Brilon. Ein Mann verhindert, dass womöglich Menschen beim Attentat bei der Firma Hoppecke getötet werden. Ein Briloner Anwalt kämpft für eine Belobigung.

„Als staatliche Anerkennung für die Rettung eines Menschen bzw. versuchte Rettung eines Menschen aus Lebensgefahr oder für die Abwendung einer gemeinen Gefahr (Rettungstat) verleiht der Ministerpräsident namens der Landesregierung die Rettungsmedaille des Landes NRW oder spricht eine öffentliche Belobigung aus.“ Josef Mühlenbein, Rechtsanwalt aus Brilon, kennt jemanden, der die in § 1 des „Gesetzes über die staatliche Anerkennung für Rettungstaten“ geforderte Voraussetzungen erfüllt: Jener Mitarbeiter der Fa. Hoppecke, der sich beherzt dazwischenwarf, als ein 28 Jahre alter Kollege in der Nachtschicht zum 1. November 2019 urplötzlich ausrastete, mit einer Eisenstange auf zwei Kollegen eindrosch und ihnen schwerste Kopfverletzungen zufügte.

Täter schuldunfähig

„Es hätte Tote geben können“, sagt Josef Mühlenbein - und er muss es wissen. Er hat tiefe Einblicke in den Fall. Der Briloner Anwalt war Rechtsbeistand des Täters. Verurteilt worden ist der damals 28-Jährige jedoch nicht. Er ist schuldunfähig. Wegen einer polymorphen psychiatrischen Störung mit Symptomen einer Schizophrenie hatte das Landgericht Arnsberg ihn im Juli 2020 in einem sogenannten Sicherungsverfahren auf unbestimmte Zeit in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.

Der bis dahin nicht straffällig gewordene 28-Jährige hatte gesagt, ihm hätten „Stimmen im Kopf“ befohlen, Bleiplatten und andere Arbeitsutensilien zu vernichten. Worauf er begann, alles in einen Schmelzofen zu werfen. Als ihn zwei Arbeitskollegen, 64 und 41 Jahre alt, davon abbringen wollten, schlug der 28-Jährige mit einer Eisenstange zu.

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Mit bloßen Händen hatte sich dann ein dritter Kollege, ein damals 21 Jahre alter Iraner, dem 28-Jährigen in den Weg gestellt. Mit nichts als den Unterarmen wehrte er weitere Schläge ab, ehe der Täter aufhörte und aus der Werkhalle flüchtete. So viel Mut und Zivilcourage müsse man in einer derartigen Situation erst einmal zeigen, sagt Josef Mühlenbein: „Eine bemerkenswerte Leistung.“

Landrat eingeschaltet

Deshalb hatte sich der Anwalt an Landrat Dr. Schneider gewandt, den Mitarbeiter für die Rettungsmedaille NRW vorzuschlagen. Ein entsprechendes Schreiben sei im Juli vergangenen Jahres an die Staatskanzlei geschickt worden, hatte der Briloner Anwalt jüngst auf Nachfrage erfahren. Nach Angaben des HSK kann ein derartiges Verfahren durchaus anderthalb Jahre dauern.

Aktion „Steckbrief HSK“

Josef Mühlenbein ist Initiator der „Aktion Steckbrief HSK“. Dahinter stehen Bürger der Region, die für die Aufklärung von Gewaltdelikten privat Belohnungen ausloben. Die Initiative will mit ihrem finanziellen Engagement „die Arbeit der Polizei unterstützen und anerkennen“. Infos auf www.steckbrief-hsk.de