drei Forstwirten am Montagmorgen auf dem Weg zur Arbeit kurz nach 7.30 Uhr aufgenommen worden. Ihnen war das Tier einige Minuten vorher im Orketal schon einmal begegnet und dabei erst in eine Wiese sowie weiter in den Wald am Dasseberg Richtung Hesborn gelaufen. Kurz darauf begegneten sie ihm ein zweites Mal: „Wir haben unseren Augen nicht getraut – da steht ein Wolf mitten auf der Straße!“, schildert einer von ihnen dieses Erlebnis. Ein anderer hat das Handy gerade im Anschlag und kann ein kurzes Video drehen. „Der ist auf jeden Fall nicht scheu“, ist das gemeinsame Fazit aus diesem Moment.
Bewegungen, Fährtengröße, Rutenhaltung und Schrittlänge sprechen für einen Wolf
Ungefähr 500 Meter vor Dreislar ist dann eine gute halbe Stunde später eine ähnliche Beobachtung gemacht worden. Ein Einwohner aus Dreislar berichtet auf Nachfrage der WP, dass er gesehen habe, wie ein Tier, das er im ersten Moment für einen großen Hund hielt, auf der Kreisstraße zwischen Medelon und Dreislar lief. Als er mit dem Auto angehalten habe, sei es in die benachbarte Wiese gelaufen und stehen geblieben. Dort sind die Fotos entstanden, auf denen die Häuser am Dreislarer Ortsrand zu erkennen sind. Beide Beobachtungen werden dem für Wolfsichtungen zuständigen Landesumweltamt NRW (LANUV NRW) gemeldet.
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Sebastian Kuhlmann vom Forstbetriebsbezirk Glindfeld hat sich die in Medelon im frischen Schnee hinterlassenen Spuren kurz darauf angesehen und sie vermessen. Aufgrund seiner Erfahrung ist er ziemlich sicher, dass es sich tatsächlich um einen Wolf gehandelt haben kann: „Der endgültige Nachweis liegt immer beim Landesumweltamt, das Wolfsichtungen untersucht. Die Bewegungen, Fährtengröße, Rutenhaltung und Schrittlänge sind jedoch für ihn recht eindeutig. Ein Hund läuft anders.“ Sebastian Kuhlmann geht davon aus, dass es sich eher nicht um ein Jungtier handelt. Es gebe bisher jedoch keine Beweise, dass sich ein Wolf hier niedergelassen habe: „Anders sieht es aus, wenn man eine Wölfin mit Welpen entdecken würde. Ich vermute, dass dieses Tier schon wieder weitergezogen und nicht hier sesshaft ist.“
Wolfssichtungen in den vergangenen Wochen in der Region
In Bad-Arolsen-Helsen soll am 9. Februar 2023 ein Wolf ein Schaf auf einer Weide gerissen haben. Kurz nach dem Vorfall hatte ein Landwirt am Waldrand in der Nähe vom Forsthaus Helsen im Kreis Waldeck-Frankenberg einen Vierbeiner den Feldweg queren gesehen und seine Handykamera gezückt. Auf dem Video ist tatsächlich ein Tier zu sehen, das einem Wolf sehr ähnlich sieht. Der verwackelte Film zeigt, wie der Vierbeiner im Wald verschwindet. Für solche Fälle hat das Land Hessen das Wolfzentrum in Gießen eingerichtet. Es wird dort derzeit geklärt, ob es sich tatsächlich um einen Wolf gehandelt hat. Die Auswertung der Spuren kann einige Wochen dauern. Auch im Raum Korbach hatte es im Januar eine Wolfssichtung gegeben. In Nieder-Ense nahe Medebach wurde ein solches Tier gefilmt.
Im Raum Medebach selbst gab es kurz darauf Anfang Februar ebenfalls vermeintliche Sichtungen eines Wolfs. Wolfssichtungen im heimischen Raum sind nicht ungewöhnlich, im Hochsauerland aber derzeit noch eher selten. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen in Recklinghausen (LANUV) hält genau fest, wann und wo die Tiere in NRW nach gesicherten Informationen gesichtet wurden. Beobachtungen können unter wolf_nrw@lanuv.nrw.de an das LANUV gemeldet werden. Außerdem gibt es unter wolf.nrw/wolf/de/aktuelles nähere Informationen.