Brilon. Javad Argand Ali Abadi ist ein Held. Kollegen werden mit einer Eisenstange schwer verletzt. Ali Abadi geht mutig dazwischen. Seine Geschichte.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst hat am Freitag (17. März) in Köln eine Retterin und neun Retter mit der Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Unter den Geehrten ist Javad Argand Ali Abadi aus Brilon. Er rettete am 1. November 2019 einen Kollegen, der mit einer Eisenstange angegriffen und schwer verletzt wurde, das Leben. Die Amoktat hatte damals für sehr viel Aufsehen im Raum Brilon gesorgt.

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Im Rahmen einer Feierstunde in der Flora Köln dankt Ministerpräsident Hendrik Wüst den Retterinnen und Rettern für ihren herausragenden und selbstlosen Einsatz: „Die Rettungsmedaille ist eine besondere Auszeichnung. Mit ihr ehren wir mutige Frauen und Männer, die anderen Menschen das Leben gerettet haben und damit Vorbilder für uns alle sind. Statt zu zögern oder gar wegzusehen, haben sie das Richtige getan und einfach gehandelt, um ihre Mitmenschen aus einer Notlage zu befreien. Die Geehrten verdienen unser aller Wertschätzung und Respekt.“ Die Retterinnen und Retter hätten mit ihrem herausragenden Einsatz gezeigt, dass jede und jeder Einzelne von uns die Dinge zum Besseren verändern könne. „Auf diese Zivilcourage, für die es in unserem Land noch viele weitere Beispiele gibt, bin ich als Ministerpräsident sehr stolz. Unsere Gesellschaft braucht Menschen, die mit offenen Augen für ihre Mitmenschen durchs Leben gehen und ihnen in der Not ohne zu zögern beistehen.“

Attacke mit Eisenstange: Javad Argand Ali Abadi geht dazwischen

Javad Argand Ali Abadi wurde am 1. November 2029 zum Held.: Ein Mitarbeiter schlägt mit einer Eisen-stange zunächst auf Maschinen und Geräte ein. Dann greift er plötzlich einen Kollegen an. Er schlägt mehrfach auf dessen Kopf und Körper, bis der Mann bewusstlos am Boden liegt. Dann läuft der Angreifer in einen anderen Arbeitsbereich und schlägt dort einem weiteren Mitarbeiter mit der schweren Stange auf Kopf und Rücken. Der Getroffene geht unter der Wucht der Schläge in die Knie. Als Javad Argand Ali Abadi den Kollegen am Boden vorfindet, vermutet er zunächst einen Sturz. Er will ihm aufhelfen. Da sieht er plötzlich den Angreifer mit erhobener Eisenstange auf sich zukommen. Geistesgegenwärtig kann er dem Schlag ausweichen. Nun prügelt der Angreifer wieder auf den Rücken des bereits verletzten Kollegen ein. Es gelingt Javad Argand Ali Abadi den Angreifer abzulenken und von dem verletzten Kollegen wegzulocken. Dann attackiert der Täter plötzlich erneut Herrn Argand Ali Abadi. Der versucht die Eisenstange zu packen und wird dabei selbst an beiden Unterarmen getroffen.

In der Nacht auf den 1. November 2019 schlug bei der „Accu“ in Hoppecke ein Mitarbeiter mit einer Eisenstange auf Kollegen ein.
In der Nacht auf den 1. November 2019 schlug bei der „Accu“ in Hoppecke ein Mitarbeiter mit einer Eisenstange auf Kollegen ein. © Boris Schopper

Bei dem Täter handelt es sich um einen damals 28-Jährigen aus Willingen. Er ist schuldunfähig. Das Landgericht Arnsberg hatte ihn Mitte 2020 in einem Sicherungsverfahren auf unbestimmte Zeit in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Der bis dahin nicht strafrechtlich auffällige Mann hatte gesagt, ihm hätten „Stimmen im Kopf“ befohlen, Bleiplatten und andere Arbeitsutensilien zu vernichten“. Worauf er begann, alles in einen Schmelzofen zu werfen. Als ihn Arbeitskollegen davon abbringen wollten, schlug der 28-Jährige mit einer Eisenstange zu.

Rechtsanwalt aus Brilon fordere Ehrung für Javad Argand Ali Abadi

Mit bloßen Händen hatte sich der Iraner Javad Argand Ali Abadi dem Angreifer in den Weg gestellt. Mit seinen Unterarmen wehrte er weitere Schläge ab, ehe der Täter aufhörte, aus der Werkhalle flüchtete - und später festgenommen werden konnte. „So viel Mut und Zivilcourage müsse man in einer derartigen Situation erst einmal zeigen“, hatte der Briloner Rechtsanwalt Josef Mühlenbein ein zweieinhalb Jahr nach der Amoktat zur WP gesagt. Der Briloner Anwalt war Rechtsbeistand des Täters. Mühlenbein hatte damals gefordert, dem Briloner Retter die Rettungsmedaille des Landes NRW zu verleihen.

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Die Rettungsmedaille des Landes Nordrhein-Westfalen wird seit 1951 auf der Grundlage des Gesetzes über die staatliche Anerkennung für Rettungstaten des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen. Mit ihr werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, die unter Einsatz ihres eigenen Lebens andere Menschen aus einer lebensbedrohlichen Notlage gerettet haben. Insgesamt wurde die Medaille aus massivem Silber bisher an 1.362 Bürgerinnen und Bürger verliehen.