Brilon. Bio boomt. Lisa Brom, die den den Bioladen in Brilon führt, müsste darüber eigentlich glücklich sein. Doch so einfach ist die Rechnung nicht.
Lisa Brom steckt in einem Dilemma. Die wachsende Beliebtheit für Bio-Produkte – vor allem im Lebensmittelbereich – ist zum einen natürlich gut. Dass immer mehr Konsumenten darauf achten, wie ihre Lebensmittel hergestellt wurden und welche Inhaltsstoffe enthalten oder eben nicht enthalten sind, ist ein Trend, der mit ihren Überzeugungen einhergeht. Allerdings sorgt die Schwemme an günstigen bis billigen Bio-Produkten in den Supermärkten für ein Problem für den Briloner Bioladen, den Lisa Brom betreibt. Immer mehr Großhändler und Hersteller verkaufen ihre Produkte nun an den Supermarkt – womit dieser zu einer direkten Konkurrenz für Lisa Brom wird. „Das ist ein totaler Kampf“, sagt sie und zieht ihre Konsequenzen.
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Händler vergessen die kleinen Läden, die sie erfolgreich machten
2018 hat Lisa Brom den Bioladen in Brilon von Ursula Kracht-Philipp übernommen, einer Pionierin, wie sie sagt. Denn Ursula Kracht-Philipp hat dafür gekämpft, Bio-Produkte an den Kunden zu bringen und die gerade heranwachsenden Bio-Hersteller zu unterstützen, in dem sie ihre Produkte in ihrem Bioladen listet. Jetzt – bei wachsender Beliebtheit der Produkte, dienen die Hersteller ihre Produkte den Supermärkten an und vergessen, dass die kleinen Läden ihnen zum Erfolg verholfen haben. So schildert es Lisa Brom. „Das ist einfach enttäuschend“, sagt sie. Schon 2018 hat sie sich Sorgen gemacht. Damals bietet Demeter seine Produkte im Supermarkt an, erstmalig. „Ich dachte, Bauern die Bio anbauen haben höhere Kosten und die großen Supermärkte haben zusätzlich Druck auf Preise und Liefermengen gemacht. Ich wusste nicht, wohin die Entwicklung gehen würde. Ich habe mir um die Labels selbst Sorgen gemacht.“
Kunden könnten auf den Extra-Weg zum Bioladen verzichten
Allgemein bezieht Brom von anderen Labels als Edeka oder Aldi es tun. Hinter den Supermärkten stecken zentrale Großhändler, die ihre Bio-Produkte auf die Märkte verteilen. Lisa Brom sucht sich ihre Produkte von zahlreichen Herstellern zusammen. Rapunzel ist einer davon. Olivenöl kommt von Jordan. Eier aus Oberschledorn. Kaffee aus Medebach. Um die 20 Lieferanten hat sie. Manchmal bezieht sie pro Lieferant nur ein Produkt. Entscheidend für sie ist, dass die beste Qualität beim Kunden ankommt und die Standards eingehalten werden, die sie für Bio-Produkte verlangt. Ein System, das lange funktioniert hat – bis eben auch diejenigen Lieferanten, von denen Lisa Brom ihre Produkte bezieht, begonnen haben, ihre Produkte in den Supermärkten zu verkaufen. „Ich war vor kurzem im Hit unterwegs und habe dort viele Produkte gesehen, die wir auch verkaufen.“ Die Preise seien zwar identisch gewesen, dennoch wird das für Lisa Brom zum Problem. Kunden könnten auf den Extra-Weg zu ihr verzichten, da sie ihre Alleinstellungsmerkmale verliert.
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Edeka-Markt in Brilon: Riesen-Sortiment an Braukhoff-Produkten
Dann der „große Knall“, wie sie sagt. Der Edeka-Markt in Brilon postet, dass es dort nun ein Riesen-Sortiment an Bauckhof-Produkten geben wird. Lisa Brom nimmt die Produkte aus dem Sortiment und ersetzt sie durch andere Marken. „Bauckhof waren mal sehr klein und haben angefangen, als Bio gerade aufkam. Sie sind mit uns Fachhändlern groß geworden. Jetzt kaufen sie sich in den Großhandel ein und nehmen in Kauf, dass wir zugrunde gehen.“ Sie will den Märkten und Herstellern keinen Vorwurf machen. Jeder will wachsen. „Aber wir sind enttäuscht darüber, dass wir vergessen wurden.“ Lisa Brom glaubt nicht, dass das Listing in den Supermärkten dafür sorgt, dass die Hersteller mehr verdienen. Außerdem befürchtet sie, dass die Zulieferer die großen Abnahmemengen nicht produzieren können – über kurz oder lang. Wie will sie selbst nun bestehen in dieser Konkurrenzsituation? Indem sie die Produkte da hat, die die Supermärkte nicht haben. Außerdem bietet sie Beratung zu ihren Produkten und ein Know-How rund um Babynahrung, Unverträglichkeiten und Inhaltsstoffe. „Ich gebe zudem Einzelmengen im Gemüse ab. So kann jeder genau das nehmen, was er braucht und es wird nicht so viel weggeworfen.“
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In einer idealen Welt wäre alles Bio, wie sie sagt. Und sie würde sich als Fachhändlerin nur auf spezielles Tierwohl oder andere Verpackungen konzentrieren oder einen Lieferdienst anbieten. An Ideen mangelt es ihr nicht. Ihr Fokus liegt aber schon jetzt auf der Beratung. Allerdings macht ihr nicht nur die Konkurrenz zu schaffen, sondern auch die Inflation. Vor rund einem Jahr, während die Preise aufgrund des Krieges steigen, hat sie einen starken Umsatzeinbruch. Viele bleiben weg, weil sie Bioprodukte gleichsetzen mit teuren Preisen. Daher nimmt Lisa Brom auch günstige Marken mit auf und gibt beispielsweise Paprika, die massiv teurer geworden ist, zum Einkaufspreis ab. „Hauptsache die Kunden bekommen sie hier noch.“